3 Mythen über fleischlose Ernährung
Immer mehr Menschen denken über eine vegetarische oder vegane Ernährung nach. Viele lassen sich dabei jedoch von sich hartnäckig haltenden Gerüchten abschrecken. Doch was steckt eigentlich hinter weitverbreiteten Aussagen wie fleischfreie Ernährung sei nichts als ein Trend, ungesund oder gar nicht wirklich nachhaltig? Wir haben diese Mythen genauer unter die Lupe genommen und stellen sie hier richtig.
1. Mythos: ‘’Fleischfreie Ernährung ist nur ein Trend.’’
Veganismus ist alles andere, als nur eine Erscheinung unserer heutigen Zeit: “Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern, wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung." - das sagte schon Albert Einstein. Damit gehört er genau wie Leonardo Da Vinci und Johann Wolfgang von Goethe zu berühmten historischen Persönlichkeiten, die bereits vor dem 21. Jahrhundert auf Fleisch verzichteten.
Auch Umfragen aus dem heutigen Jahrzehnt belegen, dass das Modell fleischloser Ernährung gekommen ist, um zu bleiben. Laut der ‘’Heinrich-Böll-Stiftung’’ hat sich der Anteil der Vegetarier:innen in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland auf über vier Prozent verdoppelt. Etwa zwölf Prozent der deutschen Bevölkerung würden sich als Flexitarier:innen bemühen, ihren Fleischkonsum zu reduzieren. Auch eine Forsa-Befragung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zum Ernährungsverhalten der Deutschen belegt die nachhaltige Entwicklung zu weniger Fleischkonsum. Während 2015 noch 34 Prozent der Befragten angaben, täglich Fleisch zu konsumieren, war dies 2022 nur noch bei 25 Prozent der Fall.
2. Mythos: ‘’Fleischfreie Ernährung ist auch nicht nachhaltiger.’’
Laut des Umweltbundesamts stammt 76,7 % der Methanproduktion Deutschlands aus der Landwirtschaft. Damit trägt sie maßgeblich zur Emission klimaschädlicher Gase und zum Klimawandel bei. Trotzdem hält sich das Gerücht, dass fleischfreie Ernährung nicht unbedingt nachhaltiger sei. Dieser Mythos allerdings nicht ganz. Es ist wahr, dass auch für den Anbau von Sojabohnen Wälder gerodet werden, besonders in Südamerika. Laut der ‘’Albert Schweitzer Stiftung’’ werden jedoch 70 bis 75 Prozent der Sojaernte als Futtermittel in der industriellen Tierhaltung eingesetzt. Somit wird nur ein geringer Teil für die Herstellung von Sojamilch oder Tofu verwendet. Zudem beziehen die meisten Hersteller auf dem deutschen Markt ihre Sojabohnen aus EU-Ländern oder Nordamerika und achten damit auf einen nachhaltigen Anbau.
In vielen als “vegan” ausgelobten Produkten wie Butterersatz oder Eiscreme wird weiterhin Palmöl eingesetzt. Wenn ein Hersteller hier nicht lückenlos nachweisen kann, dass Bio-Palmöl, bzw. SG oder IP-zertifiziertes Palmöl eingesetzt wird, solltest Du dem Klima und der Umwelt zuliebe weitestgehend auf Produkte, die das Öl enthalten, verzichten.
Darüber hinaus ist es wahr, dass auch für den Import von Obst und Gemüse oder die Produktion von Veggie-Produkten Treibhausgase ausgestoßen werden. Jedoch wird beim direkten Vergleich der Treibhausgasemissionen deutlich, dass die Produktion von Fleisch zu viel höheren Emissionen führt, als der Anbau von Obst und Gemüse. Laut dem Umweltbundesamt verursacht die Produktion von einem Kilo Rindfleisch zwischen sieben und 28 Kilo Treibhausgase. Bei Obst und Gemüse liegt der Wert hingegen bei weniger als einem Kilo. Trotzdem ist es auch bei fleischfreier Ernährung wichtig, auf Regionalität und Saisonalität zu achten.
Es gibt zudem Studien, die den nachhaltigen Effekt einer fleischfreien Ernährung belegen. So zeigt die Forschung von britischen Wissenschaftlern aus dem Jahr 2022, dass fleischarme beziehungsweise -freie Ernährung nachhaltiger ist, als ein regelmäßiger Konsum von Fleisch. Die Forscher untersuchten dafür die Umweltauswirkungen von über 57.000 Produkten im Supermarkt anhand von vier Indikatoren zu evaluieren: Treibhausgasemissionen, Flächennutzung, Wasserbelastung und Eutrophierungsrisiko. Ihr Ergebnis: Fleisch hat deutlich höhere Umweltauswirkungen als vegetarische Lebensmittel. Besonders nachhaltig sind Formen sind vegetarische und vegane Lebensmittel. Allerdings haben prozessierte fleischlose Lebensmittel wie vegane Würstchen und Bürger nur gerüngfügig weniger Umweltauswirkungen als ihre Gegenstücke aus Fleisch.
