Retinol: der best erforschte Wirkstoff für schöne Haut?
Gut erforscht, aber nicht gänzlich unbedenklich. Wir erklären Dir, wie Retinol Deine Haut beeinflusst und was Du für eine sichere Anwendung im Blick behalten solltest.
Retinol wird bereits seit den 60er Jahren zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt. Dadurch verfügt die Wissenschaft heute über einen großen Erfahungsschatz mit der Substanz. Es gibt viele verschiedene Retinolvarianten, sogenannte Retinoide, die unter anderem als verschreibungspflichtige Medikamente zur Behandlung von Hautkrankheiten wie Psoriasis oder Akne verwendet werden. Doch einige Retinoide finden auch in handelsüblichen Cremés Verwendung, sodass auch wir von den positiven Eigenschaften dieses Moleküls profitieren können.
Das passiert in unserer Haut
Retinol wird in der Haut in die aktive Retinsäure umgewandelt. Diese Säure ist schließlich der Wirkstoff, der Einfluss auf die verschiedenen Stoffwechselprozesse nimmt und das Erscheinungsbild der Haut verbessert. Es erhöht die Fähigkeit der Haut Wasser zu speichern und lässt die Haut dadurch straffer wirken. Außerdem erhöht es die Kollagensynthese und vermindert den Kollagenabbau nach einem Sonnenbad. Insgesamt führt dies zu einer erhöhten Hautelastizität. Die feine Linien sowie Fältchen werden geglättet und das Gesicht erhält ein ebenmäßigeres Erscheinungsbild. Darüber hinaus hellt es Pigmentflecken auf und lässt Alterungsprozesse dadurch weniger sichtbar werden. Auch Unreinheiten werden vorgebeugt, da Retinol die Talgproduktion vermindert.
3 verschieden Substanzen – selbe Wirkungsweise
In Kosmetika kommen 3 verschiedene Retinoide zur Anwendung. Retinol, oft auch einfach als Vitamin A bezeichnet wird in der Haut in einem zweistuftigen Prozess über das Zwischenprodukt Retinaldehyd in die aktive Retinsäure umgewandelt.
Den zweiten Typ bilden sogenannte Retinolester, die unter den INCIs Retinyl Palmitate, Retinyl Acetate und Retinyl Linoleate zu finden sind. In der Haut wird aus diesen Verbindungen mittels hauteigener Enzyme Retinol freigesetzt, das dann weiter in die aktive Retinsäure umgewandelt wird. Retinolester sind in ihrer Wirkung nicht ganz so stark wie Retinol. Dadurch sind die positiven Effekte zwar geringer, aber sie sind auch sanfter zur Haut.
Den letzten Typ bildet Retinaldehyd, das oft auch als Retinal unter den INCIs zu finden ist. Es ist das oben beschriebene Zwischenprodukt im Retinolstoffwechsel. Auch dieses Retinoid wirkt schwächer als Retinol und ist gleichzeitig weniger reizend.
Die positiven Wirkungen sind grundsätzlich bei allen Typen die gleichen. Die Faltentiefe nimmt ab, die Hautelastizität wird gesteigert und die Talgproduktion reduziert. Jedoch sind Retinolester und Retinalaldehyd besser verträglich und bieten sich für Einsteiger*innen an, die bisher noch keine Erfahrung mit Retinoiden gemacht haben. Am besten mit geringen Konzentrationen dieser sanfteren Präparate anfangen und die Haut gut beobachten. Bei Bedarf langsam steigern und schließlich zu Retinol wechseln. Hier lohnt sich ein Blick auf die genauen Inhaltsstoffe, denn oft wird auf der Verpackung groß mit Retinol oder Vitamin A geworben, doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Als eigentlich Wirkstoff befinden sich meist die milderen Retinolester oder Retinaldehyd in den Cremés.
Diese Produkte enthalten Retinol
Das solltest Du unbedingt beachten
Auch wenn Retinol ein gut erforschter Wirkstoff ist und seit Jahrzehnten zum Repertoire eines jeden guten Hautarztes gehört, solltest Du die mögliche Nebenwirkungen nicht unterschätzen. Nach dem Auftragen kann es zu Hautrötungen und einem brennenden Gefühl kommen sowie Juckreiz und Schuppenbildung auftreten. Durch fetthaltige Salben kannst Du diesen negativen Effekten etwas entgegen wirken, aber bei trockener, sensibler oder entzündeter Haut solltest Du auf den Wirkstoff besser verzichten.
Außerdem ist Sonnenschutz wichtig, denn Retinol macht die Haut nach dem Anwenden zunächst dünner und erhöht dadurch die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlen. Daher solltest Du retinolhaltige Kosmetika am besten abends auftragen, sodass sich die Haut bis zum nächsten morgen wieder regenerieren kann.
In der Schwangerschaft solltest Du Retinoide nicht verwenden, da Retinol fruchtschädigend wirkt und daher die Entwicklung des Embryos stören kann. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass über die Haut eine entsprechend hohe Dosis aufgenommen wird, solltest Du hier lieber Vorsicht walten lassen.
Aufgrund dieser verschiedenen Nebenwirkungen empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung die Konzentration von Retinol in Gesichts- und Handcremes auf 0,3 % zu beschränken und in Körperlotionen sowie Lippenpflegeprodukte komplett auf Retinol zu verzichten. Die entsprechenden Grenzwerte für die milderen Retinoide liegen bei: Retinyl Acetate: 0,35 %; Retinyl Palmitat: 0,55 %; Retinyl Linoleate: 0,55 % und Retinal: 0,3 %.
Als gute Alternative mit ähnlich positiven Effekten, aber weniger Nebenwirkungen, wird Bakuchiol gehandelt. Dieser Stoff ist zwar noch nicht so gut erforscht, hat aber in ersten Studien vielversprechende Ergebnisse geliefert und scheint wesentlich besser verträglich zu sein.
Weitere Infos und Studien:
- Retinol und Kollagensynthese