Affenbrotbaum

Baobab-Samen: In Europa gefeiertes Superfood – in Afrika dringender Nährstofflieferant

23. Mai 2016 von

In Teilen Afrikas hält man den Affenbrotbaum für ein Geschenk Gottes. Das kommt nicht von ungefähr: Der sogenannte Baobab wächst selbst in unwirtlichen Trockensavannen, produziert diverse Rohstoffe und bildet ständig Triebe, die als Nahrungsmittel dienen können. Wissenschaftler sind vor allem vom Samen des Baums angetan, der in Zukunft eine wichtige Rolle im Kampf gegen Armut und Nährstoffmangel spielen soll.

Schon das Aussehen eines Affenbrotbaums ist außergewöhnlich: Er ragt bis zu 25 Meter in die Höhe, hat aber einen vergleichsweise kleinen, sehr dicken Stamm. Seine voluminöse Krone erinnert an das Wurzelwerk anderer Bäume und von den Ästen hängen seine eiförmigen Früchte. Selbst die ältesten Baobabs, die schon bis zu 2000 Jahre gewachsen sind, tragen zuweilen noch Früchte, sagt Katja Kehlenbeck vom Zentrum für Weltagroforstwirtschaft (Icraf) in einem Interview mit dem Schweizer Tagesanzeiger.

Wasserspeicher und Überlebenskünstler

Die Botanikerin weiß auch, dass Baobabs in der Regenzeit bis zu 120 000 Liter Wasser mit seinen schwammigen Fasern aufsaugen kann. Tiere, wie zum Beispiel Elefanten, kauen das feuchte Holz, um ihren Durst zu stillen. Der Baum selbst übersteht dank seines Wasserspeichers längere Dürre-Perioden und gedeiht deswegen auch in afrikanischen Ländern am Rande von Wüstengebieten sowie im australischen Outback.

Rohstoff- und Nahrungslieferant

Doch gerade seine Verbreitung in Afrika weckt in Ökonomen die Hoffnung, dass die Baobabs dort ein neues Wirtschaftszeitalter einleiten könnten. Denn es gibt fast keine Bestandteile des Baums, die sich nicht nutzen lassen. Aus seinem Holz, der Rinde, den Sprösslingen, den Fasern und den Blättern werden unter anderem Öle, Getränke, Papier, Kleidungsstücke, Verpackungen und Leim hergestellt.

Einige dieser Produkte werden vor Ort produziert und lokal, landesweit oder sogar im Ausland verkauft. Schon heute werden hierzulande einige Hundert Artikel angeboten, zu denen Affenbrotbäume zumindest einen Rohstoff liefern. Viele davon findest du hier auf unserer Seite.

Der Samen ist das Superfood

Derzeit sind in Europa in erster Linie Nahrungsmittel mit Baobab-Zusätzen beliebt, denn sie gelten als besonders gehaltvoll und gesund. Hoch im Kurs steht zum Beispiel das Fruchtfleisch der Baobab-Frucht, das reichlich lösliche und unlösliche Ballaststoffe, Mineralien sowie Vitamine enthält.

Gegenüber dem Tagesspiegel preist die Göttinger Agrarökonomin Lisa Jäckering allerdings vor allem die Samen an, die sich ebenfalls in der Frucht befindet. Ihr Mark ist von den Nährwerten her nämlich ein Schatz: „Sechsmal so viel Vitamin C wie Orangen. Fünfmal so viel Magnesium wie Avocados. Außerdem Kalzium, Eisen und Zucker“, zählt Jäckering auf.

Gehaltvolle Süßigkeiten

Zusammen mit Wasser, Zucker, Kardamom und Chili werden die Keime beispielsweise zur Zubereitung von nährstoffreichen Bonbons, den Mabuyus, verwendet. „Mabuyus werden hauptsächlich von Kindern und Schwangeren gegessen. Für beide Gruppen ist gute Ernährung besonders wichtig“, so Jäckering.

Auch Kehlenbeck und ihre Kollegen vom Icraf sind sich der Reichhaltigkeit der süßsauer schmeckenden Baobab-Samen bewusst. Sie versuchen gerade „die Organisatoren von Schulernährungsprogrammen zu überzeugen, jeden Tag ein Glas regionalen Baobab-Saft anzubieten. Für die Kinder wäre das perfekt.“

Störfaktor Mensch

Doch wie so oft, ist der Mensch gerade dabei, diese wertvollen Gewächse von der Erde zu tilgen. Die Bestände des Baobabs würden durch Straßen- und Siedlungsbau, intensive Landwirtschaft und den Klimawandel bedroht, erklärt Kehlenbeck. Aus diesen Gründen habe sich die Population einiger Baobab-Arten auf Madagaskar in den vergangenen Jahren bereits halbiert.