Was taugt die nachhaltigere Haarpflege?

Festes Shampoo im Ökotest

31. Aug. 2020 von
  • Die meisten der festen Shampoos und Haarseifen im Test schneiden "sehr gut" ab.
  • Kritik gibt es vor allem für die Parfümierung von einer Haarseife und einem festen Shampoo im Test. Die Hersteller greifen zu bedenklichen Duftstoffen.
  • Auch wenn zehn Produkte gar kein Naturkosmetik-Siegel tragen, verzichten selbst sie auf die meisten Substanzen, die Ökotest häufig in Kosmetik bemängelt.

Ohne Silikone, ohne Parabene, ohne tierische Bestandteile: Häufig steht auf den dekorativen Schachteln von festen Haarshampoos und Haarseifen vor allem, was nicht drin ist. Ohne Konservierungsstoffe und Plastikflasche kommen die Produkte sowieso durchweg aus – denn wo kein Wasser ist, da muss wenig haltbar gemacht und nichts abgefüllt werden.

Festes Shampoo und Haarseife im Test

Also alles bestens mit den neuartigen Waschstücken? Um das zu erfahren, hat Ökotest feste Shampoos und Haarseifen auf ihre Inhaltsstoffe getestet. Der Unterschied:

  • Haarseifen enthalten in der Regel hauptsächlich klassische Seife als waschaktive Substanz: Das sind Öle und Fette mit Laugen verkocht. Außerdem haben sie einen basischen pH-Wert.
  • Feste Shampoos waschen mit naturnahen oder synthetischen schaumbildenden Tensiden und haben in der Regel einen leicht sauren pH-Wert.

Das Ergebnis: Die meisten der 26 festen Shampoos und Haarseifen im Test kann Ökotest mit "sehr gut" empfehlen. Bei diesem erfreulichen Ergebnis kann das "ohne" in den Zutatenlisten dick unterstrichen werden. Denn auch wenn zehn Produkte gar kein Naturkosmetik-Siegel tragen, verzichten selbst sie auf die meisten Substanzen, die in Shampoos so häufig kritisiert werden.

Diese festen Shampoos schneiden unter anderem sehr gut ab:

Zero Waste und nachhaltige Zutatenlisten

In keiner einzigen Haarseife und in keinem einzigen festen Shampoo im Test fanden sich Silikone oder umweltschädliche synthetische Polymere. Auch Parabene, die häufig als Konservierungsstoff eingesetzt werden und in Verdacht geraten sind, wie ein Hormon zu wirken, wurden nicht gefunden.

Ebenso wenig steckten PEG/PEG-Derivate in den getesteten Produkten. Diese verbinden als Emulgatoren Wasser und Fett und können die Haut aber gleichzeitig durchlässiger für Fremdstoffe machen.

Das ist nicht selbstverständlich – denn theoretisch könnten auch im festen Stück Shampoo alle möglichen umstrittenen Zusätze stecken, die häufig in den flüssigen Varianten zu finden sind. Aber offenbar sprechen die Hersteller der Trendprodukte eine ganz bestimmte Klientel an, bei der das Bewusstsein für Zero Waste mit dem Wunsch nach einer nachhaltigen und reizstoffarmen Zutatenliste einhergeht.

Festes Shampoo im Test: Eins enthält Lilial

17 feste Shampoos, vor allem aus Drogeriemärkten und Reformhäusern landeten in unserem Einkaufskorb. Das günstigste kostet 2,76 Euro pro 60 Gramm, das teuerste 12 Euro. Empfehlen kann Ökotest sowohl günstige als auch teurere feste Shampoos im Test. Denn ganze 16 Produkte sind "sehr gut". Bei einem einzigen festen Shampoo der Marke „Lush“ enttäuscht ein Inhaltsstoff.

Das feste Shampoo im Test enthält den künstlichen Duftstoff Lilial. Dabei ist inzwischen hinreichend bekannt, dass dieser Stoff im Verdacht steht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu gefährden. Tierversuche weisen darauf hin.

