Vegane Alternativen zu Wolle
An kalten Tagen sind Pullover, Strickjacken und Socken aus Wolle besonders beliebt. Wer dabei jedoch an glücklich grasende Schafe auf einer grünen Wiese denkt, irrt meistens. Denn in Realität ist Wolle längst ein Massenprodukt und mit Tierleid verbunden. Zum Glück gibt es viele vegane Alternativen, die Dich warmhalten können.
Tierische Wolle bietet unbestritten viele Vorteile. Sie ist durch das enthaltene Wollwachs wasserabweisend und wärmt darüber hinaus besonders gut. Außerdem nimmt sie kaum Gerüche an. Allerdings gibt es auch viele Nachteile:
Tierleid bei der Wollproduktion
Hierzulande werden Schafe vor allem als Fleischlieferant gehalten, da sich die regionale Verarbeitung finanziell nicht lohnt. Wollprodukte stammen daher meist aus Übersee (Australien, Neuseeland, Südamerika).
Obwohl viele Verbraucher glauben, dass Schafe geschoren werden müssen, ist dies grundsätzlich nicht der Fall. Nach Angaben von „vegpool“ pflegen Schafe in freier Wildbahn ihre Wolle selbst und entfernen Teile davon, zum Beispiel durch das Reiben an Ästen. Sie sind daher nicht auf das Scheren durch den Menschen angewiesen.
Leider ist die Schur für die Tiere ein sehr stressiger Vorgang, bei dem die Arbeiter häufig brutal vorgehen. Die Schaffe werden getreten, ihre Köpfe verdreht und ihnen werden oftmals tiefe Schnittwunden zugefügt. Damit die Schafe sich beim Scheren weniger wehren können, werden sie oftmals bereits 24 Stunden vorher das letzte Mal gefüttert.
In Australien, woher die meiste Wolle stammt, wird zudem noch oftmals das sogenannte „Mulesing“ angewendet – hierbei schneidet man den Lämmern große „Haut- und Fleischstücke vom Hinterteil, um einen Fliegenbefall zu verhindern“. Weder davor noch danach wird hierbei Schmerzmittel verabreicht. Die Beschneidung der Falten am After soll die Schafe vor dem Einnisten von Fliegenlarven (hauptsächlich Myiasis-Fliege) schützen.
Laut der Tierschutzorganisation „PETA“ sollen über 90 Prozent der deklarierten Wolle in Australien von Lämmern stammen, die durch Mulesing verstümmelt wurden.
Gut zu wissen: Das Label „Zue Anna“ stellt beispielsweise sicher, dass Schafe unter anderem beim Scheren nicht verletzt werden und genug Auslauf haben.
Weitere Nachteile von Wolle
Für die Haltung der Tiere wird laut „PETA“ zudem nicht nur viel Land benötigt. Auch der Wasserverbrauch ist enorm hoch und die Tierhaltung daher aus Umweltsicht problematisch.
Darüber hinaus ist Wolle kein Material, dass sich für jeden Menschen eignet. Vor allem für Allergiker kann das Tragen von Wolle problematisch sein, denn auch auf gesunder Haut fühlt sich Wolle oftmals kratzig an und kann sogar für Hautreizungen sorgen.
Des Weiteren ist sie anfällig für Schimmel und Motten und auch beim Waschen ein sehr empfindliches Material.
Was für Alternativen gibt es?
Synthetische Alternativen
Kunststoffe wie Polyester oder Polyacryl sind in der Lage verschiedene Stoffarten nachzuahmen. Polyesterfleece ist dabei besonders flauschig und kuschelig warm. Es trocknet außerdem sehr schnell und ist daher auch für warme Sportkleidung geeignet.
Kunststoffe werden allerdings chemisch hergestellt und sind daher nicht besonders umweltfreundlich. Als Grundstoff wird meistens Erdöl verwendet. Als Alternative dazu gibt es aber auch das Material rPET, das aus recycleten Plastikflaschen besteht. Hier ist der CO²-Fußabdruck deutlich geringer. Allerdings bleibt das Problem von Mikroplastik bestehen, das sich beim Waschen in der Waschmaschine lösen kann und so in den Wasserkreislauf gelangt. Deshalb sollten pflanzliche Wollalternativen bevorzugt werden.
