Es ist nicht alles Gold was glänzt
Jeder, der schon einmal etwas verkocht hat, kennt es: Die Produkte verändern ihre Farbe, dunkle Bohnen werden blass, knallroter Mangold rosa, violette Karotten gräulich. Schmecken tut es vorzüglich, nur sehr appetitlich schaut’s nicht aus.
Wir können es nicht ändern: Das Auge isst immer mit. Zum Beispiel das Rhabarber-Chutney diesen Frühling: Total lecker mit einem Hauch von Sternanis und rotem Pfeffer, super zu Käse. Wäre da nicht diese undefinierbare Farbe, irgendwo zwischen Schlamm und schon mal gegessen.
So ähnlich muss es den Lebensmittelproduzenten gehen: Manchmal sieht man den Endprodukten einfach nicht an, wie viel Gutes in ihnen steckt. Dann – so scheinbar der Usus – muss man die Lebensmittel mit Farbstoffen etwas „schönfärben“, respektive ihnen die Farbe verleihen, die uns suggeriert, das Produkt sei qualitativ hochwertiger als das blassere Pendant. Im Gegensatz zum Chutney, das mit etwas Rote-Bete-Saft schon viel ansehnlicher gemacht werden kann, hat die Färberei in der Nahrungsmittelindustrie recht absurde Formen angenommen.
Farbiger Joghurt und dunkles Brot
Schaut man sich die Etiketten gewisser Nahrungsmittel genauer an, stellt man beispielsweise fest, dass Vollkornbrot oft dunkel eingefärbt ist. Tatsächlich ist Vollkornmehl aber hell, wir glauben nur, dass es gesünder oder „vollkorniger“ ist, wenn es dunkel ist und greifen deshalb instinktiv zum dunkleren Brot. Ähnliches passiert beim Fruchtjoghurt: Je kräftiger die Farbe, desto höher schätzen wir den Fruchtanteil ein und desto eher kaufen wir dieses Produkt.
Schwarz gefärbte grüne Oliven
Bedenklicher verhält es sich mit den schwarzen Oliven, respektive, mit den grünen Oliven, die geschwärzt wurden: Weil die Ernte der reifen, dunklen Oliven, die man von Hand lesen muss, viel aufwendiger und damit teurer ist als die der unreifen Früchte, sind die Hersteller dazu übergegangen, die grünen Oliven schwarz einzufärben. Erkennen kann man die „Fälschungen“ an der einheitlich schwarzen Färbung und der Festigkeit des Fleisches. Sonnengereifte Oliven sind weich und weisen unterschiedliche Farbnuancen aus. Man kann sie ausserdem nicht entsteinen, was die gefärbten Oliven relativ schnell entlarvt.
Selber auch umdenken
Die Hersteller verstecken sich gerne hinter den gesetzlichen Richtlinien, die in diesem Fall den Einsatz von gewissen Farbstoffen erlauben. Oft bemüht wird auch die Argumentation, dass der Kunde das Produkt nicht kaufen würde wenn es eine unansehnliche Farbe hätte. Gerade bei den Oliven ist das vollkommener Blödsinn, aber bei anderen Produkten tragen wir tatsächlich selber auch eine Mitverantwortung.
Ein klassisches Beispiel in der Schweiz ist Kalbfleisch. Aus irgendeinem Grund glauben wir, dass natürliches Kalbfleisch hell sein muss und lassen Fleisch, das einen rötlicheren Ton hat, in der Theke liegen. Dabei kommt die helle Farbe davon, dass das Tier nur mit Milch und Stroh gefüttert wird und nicht mit Gras oder Heu. Die Folgen davon sind Eisenmangel und Immunschwäche, sowie eine Anfälligkeit für Magengeschwüre. Gut für das Tier ist das also nicht. Und besser wird das Fleisch davon auch nicht. Aber so lange wir nur das kaufen, was schön aussieht, verunmöglichen wir, dass sich daran etwas ändert.