Teuer gleich gut?

Die größten Kosmetiklügen

29. Jan. 2015 von

Nirgendwo wird öfter geschummelt als in der Kosmetikindustrie: Einige Hersteller lügen wie gedruckt, die Werbung ist voller falscher Versprechen. Trotzdem tappen wir immer wieder in die Falle.

Billige Kosmetik vs. Luxusprodukte

13. Mrd. Euro hat die Industrie im Jahr 2012 mit Kosmetik umgesetzt, gut aussehen ist uns also einiges Wert. Im Durschnitt gibt ein Haushalt im Jahr rund 400 Euro für Kosmetik aus. Werden wir schöner, wenn wir mehr Geld ausgeben? Halten die Produkte wirklich das, was sie versprechen?

In einem Experiment wurde Passanten einmal billige und einmal teure Kosmetikartikel angeboten. Mit zielsicherer Hand griffen diese zu den teuren Markenartikeln. Warum? Man glaube an die wertvolle teure Creme und glaube, sich selbst etwas Gutes zu tun, so Experten. Doch sind teure Produkte auch besser?

Das Wirtschafts- und Verbrauchermagazin „NDR Markt“ hat billige und teure Cremes getestet.

Dies die Ergebnisse: Die günstige Männercreme von Balea (2,95 Euro) wurde mit der teuren Variante von Douglas (35,95 Euro) verglichen: Was die Feuchtigkeit angeht, ist das billige Produkt dreimal so gut wie das teure. Günstige dekorative Kosmetik (14 Euro) im Vergleich solcher von Lancome (134,80 Euro): Das günstige Produkt ist von der Qualität her mindestens genauso gut wie das teure, und haftet etwa gleich lang.

Fazit: Der Preis sagt nichts über die Qualität der Produkte aus. Günstige Eigenmarken und Produkte vom Disounter sind sogar oft besser als Luxusprodukte.

Für immer jung und schön: Die Tricks der Kosmetikindustrie

In der Kosmetikindustrie sagt man: „Wir verkaufen keine Cremes, wir verkaufen Illusionen“. Mit cleveren Verpackungen, Plakaten von makellosen Gesichtern und vielversprechenden Werbeslogans versucht die Branche, ihre Kunden um den Finger zu wickeln.

Hersteller von Shampoos werben mit der Fibre-Active-Technologie oder hydro care, Hersteller von Cremes mit dem Lumi-Gen-Wirkkomplex. Was beteuten diese absurden Namen?

Die Meisten wissen es nicht. Aber sie klingen professionell. Genau das will die Industrie erreichen: Durch einige Produkte sollen wir uns unbesiegbar fühlen, durch andere werden wir geheilt. Das Vertrauen in Ärzte und Wissenschaftler nützen die Hersteller ebenfalls aus: Das Haarwasser ist „dermatologisch getestet“, die Bodylotion ist „von Dermatologen empfohlen“ oder sogar „mit Dermatologen entwickelt“. Das heisst einfach nur, dass sie unter hausärzlicher Aufsicht gesprüft worden ist. Über die Qualität des Produktes sagt das jedoch überhaupt nichts aus.

Bei „klinisch getestet“ denkt aber sofort jeder an Wissenschaft, ordentliche Prüfung usw. und fühlt sich sicher. Einige Marken, wie beispielsweise L'Oréal, machen sogar Ärzte immer wieder zu ihren Komplizen: Ärzte und Dermatologen werben für das Produkt. Diese Werbung wäre aber eigentlich unzulässig.

Besonders beliebt: Die Anti-Aging-Lüge. Das Alter bringt einiges mit sich: Cellulite, Haarausfall, Falten. Zum Glück hat die Kosmetikindustrie gegen alles eine Waffe. Besonders für Cellulite Cremes gibt es einen Massenmarkt. Die Hersteller locken mit Versprechen wie: „Das Produkt reduziert die Sichtbarkeit des Cellulite-Effekts in 7 Tagen“, „wirkt straffend und glättend“, „nachweisbare Wirksamkeit“. Doch Studien beweisen: Das Einzige, was bei Cellulite hilft, sind Sport, gesunge Ernährung und Massagen.

Was Cellulite bei Frauen sind, ist Haarausfall bei Männern: Die Industrie wirbt mit Wässerchen, Shampoos und co.: „Energie fürs Haar“, „stimuliert die Haarwurzeln schon beim Waschen“, so die vielversprechenden Slogans. Alles Lügen: Wirkstoffe, die wirklich gegen Haarausfall nützen, gibts nur auf Rezept.

Der wohl beste Werbetrick der Kosmetikindustrie: Perfekte Gesichter auf Plakaten und Anzeigen. Zu schön um wahr zu sein. Im Schummeln sind sie die Meister: Photoshop, Make-up, perfekte Ausleuchtung und co. ermöglichen makellose Haut, einen perfekten Teint und eine tolle Ausstrahlung. Ein Bild, das mit dem Produkt nicht mehr viel zu tun hat. Dabei werden Fältchen und Rötungen so retuschiert, dass das Gesamtbild immernoch natürlich wirkt. Der Kunde soll das Gefühl haben, dank des Produktes auch so aussehen zu können.

Doch wieviel Schummeln ist erlaubt? Der Deutsche Werberat, eine Institution, der über die Werbung wacht, hat keine Richtlinien: Volker Nickel, der Sprecher des Deutschen Werberats, betont: „Schummeln wäre es doch nur dann, wenn der Betrachter meint: So werde ich auch sein, wenn ich das Produkt kaufe.“ Die Frauen wüssten also, dass sie beschummelt werden, so Nickel. Mit anderen Worten: Ein Freifahrtschein für übertriebende Schönheitsideale und unrealistische Wirkversprechen.

Gefährliche Inhaltsstoffe - Wie viel Gift steckt in Kosmetik?

Obwohl folgende Inhaltsstoffe sehr gefährlich und eigentlich verboten sind, sind sie in einigen Kosmetikartikeln trotzdem enthalten:

  • Nitrosamine wurden durch die Stiftung ÖKO TEST in Mascaras und Körperlotionen nachgewiesen und gelten als krebserregende Stoffe.
  • Parabene und Methylisothiazolinone sind Konservierungsstoffe in Gesichtcremes und können Allergien auslösen.
  • Aluminiumsalze in Deos stehen in Verdacht zu erhöhtem Blutkrebs- und Alzheimer-Risiko zu führen.
  • Phtalate in Seifen stehen im Verdacht, Leber- und Nierenschäden hervorzurufen.
  • Sodium Lauryl Sulfate in Duschbädern werden schnell von Augen, Gehirn, Herz und Leber absorbiert und dort angelagert, was zu Langzeitschäden führen kann.
  • Triclosan in Rasiergels ist in hohen Dosen giftig für die Leber.

Quellen:

http://www.sueddeutsche.de/geld/tipps-fuer-verbraucher-die-grossen-kosmetikluegen-1.1872803

https://www.youtube.com/watch?v=FfBfG7sS3eA