Pflanzliche Alternativen
Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, die noch dazu recyclebar oder biologisch abbaubar sind, bieten viele Vorteile. Es ist jedoch wichtig darauf zu achten, dass beim Anbau der Pflanzen keine oder nur wenige Pestizide verwendet werden.
Bambus
Bambus lässt sich zu Viskosefasern oder umweltfreundlichem Monocel verarbeiten und ist strapazierfähig und atmungsaktiv. Da sich Viskose- und Monocel eher kühl anfühlen, wird diese Wollalternative vor allem für sommerliche Stoffe genutzt. Es gibt aber auch schon Socken und Strumpfhosen aus Bambus. Die aus natürlichen Pflanzenfasern bestehenden Stoffe lassen sich biologisch abbauen.
Baumwolle
Ein Drittel aller Fasern, die weltweit produziert werden, bestehen aus Baumwolle. Wird diese zu fairen Bedingungen und möglichst umweltfreundlich angebaut, ist sie eine gute Alternative zu Wolle. Ob als leichtes T-Shirt, feste Jeans oder flauschiges Baumwollflanell: Dieses Material ist sehr vielseitig einsetzbar. Du solltest allerdings darauf achten, dass keine chemischen Stoffe in Baumwollprodukten stecken. Diese können nämlich die Haut reizen und für Ausschläge sorgen.
Hanf
Der Anbau der Hanfpflanzen ist sehr umweltfreundlich, da keine Pestizide oder chemische Düngemittel eingesetzt werden müssen. Da die Pflanze vollständig kompostierbar ist, fallen auch hier keine problematischen Abfälle an. Stoffe, die aus Hanf hergestellt wurden, sind besonders hautfreundlich und atmungsaktiv. Außerdem können sie viel Feuchtigkeit aufnehmen und sind im Vergleich zu Baumwolle viel strapazierfähiger.
Leinen/Flachs
Vor allem im Sommer ist Kleidung aus Leinen sehr angenehm zu tragen. Da Leinen viel Feuchtigkeit aufnehmen und wieder an die Luft abgeben kann, wirkt es kühlend. Vor allem Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut können sich in Leinenstoffen wohl fühlen. Beim Anbau werden meist weniger Pestizide und Düngemittel verwendet, als bei anderen Kulturpflanzen. Außerdem ist der Energie- und Wasserverbrauch beim Anbau sehr gering.
Lyocell/Tencel
Lyocell, auch Tencel genannt, wird aus Eukalyptushergestellt, das aus nachhaltiger Forstwirtschafft stamm. Das Material hat eine glatte Oberfläche und ist sehr reißfest. Außerdem lässt es sich gut waschen, färben und verarbeiten. Häufig wird es als Ersatz für Seide, Wildleder oder Wolle eingesetzt. Es ist biologisch abbaubar und kann auch recycelt werden.
Modal
Diese Viskosefaser wird aus dem nachwachsenden Holzzellstoff der Buche gewonnen. Alternativ werden manchmal auch Fasern aus Eukalyptus oder Pinie verwendet. Der Stoff ist sehr weich und glatt, sodass er nicht gebügelt werden muss. Außerdem ist er viel saugfähiger als Baumwolle und wird daher gerne für Unterwäsche verwendet.
SeaCell
Bei SeaCell handelt es sich um spezielle Fasern, die aus Zellulose und Algen bestehen. Dafür wird getrockneter Seetang gemahlen und mit Zellulosefasern vermischt. Das dabei angewandte Lyocell-Verfahren ist deutlich umweltfreundlicher als bei es bei herkömmlichen Viskose-Fasern der Fall ist. Die poröse Struktur der Fasern sorgt dafür, dass viel Feuchtigkeit aufgenommen werden kann. Dadurch sind Textilien aus diesem Material im Somme kühl und im Winter schön warm.
Sojaseide
Bei der Verarbeitung von Sojabohnen zu Tofu fallen Sojafasern als Nebenprodukt an. Diese werden zu Stoffen verarbeitet, die den Glanz von Seide, die Haltbarkeit von Baumwolle und die Wärme von Kaschmir in sich vereinen. Das Material ist sehr umweltfreundlich, da kein Erdöl eingesetzt wird und es komplett biologisch abbaubar ist. Außerdem kann es problemlos in der Waschmaschine gewaschen werden.