Auf grün gemacht: So „gesund“ ist „Coca Cola Life“
Die Farbe Grün bringen wir inzwischen automatisch mit Natur, Bio & Wohlbefinden in Verbindung. Es ist also sicher kein Zufall, dass „Coca-Cola“ ihre Marke „Life“ mit einem grünen Etikett versieht. Um ein gesundes Lifestyle-Getränk handelt es sich deshalb aber noch nicht.
„50 Prozent weniger Zucker und Kalorien im Vergleich zu herkömmlichen gezuckerten Colas in Deutschland“, verspricht der weltweit größte Softdrinkhersteller, die „Coca-Cola Company“, wenn er die vermeintlich grüne Cola bewirbt. Und das ist keine Lüge.
Der Bio-Süßstoff, der keiner ist
Wie in der herkömmlichen Coke enthält „Life“ Wasser, Zucker, Aroma und Farbstoffe. Den Unterschied machen Zusatzstoffe namens Steviolglycoside aus. Sie werden aus einer südamerikanischen Pflanze gewonnen und sind 200 bis 400 mal süßer als Haushaltszucker. Im Gegensatz zum Zucker enthält das von Coca-Cola so benannte Stevia-Extrakt aber keine Kalorien und wird auch nicht von Körper aufgenommen. Deswegen hat es das Image eines natürlichen Süßstoffs, erklärt die Info-Seite „lebensmittelklarheit.de“.
Doch genau das ist Stevia nicht. Denn die Steviolglycoside lassen sich nur durch aufwendige chemische Verfahren aus den Blättern der Steviapflanze gewinnen. Sie müssen unter anderem entfärbt, entsalzt und kristallisiert werden. Insgesamt sei das Prozedere zur Herstellung von Steviolglykoside so aufwendig, dass das Ganze mit Natürlichkeit nur noch sehr wenig zu tun habe, zitiert das Nachrichtenportal „Der Westen“ Monika Vogelpohl von der „Verbraucherzentrale NRW“.
Zwischen Gesetz und Geschmack
Den Zucker in dem Süßgetränk darf das Stevia-Extrakt ohnehin nicht vollständig ersetzen. Die EU hat es zwar 2011 als Zusatzstoff E 960 zugelassen, aber eine Obergrenze der duldbaren täglichen Aufnahmemenge festgelegt. Dieser ADI-Wert gibt Menge eines Stoffes an, die über die gesamte Lebenszeit täglich verzehrt werden kann, ohne dass dadurch gesundheitliche Gefahren zu erwarten sind.
Für Steviolglycoside liegt der Wert laut „lebensmittelklarheit.de“ bei vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Um nicht Gefahr zu laufen, diese Grenze zu überschreiten, kann die „Cola Company“ den Zuckergehalt einer „Coca Cola Life“ im Vergleich zu einer klassischen „Coke“ lediglich etwa ein Drittel reduzieren.
Abgesehen davon, so das Portal weiter, habe Steviolglycoside einen gewöhnungsbedürftigen, eher bitteren Eigengeschmack, der an Lakritz erinnere. Dieses Aroma muss mit anderen Zutaten wie eben Zucker wieder neutralisiert werden, um eine Cola-typische Süße zu erzeugen.
Die Gretchenfrage
Sowohl aus gesetzlichen wie aus geschmacklichen Gründen kann der Cola-Produzent also nicht auf Zucker verzichten. Aber wie viel von dem weißen Süßstoff ist denn jetzt in einer Flasche?
Die Antwort verrät die Nährstofftabelle auf dem Etikett. Hiernach enthält ein Glas „Life“ mit 250 Millilitern Inhalt 13 Gramm Zucker, die 14 Prozent des täglichen Zuckerbedarfs abdecken. Ein Glas mit herkömmlicher „Coca-Cola“ beinhalten dagegen 27 Gramm Zucker, die 29 Prozent des Tagesbedarfs entsprechen.
Folglich stimmt es: Die „Life“-Variante hat halb so viel Zucker (und vor allem deswegen auch halb so viele Kalorien) wie die Klassik-Version der Cola. Doch die „Weltgesundheitsorganisation“ (WHO) empfiehlt Frauen, die gesund leben wollen, nicht mehr als 24 Gramm und Männern nicht mehr als 30 Gramm Zucker zu sich zu nehmen. Das heißt, dass schon zwei Gläser mit „Coca-Cola Life“ genügen, um an das Limit des WHO zu kommen bzw. es zu überschreiten.
Eigentlich nur Green Washing
Noch einmal: Die „Coca-Cola Company“ wirbt nicht damit, dass „Life“ ein Produkt mit besonders ökologischem oder gesundheitsförderndem Hintergrund sei. Aber die Assoziationen, die die grünen Etiketten und die Verweise auf den Zuckergehalt oder das Stevia-Extrakt wecken, scheinen offensichtlich genau diesen Eindruck vermitteln zu wollen.
Der britische Ernährungsberater Dr. Kieron Rooney jedenfalls sieht in „Coca-Cola Life“ nur ein Versuch des Green Washings, der den Konzern dahinter gut aussehen lassen soll. Gegenüber der„Daily Mail“ sagte er bereits im März 2015: „Ja, es hat weniger Zucker als das Original, doch das ist immer noch eine riesige Menge – es ist immer noch ein mit Zucker gesüßtes Getränk und in keiner Weise Teil eines gesunden Lebens oder Lifestyles.“