Darüberhinaus zeigt eine Berechnung des Ökologen Joseph Poore von der britischen Universität Oxford, welche er für den ‘’Spiegel’’ erstellte, dass eine vegane Ernährung den individuellen CO2-Fußabdruck merklich senkt. Demnach würden die Deutschen im Schnitt elf Tonnen Treibhausgase pro Jahr produzieren. Eine vegane Ernährungsweise könne diese Bilanz um jährlich zwei Tonnen senken. Das entspricht acht Flügen von Berlin nach London.
3. Mythos: ‘’Wer sich fleischfrei ernährt, leidet unter Mangelerscheinungen.’’
Auch dieser Mythos stimmt nur teilweise. Laut der Verbraucherzentrale kann auch eine fleischlose, aber dennoch ausgewogene Ernährung die Empfehlungen der ‘’Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)’’ erfüllen. Zudem würden Studien zeigen, dass Vegetarier:innen meist sogar besser mit Kalium, Magnesium, Vitamin C, E und Folsäure ausgestattet seien.
Allerdings kann es bei einer veganen Ernährungsweise zu einem Mangel von Vitamin B12 kommen, da dieses hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt. Diesen Mangel belegen diverse Studien, unter anderem vom Institut für Lebensmittelwissenschaft der Leibniz Universität in Hannover. Vitamin B12 unterstützt den Abbau von Fettsäuren, die Zellteilung und Blutbildung und ist zudem Teil des Folsäurestoffwechsels. Der Mangel dessen kann im Ernstfall zu Haarausfall, Gedächtnisschwächen oder depressiven Verstimmungen führen. Daher wird Veganer:innen dringend dazu geraten, Nahrungsergänzungsprodukte einzunehmen, um dem Mangel an Vitamin B12 vorzubeugen.
Außerdem muss bei einer fleischlosen Ernährung auch auf eine ausreichende Eisenzufuhr geachtet werden, da die Konzentration von Eisen in pflanzlichen Nahrungsmittel geringer ist, als in tierischen Produkten. Deshalb ist es besonders bei einer veganen Ernährungsform wichtig, sich ausreichend zu informieren, um mit einer ausgewogenen Ernährung den Nährstoffbedarf des Körpers bestmöglich abzudecken.
Nichtsdestotrotz belegen Studien, dass Menschen mit einer fleischfreien Ernährung oftmals gesünder leben. Sie erkranken demnach seltener an Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen und Übergewicht.
Fazit
Die meisten Mythen rund um Veganismus lassen sich problemlos widerlegen. Hierbei handelt es sich weniger um einen Trend, als vielmehr um eine seit tausenden von Jahren praktizierte Ernährungsweise, die unsere Klimabilanz heute maßgeblich verbessern könnte. Falls Du planst, Deine Ernährung umzustellen, solltest Du Dich jedoch gut informieren und Deinen Speiseplan sehr bewusst umstellen. Mach Dir bewusst, dass auch die kleinen Schritte zählen. Achte bei einer rein pflanzlichen Ernährung darauf, dass Du durch Nahrungsergänzungsmittel vor allem Eisen und B12 zu Dir nimmst. Ziehe bei Milch- und Fleischersatzprodukten regionale den überregionalen Produkten vor: greif beispielsweise lieber zu Butterersatz mit Sonnenblumenöl, als zu Butterersatz mit Palmfett oder zur Hafer- statt zur Mandelmilch.
Quellen
- ‘’Heinrich-Böll-Stiftung’’: Fleischatlas - Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel (2018)
- Forsa-Befragung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu Fleischkonsum / Ernährungsverhalten
- Verbraucherzentrale: Vegetarisch oder vegan essen: Fleisch, nein danke
- Studie zum Vergleich der Nachhaltigkeit verschiedener Lebensmittel „Estimating the environmental impacts of 57,000 food products (2022)“
- Ökologe Joseph Poore im ‘’Spiegel’’ über die Reduktion des CO2-Fußabdrucks durch Veganismus
- ‘’Greenpeace’’ zur Klimabilanz von Massentierhaltung
- Umweltbundesamt : Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen