Green Fashion

Diese Sport- und Outdoormarken sind nachhaltig(er)

05. Okt. 2018 von

Nachhaltig wird in der kommerziellen Textilindustrie eher hintenangestellt. Auch Sport- und Outdoormode kann der Philosophie der naturverbundenen, ökologischen Industrie schon lange nicht mehr treu bleiben. Synthetische Fasern auf Erdölbasis, Weichmacher und aggressive Farben sowie schädliche Schwermetalle sind Bestandteile von schicken Outdoorjacken, Schuhen und Co. Wir zeigen euch Hersteller, die sich auch in der Outdoorbranche für faire, grüne Mode einsetzen und nachhaltige(re) Produkte anbieten.

„bleed“

Das grüne Familienlabel „bleed“ vereint fair produzierte, vegane, upgecycelte Produkte mit sozialem Engagement und lokaler Produktion. Das Unternehmen brennt für die Natur und setzt deshalb auch alles daran, sie möglichst wenig zu belasten und ihren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.

Mit Materialien aus unter anderem chemie- und pestizidfreier Bio-Baumwolle aus fairem Anbau, atmungsaktivem Kork für die Herstellung veganer, tierleidfreier Produkte sowie recycelten Sympatex-Stoffen für Funktionsjacken und Co. entsteht umweltfreundliche und zugleich schicke Sport,- Schwimm- Outdoor- und Streetwear, die weder Mensch, Tier noch Umwelt schadet.

Die Produktion stammt zu circa 80 Prozent aus Europa, 20 Prozent der Kleidungsstücke werden im asiatischen Raum gefertigt, jedoch nur wenn die dortigen Rahmenbedingungen stimmen – heißt: wenn geregelte Arbeitszeiten gelten und faire Löhne bezahlt werden. Auch hier gliedert sich das Versandsystem in die nachhaltige Philosophie ein: Alle Produkte werden in recyceltem Altpapier verpackt.

Zertifizierungscheck:

Alle Materialien von „bleed“ sind GOTS zertifiziert – egal ob Kork, Leinen oder Hanf. Jegliche Art von Chemikalien, Pestizide, Schwermetalle und giftige Farben dürfen in der Produktion also nicht verwendet werden. Alle Arbeitsschritte werden zudem gründlich überprüft. Der recycelte Sympatex-Stoff ist außerdem „bluesign“ zertifiziert und garantiert somit einen sicheren Chemikalieneinsatz.

„Pyua“

Auch für Wintersportliebhaber gibt es nachhaltige Alternativen. So hat das Kieler Öko-Label „Pyua“ eine ganz besondere Leidenschaft für sozial nachhaltige Ski- und Snowboardbekleidung entwickelt. Eine goße Herausforderung, denn diese Art der Funktionsbekleidung muss so einiges leisten: Sie sollte wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv und auch noch wärmend sein.

Gleichzeitig will das Label möglichst ressourcenschonende, schadstofffreie und energieeffiziente Produkte herstellen, den CO2-Ausstoß sowie die Müllproduktion gering halten. Ihr Credo: Outdoorbekleidung, die ohne schlechtes Gewissen und im Einklang mit der Natur getragen werden kann. Das spiegelt sich auch bereits im Namen wieder: PYUA kommt aus dem Asiatischen und bedeutet „rein“ und „klar“ – die wichtigste Leitlinie des Unternehmens.

Auch das Thema Recycling wird bei „Pyua“ großgeschrieben: Durch ihr spezielles Closed-Loop-Recycling, sammelt das Unternehmen alte Produkte, die für neue Stoffe und Designs wieder verwendet werden. Materialien, die mit diesem Verfahren nicht verwertet werden können, werden in Form von Downcycling beispielsweise zu Baustoffen verarbeitet.

Zertifizierungscheck:

Das Label ist „bluesign“ zertifiziert, sowie mit den „Ökotex“ und „FairWear“-Siegeln versehen. Hier werden nachhaltige Produktionsweisen und vor allem faire Arbeitsbedingungen hochgeschätzt. Auch die Transparenz der Lieferketten steht im Vordergrund.

Das Kieler Unternehmen ist zudem mit diversen Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnet worden, darunter der „ISOP Award“, der „GreenTex“ und „Eco Award“.

„Let Life Flow“

„Ein guter Wanderer hinterlässt keine Spuren“ – unter dem Motto vertreibt Inhaberin Barbara Heinze mit ihrem Shop „Let Life Flow“ nachhaltige und umweltfreundliche Outdoormode für Kinder.

So will sie ein Zeichen setzen gegen die zahllosen negativen Umweltauswirkungen der kommerziellen Textilindustrie, angefangen beim immensen Wasserverbrauch bis hin zum Einsatz von giftigen Pestiziden und Chemikalien, die ganz nebenbei auch noch unsere Gesundheit gefährden können.

Aus ihrer langjährigen Erfahrung in der Textilindustrie, ihrer Liebe zum Bergsport und ihren persönlichen Vorstellungen vom Umgang mit Mensch und Natur, entstand ein Label, das mit nachhaltigen, recyclebaren Rohstoffen, neuen ausgeklügelten Technologien und einer transparenten Wertschöpfungskette überzeugt. Auf der Website kann man sich umfassend über die verwendeten Materialen informieren – von Bio-Baumwolle über nachhaltig produzierte Merinowolle bis zum recycelten Fleece aus Italien.

Besonders authentisch: Perfekt nachhaltig zu produzieren ist schwierig, das ist auch Heinze bewusst. So sind beispielsweise die bio-zertifizierten Tafte für die Isolation zwar aus recycelten Materialien hergestellt, aber legen gleichzeitig einen weiten Weg aus Taiwan zurück. Der Verbraucher wird hier komplett transparent über die Lieferketten aufgeklärt und kann selbst entscheiden, ob das Produkt trotzdem nachhaltig genug produziert wurde.

Zertifizierungscheck:

„Let Life Flow“ ist „bluesign“ zertifiziert – bedeutet, die bei der Herstellung eingesetzten Chemikalien werden besonders streng kontrolliert. Der „Global Organic Textile Standard“ garantiert zudem mindestens 70 Prozent Bio-Naturfasern und prüft die gesamte Wertschöpfungskette. PFCs und gefährliche Weichmacher sind tabu. Beim „IVN-Nature Textil Best Siegel“ sind die Kriterien sogar noch etwas strenger als beim GOTS Siegel: Wolle und Seide müssen aus artgerechter Tierhaltung stammen, sogar das Futter muss biologisch sein.

„Recyclist Workshop“

Eine der wohl nachhaltigsten Varianten der Modeproduktion ist Upcycling. Denn warum mit viel Energieaufwand, Wasserverbrauch und eventuell sogar unter schlechten Arbeitsbedingungen neue Materialien herstellen, wenn so viele noch gute Produkte bereits vorhanden sind?

Diese Philosophie wird bei „Recyclist Workshop“ seit 2012 gelebt. Alle Produkte, vom flauschigen Pullover bis zum Fahrradtrikot sind fast ausschließlich aus recycelten Rohstoffen hergestellt, so werden nicht nur wertvolle Ressourcen und Müll eingespart, sondern auch die Umwelt geschont.

Aber das ist noch nicht alles. Auch das Wegwerfen von Kleidung belastet die Umwelt, deshalb kann man beim Recyclist Workshop seine ausgetragenen Kleidungsstücke zurückgeben. So gelangen sie wieder in den Recyclingkreislauf und können abermals weiterverwendet werden.

Nur maximal 15 Prozent der Ware wird im Ausland produziert, 80 bis 85 Prozent stammen aus regionaler Produktion aus Deutschland, wodurch zudem der CO2-Ausstoß geringgehalten wird. Wenn ein Arbeitsschritt mal nicht lokal durchgeführt wird, legen die Hersteller großen Wert auf Transparenz. Aber auch beim Versand hört der umweltschonende Zyklus nicht auf, so haben sie ein eigenes Verpackungssystem komplett ohne Plastik entwickelt, inklusive CO2-neutralen Versand per Fahrradkurier.

Zertifizierungscheck:

Zertifiziert wurde der „Recyclist Workshop“ mit dem „Global Recycled Standard“. Das Label gibt an bis zu welchem Anteil die Ware aus recycelten Materialien besteht, auch die Produktionskette sowie die Rückverfolgbarkeit müssen transparent sein. Außerdem stellt das Label Anforderungen an die soziale Verantwortung in den teilnehmenden Unternehmen.

Auch bekannte Marken rüsten um

Auch etablierte Outdoormarken wie beispielsweise „Vaude“ und „Patagonia“ haben sich bereits dem Trend der Nachhaltigkeit angeschlossen. So verwenden beide Unternehmen beispielsweise recycelte Polyesterfasern aus geschmolzenen PET-Flaschen für ihre Produkte.

Bei „Patagonia“ gibt es seit 2005 sogar auch ein ausgeklügeltes Recyclingsystem: Nicht mehr getragene Produkte können zurückgeschickt und so zu neuen Kleidungsstücken weiterverarbeitet werden. Auch beschädigte Produkte können in den „Patagonia“-Shops kostenlos repariert werden.

„Vaude“ hat sein gesamtes Sortiment bereits auf PFC-frei umgestellt, beim bekannten Outdoorhersteller „Jack Wolfskin“ sind es momentan 95 Prozent, bis 2020 soll auch hier die schädliche Substanz komplett aus den Kleidungsstücken verschwunden sein.

PFCs in Sportkleidung

Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFCs) werden aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften – sie sind nämlich fett-, schmutz- und wasserabweisend – beispielsweise in Regenjacken, Zelten und Schuhen verwendet. Haupteinsatzgebiet sind leistungsstarke Membranen sowie wasserabweisende Beschichtungen, auch bekannt als Gore-Tex. Die Textilien werden zusätzlich zu den eingesetzten Fluor-Membranen meist auch mit fluorhaltigen Polymeren behandelt, die für eine noch bessere Wasser- und Schmutzabweisung sorgen.

So ist man zwar vor miesem Wetter gut geschützt, wird aber dafür womöglich dennoch im Regen stehen gelassen. Denn PFCs gelten als hormonell wirksam, immun- und fruchtbarkeitschädigend sowie krebserregend.

Zudem lassen sich PFCs in Kläranlagen nicht abbauen. PFC besteht nämlich aus unterschiedlich langen Kohlenstoffketten, deren Wasserstoffatome entweder vollständig oder teilweise durch Fluoratome ersetzt wurden, wodurch die Verbindung besonders stabil wird.

Das heißt: Durch unsere gewaschene Kleidung gelangen PFCs über den Klärschlamm ins Grundwasser und somit auch in die auf den Feldern angebauten Pflanzen. Zum anderen verteilen sie sich in Flüssen und Meeren global und konnten so bereits in der Antarktis nachgewiesen werden.