Verdeckte Preiserhöhung – die Tricks der Hersteller
Beim Einkaufen greifen wir meist zu uns bekannten Produkten: Wir kaufen die Milch, die uns schon seit Jahren schmeckt, wir bleiben bei unseren bekannten Cornflakes und greifen auch bei den Schokobonbons zu jenen, die seit geraumer Zeit als unsere Favoriten gelten. Nicht nur die gleichbleibende Qualität überzeugt uns noch immer, sondern auch der konstante Preis bewegt uns dazu, die bekannten Packungen zu kaufen.
Doch Halt! Haben die Cornflakes vor einem halben Jahr nicht noch für einige Frühstücksschüsseln mehr gereicht? Sind wir mit unserem Spülmittel nicht um einige Wäschen länger ausgekommen? Und ist nicht auch der Schnittkäse schneller verbraucht?
Die beliebteste Masche bei der verdeckten Preiserhöhung
Sind wir etwa verschwenderisch geworden? Oder haben wir es hier vielleicht mit der einen oder anderen Mogelpackung zu tun? Immer wieder weist die Verbraucherzentrale in Hamburg Konsumenten darauf hin, dass sie vielerorts bei Preis und Inhalt von Produkten ausgetrickst werden. Die Füllmenge einer Verpackung zu verringern, am Preis hingegen nichts zu ändern, gilt als beliebteste verdeckte Preiserhöhung bei Lebensmitteln ebenso wie bei anderen Verbrauchsartikeln. Zwar werden Produkte für den Verbraucher nicht teurer, doch ganz eindeutig bekommt er weniger Ware für sein Geld. Obwohl die Verbraucherzentrale zu den versteckten Preiserhöhungen fortlaufend eine Liste veröffentlicht, in der betroffene Produkte aufgezeigt werden, schreckt das die Hersteller von Lebensmittel und Co. doch nicht ab.
Offene Preissteigerung nein, versteckte Preiserhöhung ja
Auffallend ist, dass die Methode „weniger Inhalt für gleiches Geld“ vor allem bei Markenprodukten praktiziert wird. Egal ob Lebensmittel, Kosmetikartikel oder Haushaltsware – überall finden sich schwarze Schafe. Oft werden die Vorwürfe gegen die Firmen mit der Begründung zurückgewiesen, dass Preissteigerungen für die ständige Weiterentwicklung der Produkte unerlässlich seien. Doch muss dies mit einer Schrumpfkur für die Verpackungen einhergehen?
So verhielt es sich etwa bei den Somat Spültabs. Zwanzig Tabs weniger bekommen Kunden aktuell im Vergleich zu einer Packung vor fünf Jahren. Der Preis stieg dennoch proportional an. Die letzte Preisänderung von April 2013 gaukelte dem Kunden eine Preissenkung von 1 € vor, der Inhalt wurde jedoch derart überkandidelt gesenkt, dass es sich eigentlich um eine Preiserhöhung von 0,5 % handelte. Nicht viel, möchte man meinen. Die Tatsache allerdings, dass dies die dritte Preiserhöhung des Herstellers seit dem Jahr 2006 ist, macht die Sache brisant. Von anfänglichen 100 Tabs finden wir aktuell nur noch 72 Tabs in einer Packung Spültabs. Der Preis stieg hingegen, sodass sich für den Kunden eine verdeckte Preiserhöhung von fast 32 % ergibt.
Bei der bekannten Windel-Firma Pampers läuft es ähnlich: Die Anzahl der Windeln wurde pro Packung reduziert, der Preis jedoch nicht verändert. Die verdeckte Preiserhöhung ging hier zudem ziemlich dreist mit einem neuen Design einher, sodass der Kunde sich auf der Packung neu orientieren muss und den Schwindel nicht auf Anhieb entdecken kann. Betroffen sind hier die Windelsorten New Baby, Active Fit und Baby-Dry. So sind im Baby-Dry Standardpack nun nur noch 31 statt 34 Stück, im Jumbopack statt 84 lediglich 78 Windeln zu finden. Laut Verbraucherzentrale beträgt die verdeckte Preiserhöhung hier bis zu 11 %. Das Unternehmen verfolgt diese Methode bereits einige Jahre. Schritt für Schritt ging man von anfangs 47 Windeln pro Packung auf 44, dann auf 40 und 37, folgend auf 34 und jüngst auf 31 zurück. Damit findet der Verbraucher aktuell bis zu 16 Windeln weniger, zahlt aber dasselbe. Bei den Feuchttüchern des Herstellers sieht es leider nicht anders aus.
Bei welchen Produkten sich genaues Hinsehen lohnt
Vor allem im Bereich der Lebensmittel scheint der Schwindel mit dem Preis-Leistungsverhältnis Gang und Gebe zu sein. Hier reiht sich Hersteller an Hersteller, der vom fiesen Kundenbetrug Gebrauch macht. Der Hersteller des Knabberspaßes Pringles etwa reduzierte in nur vier Jahren den Packungsinhalt von ursprünglich 200 g auf zwischenzeitlich 170 g bis zuletzt auf 165 g. Der Packungspreis stieg zeitgleich hingegen um 40 % an.
Bei den beliebten M&Ms wurde nicht nur die Füllmenge verringert, der Preis wurde zudem angezogen. Der Kunde zahlte vor drei Jahren noch 1,99 € für 300 g der Milchschokolade mit Zuckerüberzug. Heute finden wir 15 g weniger in der Verpackung, zahlen aber 50 Cent mehr. Eine versteckte Preiserhöhung von 31,7 % müssen die Kunden hier hinnehmen.
Doch es geht noch schlimmer: Ein besonders bitteres Beispiel liefert die Backhefe von Alnatura, welche einst 0,55 € kostete. Dafür bekam der Verbraucher zwei Päckchen im Verbund. Aktuell gibt es für denselben Preis nur noch ein Päckchen Treibmittel für Kuchen und Brot, was eine dreiste Preissteigerung von 100 % bedeutet. Ähnliches zeigt sich bei der von Edeka vertriebenen Marke Herza, die Schokoladenplättchen einst als 200 g-Packung für 0,85 € unter die Leute bringen wollte. Heute bekommt der Kunde für dieses Geld nur noch 100 g der Schokolade.
Dass die Hersteller mit solchen Methoden das Vertrauen der Verbraucher aufs Spiel setzen, scheint nebensächlich zu sein. Wie so oft geht es um den Profit. Wer beim Einkaufen allerdings genau hinschaut und sich regelmäßig bei der Verbraucherzentrale in Hamburg über Mogelpackungen informiert, greift sicher zu den Produkten fairer Hersteller.
Am meisten haben die Preise bei diesen Produkten angezogen: