Dr. Oetker schneidet in Tests schlecht ab
„Back-Riese“ Dr. Oetker hat mehr als 3500 Produkte im Angebot. Öko-Test hat für die Januarausgabe 26 Artikel analysiert: Mineralöle, viel zu viel Zucker und künstliche Aromen stehen ganz oben auf der Mängelliste.
Aber auch die Unternehmensethik wird laut utopia.de angeprangert. Auf der Website von Dr. Oetker kann man nachlesen, dass Vertrauen, Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit wichtige Werte des im vorletzten Jahrhundert gegründeten Unternehmens sind. Grund genug, einmal genauer hinzusehen.
Ein „sehr gut“, wenig „gut“ und oft „mangelhaft“
Für die aktuelle Januar-Ausgabe wollte Öko-Test wissen, wie verunreinigt oder gesundheitsschädlich die zum Backen beliebten Zusätze und einfach zuzubereitenden Fertigprodukte von Dr. Oetker sind. Die Ergebnisse lassen zu wünschen übrig:
Lediglich ein Produkt, namentlich die gehobelten Mandeln zum Backen, erhielt die Note „sehr gut“ und sorgte damit für den einzigen Peak in der Testbewertung.
„Gut“ schnitt beispielsweise der Pizzateig italienischer Art ab. Der oft gekaufte „Bourbon Vanillezucker“ und der für Kinder gedachte „Paula Schoko-Pudding“ erhielten „mangelhaft“ - die „Choco Lava Törtchen“ erhielten gar grausige „ungenügend“. Warum?
Mineralöle, Zucker und Aromen
In 14 der 26 getesteten Produkte stellten die Öko-Test-Laboratorien Mineralöl aus gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH) fest. Diese sind gesundheitlich bedenklich, weil der Körper sie laut BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) langfristig abspeichert und so Leber und Lymphknoten damit geschädigt werden können. Am meisten MOSH fanden sich im nach wie vor beliebten „Bourbon Vanillezucker“.
Auch Kristallzucker ist ein ernstzunehmendes Problem: Erwachsene sollen laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) nicht mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag zu sich nehmen. Alleine Paula, Dr. Oetkers Pudding speziell für Kinder, enthält aber allein mehr als die Hälfte dieser Empfehlung.
Sogar in den Produkten, in denen man in erster Linie keinen oder wenig Zucker vermuten würde, fanden die Tester viel zu viel vom kristallenen Stoff: Beispielsweise schnitten auch die neu entwickelten Pizza-Burger schlecht ab.
Zudem Aromen wurden ebenfalls als „künstlich und billig“ kritisiert: 16 von 26 Produkte enthielten künstliche Stoffe, um Qualitätsunterschiede auszugleichen und das „Produkt zu standardisieren“, wie oekotest.de schreibt.
Die Testergebnisse können hier nachgelesen und als e-Heft gekauft werden.
Die Reaktion von Dr. Oetker
Mit dem Versuch für Transparenz zu sorgen, bezog Dr. Oetker zur Öko-Test-Analyse Stellung: In einer langen Pressemitteilung bekräftigt der Konzern seine Ansprüche bezüglich Produktentwicklung, Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit.
An der Studie selbst kritisiert Dr. Oetker: „Es gibt insbesondere derzeit für Mineralöl-Gehalte in Lebensmitteln keine gesetzlichen Grenzwerte. Daher benennt auch Ökotest in den vorgenommenen Produktbewertungen keine valide Bezugsgröße.“
Die Pressemitteilung von Dr.Oetker finden Sie hier.
Geschichte von Dr. Oetker
Dr. Oetker hält ein gutes Stück deutscher Unternehmenskultur inne: Gegründet in den 90er Jahren des 19. Jahrhundert experimentierte der junge Apotheker Dr. August Oetker in seiner Apotheke herum. Seine Innovation: Backpulver. In mühsamster Kleinstarbeit wird ab 1891 die genau richtige Menge Backpulver für ein Pfund Mehl von Hand abgefüllt und verkauft. Um die Jahrhundertwende trägt Dr. Oetker dann als Marke eingetragen – der rot-weiße Hellkopf ist geboren.
Zur Nazizeit war das Unternehmen Dr. Oetker zu gewissen Teilen im Nationalsozialismus involviert. Mehr dazu kannst du hier nachlesen.
In den Nachkriegsjahren konzentrierte sich Oetker dann auf einige wenige weitere Produkte und wurde zum Marktführer. Pudding, Vanillezucker und – nach wie vor – das Backpulver sind im Sortiment.
Mangel an Unternehmensethik
In den letzten 70 Jahren ist jedoch viel passiert: Das Unternehmen ist in der Gegenwart angekommen – und mit ihm seine Produkte. Zum Backpulver kamen nach und nach Götterspeise, Vanillesaucen, Backmischungen, Backdekorationen, Fertigkuchen, diverse Instantpulver, Müslis und Tiefkühlpizzen. Das Unternehmen exportierte ebenfalls erfolgreich in andere Bereiche, hauptsächlich Bier und Alkohol. Doch baut Dr. Oetker seit 2010 seine Wettbewerbsvorteile auf Kosten der Bevölkerung und der Umwelt aus?
Öko-Test bemängelte im Bericht nämlich das soziale und faire Engagement des Unternehmens: Es konnten keine Nachweise für zertifizierten Kakao, Palmöl oder Eierherkunft erbracht werden. Auf oekotest.de ist nachzulesen, dass es zwar „schriftliche Bestätigungen der Lieferanten gebe, dass bei der Kakaoernte auf Kinderarbeit verzichtet würde“, vorgelegt wurden Öko-Test aber keine Dokumente. Dasselbe gilt für Milchkühe und Fleisch: Es ist nicht auszuschließen, dass die Tiere mit gentechnisch modifizierten Futtermitteln gefüttert werden.