Festes Shampoo: Nicht alle Tenside unumstritten

In zertifizierten festen Naturkosmetik-Shampoos sind auch Tenside nicht unumstritten, denn sie kommen nicht natürlich vor. Sie werden durch chemische Prozesse hergestellt – wenn auch im Falle der Naturkosmetik aus natürlichen Rohstoffen. In festen Shampoos stecken bis zu 80 Prozent Tenside.

Als sehr hautverträgliche Varianten gelten Kokos- und Zuckertenside wie Sodium Cocoyl Glutamate oder Coco Glucoside, die allerdings kostspielig sind und nicht besonders gut schäumen. Am anderen Ende des preislichen Spektrums befindet sich Natriumlaurylsulfat (Bezeichnung auf der Zutaten-Liste: Sodium Lauryl Sulfate). Es steht als aggressives, hautreizendes Tensid in der Kritik, ist jedoch günstig und schäumt sehr gut.

In dem Test kommt Natriumlaurylsulfat lediglich in den festen Shampoos von zwei Marken vor. Aber: Auch hinter dem Tensid Sodium Coco-Sulfate, das in fast jedem zweiten der festen Shampoos im Test steckt und als deutlich milder gilt, kann sich bis zu 50 Prozent des aggressiven Natriumlaurylsulfats verbergen. Beide Tenside sind übrigens auch in zertifizierter Naturkosmetik erlaubt.

Haarseife im Test: Viele sind "sehr gut"

Neben den festen Shampoos hat Ökotest auch neun Haarseifen überprüft. Preislich bewegen sie sich zwischen rund 3 Euro und knapp 5 Euro pro 60 Gramm. Fast alle Haarseifen im Test bewertet Ökotest mit Bestnote, nur eine überzeugt sie nicht.

Diese Haarseife ist mit gleich zwei künstlichen Moschusdüften parfümiert. Das Problem: Galaxolid und das hautreizende Tonalide reichern sich beide im Fettgewebe von Tier und Mensch an, gelten als gewässergefährdend und sind schlecht biologisch abbaubar.

Der Hersteller schreibt dazu, man habe schon vor drei Jahren mit dem brasilianischen Partner vereinbart, die ursprünglichen synthetischen Duftstoffe gegen natürliche Varianten auszutauschen. Doch die nun eingesetzten künstlichen Moschusdüfte stammen definitiv nicht aus den natürlichen Rohstoffen, die das Unternehmen über seine eigentlich lobenswerten Fairtrade-Projekte im brasilianischen Regenwald einsammeln lässt.

Deklarationen sind öfter ungenau

Das Beispiel ist bezeichnend für die neue Produktgruppe der festen Haarwaschmittel: Denn hier tummeln sich auch einige kleine Firmen, die es an Kontrollen anscheinend fehlen lassen oder ihre Produkte ungenau und nicht ganz professionell deklarieren.

In der kritisierten Haarseife im Test stecken unerwünschte künstliche Duftstoffe, zudem fehlt eine vorgeschriebene Chargennummer. Drei andere Anbieter versäumen es, allergene Duftstoffe wie Geraniol zu deklarieren, was gesetzlich verpflichtend wäre. Für diese Deklarationsmängel vergibt Ökotest ein kleines Minus.

Tipps zur Nutzung von Haarseife

Haarseifen sind alkalisch beziehungsweise basisch. Das bedeutet: Seife kann sich mit Kalk verbinden, diese Rückstände können sich am Haar anlagern. Eine "saure Rinse" schafft Abhilfe. Sie verschiebt den pH-Wert wieder in den sauren Bereich, entfernt Rückstände und hilft dabei, das Haar wieder glatt zu machen.

Für die Rinse einen Liter kaltes Wasser plus ein bis zwei Esslöffel Zitronensaft oder Apfelessig über das gewaschene Haar geben. Nicht nachspülen.

Das gilt fürs Verwenden von Haarseifen und festen Shampoos:

Für mehr Schaum die Haarwaschstücke direkt über das feuchte Haar reiben und danach mit den Händen shampoonieren. Seifen und feste Shampoos immer trocken lagern – in einer Schale mit Löchern oder in einem aufgehängten Netz.

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