Discounter Preise in der Abwärts-Spirale
Gerade liefern sich die Discounter-Riesen Aldi und Lidl einen Kampf in ihrer hauseigenen Königsdisziplin: Wechselseitig reduzieren sie ihre Preise für Markenartikel. Wer tiefer gehen kann, hat gewonnen. Was geschieht, wenn sie den tiefst möglichen Punkt erreicht haben, ist ungewiss.
Preiskorrektur oder Preisdumping ?
Seit Aldi zum ersten Mal eine Red Bull Dose in ihr Regal gestellt hat, ist der Preis für eine 0,25 Liter Dose von 1,49 Euro auf 95 Cent gesunken – innerhalb weniger Wochen. So erging es auch anderen Markenprodukten wie Lenor, o.b.-Tampons oder Funny Chips. Die Schlacht um den Verteilermarkt ist in vollem Gang.
Während sich der Verbraucher über die Schnäppchen freut, geraten die Hersteller zunehmend unter Druck. Wie sollen sie ihre hohen Preise bei anderen Vertriebskanälen längerfristig rechtfertigen, wenn es offensichtlich möglich ist, etwa eine Dose Red Bull oder ein Glas Nutella zu einem viel günstigeren Preis zu erstehen? Und wie sollen sie andererseits bei Dumpingpreisen ihr Qualitätsimage aufrechterhalten?
Nur der Billigste gewinnt
Wie ist es möglich, dass die Discounter sich gegenseitig immer weiter unterbieten und dennoch rentieren können? Es ist doch irgendwie kontraintuitiv, dass der gewinnt, der am günstigsten ist. Doch der ausschlaggebende Faktor hier ist die Masse: Discounter benötigen eine sehr hohe Zahl von Käufern, diese erreichen sie nur durch immer irrwitzigere Preissenkungen. Es gibt keinen Unterschied zwischen einer Nutella von Aldi und einer Nutella von Lidl. Also kaufe ich bei dem, der’s mir billiger gibt. Die Spirale beginnt sich zu drehen.
Erst hui dann pfui
Für den Verbraucher ist diese Entwicklung ja erst mal nichts Schlechtes, insbesondere für Menschen mit einer nicht so vollen Haushaltskasse. Auch wer grundsätzlich nicht bei Aldi und Lidl einkauft, profitiert seit einigen Jahren indirekt von der Discounter Konkurrenz: Läden wie Rewe oder in der Schweiz Migros und Coop haben als Reaktion auf den Preisdruck eigene „Billigmarken“ eingeführt.
Sorgen macht dem Bundeskartellamt allerdings, dass Aldi, Lidl, Edeka und Rewe gemeinsam 85 Prozent des Marktanteils inne haben. Damit besitzen sie ein sehr überzeugendes Druckmittel gegenüber den Lieferanten und Herstellern, ihre Ware immer billiger abzudrücken. Gleichzeitig wird es Markteinsteigern quasi verunmöglicht, sich zu etablieren.
Am bedenklichsten ist allerdings, dass die vier Riesen ein Oligopol bilden, welches sich nicht einmal absprechen muss, um die Preise zu diktieren, die der Konsument dann, aus Mangel an Alternativen, wohl oder übel zahlen muss.