Virtuelles Wasser

Deutschland ist drittgrößter Wasserimporteur

03. Feb. 2015 von

Deutschland hat weltweit den drittgrößten höchsten Verbrauch von virtuellen Wasser. Wie kommt es dazu, wer verbraucht noch mehr und wie können wir im Alltag Wasser sparen?

Weltwassertag

Seit 1993 findet am 22. März der Weltwassertag statt. Er soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf die kritischen Themen rund ums Wasser lenken und unsere Gesellschaft für die hohe Bedeutung von Süßwasser und dessen nachhaltigen Ressourcenmanagements sensibilisieren. Denn seit Jahren steigt der Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser in den Industrieländern kontinuierlich an. Besonders stark ins Gewicht fällt hier der Verbrauch von virtuellem Wasser – also Wasser, das zur Erzeugung von Produkten aufgewendet werden muss.

Der gesamte Wasserfußabdruck Deutschlands beläuft sich aktuell auf rund 160 Mrd. m³ pro Jahr und steht damit weltweit an dritter Stelle nach den USA und Japan. Zum Vergleich: Das ist mehr als das Dreifache des Stauinhalts des Bodensees, und der ist immerhin der zweitgrößte See in Europa. Dabei entfallen 83% des Wasserverbrauchs auf den Industriesektor, nur 3% auf die Landwirtschaft und rund 14% auf die öffentliche Wasserversorgung. Zum besseren Verständnis kann der Wasserfußabdruck auf die Zahl der Einwohner des Landes umgerechnet werden. Man erhält so den durchschnittlichen persönlichen Wasserfußabdruck im jeweiligen Land. Der weltweite Durchschnittswert liegt bei 1.240 m³ pro Kopf und Jahr. In Deutschland beträgt der Wasserfußabdruck 1.545 m³ pro Kopf und Jahr – das sind pro Tag 4.230 Liter. Es sind aber nicht etwa Faktoren wie Duschen, Kochen, Waschen oder gar Trinken, die Deutschland Wasserfußabdruck so groß werden lassen, sondern das Konsumverhalten seiner Einwohner (Codecheck berichtete hier).

Dazu gehören auch Produkte, die nicht in Deutschland hergestellt werden, aber für Deutschland in anderen Ländern produziert und hierher exportiert werden. Der Wasserfußabdruck dieser importierten Güter liegt in Deutschland bei 125 Mrd. m³ pro Jahr. Besonders viel Wasser verbrauchen etwa die Produktion und der Vertrieb von Fleisch (15'500 Liter für 1 Kilogramm Rindfleisch), Kaffee (140 Liter pro Tasse) und Kleidung (2700 Liter für ein Baumwoll-Shirt). Es gibt einige Möglichkeiten, den eigenen und somit auch den deutschlandweiten Wasserfußabdruck zu reduzieren:

  • Vor allem regionales und saisonales Gemüse und Obst einkaufen. Vor allem die aus dem Mittelmeerraum, Nordafrika, Israel und der Türkei importierten Produkte können derzeit nur in den wenigsten Fällen den Anforderungen an eine effiziente Bewässerung genügen oder einen sorgsamen Umgang mit der knappen Ressource Wasser garantieren.
  • Den Fleischkonsum reduzieren.
  • Bei Unternehmen nachfragen, ob sie eine Analyse des Wasser-Fußabdruckes der von ihnen produzierten oder verkauften Produkte vorgenommen und entsprechende Maßnahmen ergriffen haben, dessen Wirkungen zu reduzieren
  • Die Bundesregierung und das Parlament (etwa über ihren Bundestagsabgeordneten) auffordern, speziell auf europäischer Ebene, aber auch in der Entwicklungszusammenarbeit, in noch stärkerem Maße auf eine nachhaltigere Wasserbewirtschaftung hinzuarbeiten

Weltwassertag 2015

Dieses Jahr wird der Weltwassertag unter dem Motto „Wasser und nachhaltige Entwicklung“ stehen. Die UN lädt ihre Mitgliedsstaaten dazu ein, diesen Tag zur Einführung von UN-Empfehlungen zu nutzen und konkrete Aktionen in ihren Ländern zu fördern. Jedes Jahr übernimmt eine der vielen UN-Agenturen, die mit dem Thema Wasser befasst sind, die Leitung bei der Förderung und Koordinierung internationaler Aktionen für den Weltwassertag. Dieses Jahr übernimmt das UN-Water, und speziell das dazugehörige Entwicklungsprogramm der UN diese Aufgabe. Im Speziellen stehen auf der Agenda Vorträge und Diskussionsrunden dazu, was die Industriestaaten in den letzten fünf Jahren zum Thema Nachhaltigkeit im Wasserverbrauch gelernt haben.

In der Woche des Weltwassertages findet auch das Weltwasserforum statt: Teilnehmende Gruppen und Organisationen stellen dabei besonders Punkte in den Vordergrund wie die Tatsache, dass eine Milliarde Menschen auf dieser Welt keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser hat, oder dass vielfach die Geschlechterzugehörigkeit eine Rolle beim Wasserzugang spielt. Frauen werden oft bevorzugt, was bedeutet, dass sie weite Wege und Mühen für das Holen von Trinkwasser für die Familie auf sich nehmen müssen.

Speziell in Deutschland wird seit 2000 im Rahmen des Weltwassertages die Flusslandschafts des Jahres gekürt. Diese Auszeichnung ist gleichzeitig eine Mahnung des Bundesumweltministeriums, zusammen mit dem Verband der Naturfreunde Deutschlands und den Deutschen Anglerverband an die Öffentlichkeit, um diese für die Belange des Umweltschutzes zu sensibilisieren und die Behörden zum Eingreifen zu ermutigen. Für die jeweilige Auswahl der Flusslandschaft haben die beiden Verbände einen gemeinsamen Fachbeirat Gewässerökologie eingerichtet, der auch für die Planung und Durchführung des jeweiligen Programms zuständig ist, welches auch mit den Behörden vor Ort abgesprochen wird.

Ziel des Projektes ist es, durch Veranstaltungen, Aktionen und Informationsmaterial die Bevölkerung für die natürlichen und kulturellen Schönheiten einer Flusslandschaft zu gewinnen und sie über die Bedrohungen – vor allem durch einen unnatürlichen Ausbau des Flusses – aufzuklären. Der Weltwassertag am 22. März 2015 stellt also für uns alle eine wichtige Möglichkeit dar, die vergangenen Weltwassertage revue passieren zu lassen und unser Verhältnis zu unserem Wasserverbrauch zu überdenken.