Wann bist du satt?

Du isst, was du siehst: So trickst du dein Hungergefühl aus

18. Juni 2016 von

Warum unser Hunger und unsere Bauchumfänge ständig wachsen, möchte die Fachwelt wissenschaftlich erklären. Grund genug für Psychologen, unserem Esserhalten genauer auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wo die Zusammenhänge liegen.

Versuch mit einer Zauberschüssel

Wie Die ZEIT berichtete, wurden Menschen in einem Labor in Amerika Opfer ihrer Gier – oder anders gesagt, mit wissenschaftlicher Raffinesse der Völlerei überführt. Dafür benutzen Ernährungsforscher Brian Wansink von der Cornell University im Bundesstaat New York wenig mehr als ein Suppenteller.

Die Studie maß, wie viel die Teilnehmer aßen. Dafür wurden sie ganz schön hinters Licht geführt: Die Studienteilnehmer wurden zum Testessen eingeladen. Aber nicht – wie ihnen vorgegaukelt wurde – um eine neue Tomatensuppenrezeptur auszuprobieren, sondern um herauszufinden, wie viel sie aus einem sich stets nachfüllenden Suppenteller löffeln würden. Eine intelligente Schlauchkonstruktion sorgte dafür, dass sich die Schüssel niemals leerte. Die Probanden hatten die Wahl: Sie hätten jederzeit sagen können, dass sie satt seien. Taten sie aber nicht. Im Vergleich zu den Testessern die aus normalen Tellern aßen, löffelten die „Magic Bowl-Probanden“ satte 73 Prozent mehr.

Du isst, was du siehst

Wegen Völlerei entlarvt! Waren die Probeesser einfach nur Gierschlunde? So einfach kann es nicht sein. Ernährungsexperte Wansink wollte mit diesem Experiment genauer herausfinden, woran Menschen erkennen, dass sie satt sind. Der volle Bauch scheint es nicht zu sein, denn sonst hätten die Probanden schneller aufgehört zu essen. Daher folgerte das Forscherteam, dass wir uns an anderen Faktoren orientieren, beispielsweise am Füllstand des Tellers. Schließlich wurden wir dazu erzogen, unsere Teller leer zu essen.

Die Studie zeigt etwas sehr Wichtiges: Uns Menschen ist oftmals nicht bewusst, wie viel wir eigentlich essen. Denn die Studienteilnehmer, die aus dem unendlichen Tellern löffelten, fühlten sich nicht satter als die Menschen, die aus normalen Tellern aßen, und das obwohl sie viel mehr Essen im Magen hatten.

Wie groß ist eine Portion?

Wansink wies auch nach, dass größere Teller, größeres Besteck und einige Geschirrfarben zum Mehressen verführen. Grund dafür ist die nach einem Wissenschaftler benannte Delboeuf-Illusion, die optische Täuschungen untersucht: Je stärker der Kontrast zwischen Mahlzeit und Teller und je größer die Teller, desto weniger können wir einschätzen, wie viel tatsächlich drauf liegt.

Dieses Wissen können wir uns aber auch umgekehrt zunutze machen. Einerseits können wir darauf achten, von kleineren Tellern zu essen und dafür kleineres Besteck zu nehmen. So können wir unser Gehirn tatsächlich austricksen.

Das Maß der Dinge ist laut aid.de die Handfläche. Denn die Hand ist immer dabei, wenn’s ums Essen geht. Zudem berücksichtigt sie Alter und Geschlecht eines Menschen. Das einzige was man dabei lernen muss, ist seiner Handfläche zu vertrauen. Dabei gelten folgende Richtlinien:

  • Großes Obst und Gemüse: 1 Stück ist eine Handvoll: Kohlrabi, Apfel, Orange
  • Kleinere Früchte wie Kirschen, Rosenkohl oder Salat: Zwei Hände zur Schale gehalten
  • Eine Fingerdicke Scheibe Brot ist eine Portion
  • Beilagen: Zwei Hände voll sind die Portion
  • Protein: Der Handteller bestimmt, wie viel wir essen dürfen
  • Süßigkeiten und Knabbereien müssen in einer Hand Platz haben

Bildlich werden die Portionengrößen hier dargestellt.

Übrigens …

Europa importiert jährlich Lebensmittel in Milliardenhöhe. An der Spitze sind Milch und Milchprodukte (ohne Speiseeis): 2015 hat beispielsweise Deutschland Milchprodukte im Wert von 5,59 Milliarden Euro importiert. Danach folgt importiertes Fleisch mit einem Gesamtwert von 4,56 Milliarden Euro. Auch Süßwaren sind ein Dauerbrenner mit deftigen 3,63 Milliarden Euro.