Das passiert nach dem Konsum einer Dose Red Bull im Körper
Viele nutzen Energydrinks wie Red Bull als Wachmacher. Aber was passiert eigentlich genau im Körper, wenn der letzte Schluck getrunken ist?
Unmengen Koffein und Zucker – und einige Stoffe, von denen man nicht genau weiss, was sie im Körper anstellen. So lassen sich die Listen der Inhaltsstoffe von Energydrinks wie etwa Red Bull zusammenfassen. Eine 250-Milliliter-Dose enthält um die 80 Milligramm Koffein und 27,5 Gramm Zucker. Von den Inhaltsstoffen her ist ein Red Bull also zu vergleichen mit einem kleinen Mokka mit Zucker. Viel Zucker. Etwa neun Stück Würfelzucker, um genau zu sein.
Nach zehn Minuten
Nach nur zehn Minuten ist das Koffein im Blut angekommen. Der Blutdruck steigt, ebenso der Puls.
Nach 20 Minuten
Nach gut 20 Minuten spürt man die Wirkung des Koffeins: Man fühlt sich wach und konzentrationsfähig, auch der Blutzuckerspiegel ist jetzt auf dem Höhepunkt.
Nach 40 Minuten
40 Minuten nachdem die Red Bull Dose leer getrunken ist, ist alles Koffein, das aufgenommen wurde, im Umlauf. Der Zucker stimuliert das Belohnungssystems des Gehirns – es wird das Glückshormon Dopamin freigesetzt. Wer Höchstleistungen vollbringen will, sollte sich jetzt ranhalten.
Nach einer Stunde
Jetzt ist das wache Glück schon vorbei. Der Zucker ist verarbeitet, ein Teil davon in Fett umgewandelt. Die Müdigkeit kommt langsam zurück, manche werden auch reizbar oder nervös.
Nach fünf bis sechs Stunden und länger
Die Hälfte des Koffeins im Blut ist abgebaut, nach etwa zwölf Stunden ist es gänzlich verschwunden. Es hängt ein bisschen vom Alter, Geschlecht und anderen Faktoren ab, zum Beispiel, wie viel man sich in dieser Zeit bewegt hat.
Von einem Red Bull wird niemand Schaden nehmen, da sind sich Experten einig. Doch mehr als zwei Dosen Energydrink am Tag sind problematisch – vor allem für jene Konsumentinnen und Konsumenten, die mit Herz-Kreislauf-Beschwerden zu kämpfen haben.
Denn Red Bull und Konsorten können das Herz aus dem Takt bringen. Weil das Koffein in dem süßen Getränk die Herzfrequenz nach oben schießen lässt, können bei empfindlichen Menschen oder bei zu hohem Konsum Herzrhythmusstörungen auftreten, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt.
Die anderen Inhaltsstoffe in den Drinks, wie Taurin oder Inosit, sind dem BfR zufolge dagegen gesundheitlich nicht bedenklich. Taurin, eine sogenannte Aminoethansulfonsäure, entsteht beim Abbau der Aminosäure Cystein. Taurin bildet sozusagen den Markenkern für Red Bull: Der Mythos, es würde aus Stierhoden stammen, hält sich hartnäckig.
Tatsächlich wird Taurin aber vom Körper selbst hergestellt: Es reguliert das Zellvolumen und entscheidet, was mit dem in der Zelle enthaltenen Calcium geschieht. Trotzdem nutzt Red Bull Taurin – im Drink selbst in synthetischer Form vorhanden – als Marketingstrategie. Leistungssteigernd soll es zusammen mit dem Koffein wirken.
Wissenschaftliche Studien aber sehen das anders. Die Stiftung Warentest etwa befand in ihrem Test, dass Taurin keine über das Koffein hinausgehende leistungs- oder konzentrationssteigernde Wirkung hat. Auch für die anderen Inhaltsstoffe, die gern in Energydrinks gepackt werden, gäbe es keine belastbaren Ergebnisse.
Obwohl Energydrinks zweifelsohne dem Körper viel Energie zuführen, muss das nicht heißen, dass sie auch leistungssteigernd wirken. Das zeigte im Jahr 2010 eine Studie von Forschern der Northern Kentucky University, die sie im Journal „Experimental and Clinical Psychopharmacology“ veröffentlichten.
Erstaunt waren aber Wissenschaftler der Universität Freiburg unter Leitung des Mediziners Erik Grasser, als sie mittels Ultraschallmessungen feststellten, dass Red Bull in der größten der drei Hirnarterien auch den Widerstand erhöhte – und dadurch die Fließgeschwindigkeit des Blutes abnahm.
Red Bull reagierte mit der Kritik, dass die Studie keine Effekte zeige, die über jene einer Tasse Kaffee hinausgingen. Es sei schwer zu verstehen, warum die Forscher keine Koffein-Kontrollgruppe in die Studie einbezogen hätten.
Forscher räumen ein: Pauschal gesundheitsgefährdend sei Red Bull nicht. Die Wirkung unterscheide sich in der Tat nicht wesentlich von der von Kaffee. Die US-Ärztegesellschaft empfiehlt Erwachsenen, täglich nicht mehr als 500 Milligramm Koffein zu konsumieren – das sind ungefähr fünf Tassen Kaffee.
Mit einer Dose Red Bull erreicht man dieses Maximum nicht. Allerdings sollten sich Jugendliche auf eine Tasse Kaffee pro Tag beschränken. Übersetzt heißt das: Wenn überhaupt, dann sollten Jugendliche maximal eine Dose Red Bull am Tag trinken. Aber ob sie sich an einem Partywochenende daran halten?