So kaufst du Spielzeug ohne Schadstoffe ein
Ob Teddy, Schnuller oder Plastiktier: ein Großteil der Spielzeuge enthält gefährliche Giftstoffe. Giftiges Blei in Spielzeugautos, hormonell wirkende Weichmacher in Puppen oder auch krebserregende Nitrosamine in Luftballons – die Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen und sind ein Horror für alle Eltern.
Gefährliche Chemikalien werden in Spielzeugen immer wieder in hoher Konzentration nachgewiesen. Die gesetzlichen Vorgaben schützen nur unzureichend, so der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Dass sich Giftstoffe tatsächlich im Körper der Kinder wiederfinden, zeigen zahlreiche Untersuchungen, die diese Stoffe im Fettgewebe, Blut, Urin oder auch den Haaren der Kinder nachgewiesen haben.
Weichmacher für Kleinkinder besonders gefährlich
Besorgniserregend sind vor allem die hohen Werte von Weichmachern, den sogenannten Phthalate, aber auch Flammschutzmittel, Bisphenol A und Zinnorganische Verbindungen, die zwar chemisch betrachtet unterschiedliche Stoffe sind, jedoch eine gemeinsame Eigenschaft haben: Sie greifen in das menschliche Hormonsystem ein und stören das empfindliche Gleichgewicht. Und das kann bei Kindern u.a. zu Fehlentwicklungen der Organe, einem geschwächtem Immunsystem und vielen weiteren Beeinträchtigungen führen. Gerade Babys und Kleinstkinder unter drei Jahren sind betroffen, weil sie ihr Spielzeug häufig in den Mund nehmen und den Giftstoffen dadurch besonders ausgesetzt sind.
Dick durch Weichmacher
Durch Sonnenlicht und Wärmeeinwirkung können sich die Weichmacher aus dem Kunststoff lösen. Sie gelangen dann über die Haut und den Atemweg in den Organismus, worauf vor allem Kinder sehr sensibel reagieren. Neben den eben genannten negativen Auswirkungen, haben Forscher des Mount Sinai Medical Centers in einer Studie herausgefunden, dass Weichmacher dick machen. Sie untersuchten die Phthalate-Konzentration im Urin von 387 Kindern. Es wurde festgestellt, dass 97 Prozent der Kinder mit Weichmachern belastet waren. Noch erschreckender war aber die Erkenntnis, dass offenbar ein Zusammenhang zwischen der Menge der aufgenommenen Weichmacher und dem Körpergewicht der Kinder besteht.
Kinder, die mit einer besonders hohen Menge des Weichmachers Mono-Etyhlphthalat (MEP) belastet waren, haben einen zehn Prozent höheren Body-Mass-Index als Kinder mit einem niedrigen MEP-Wert.
Mangelnde Kontrollen – täuschende Gütesiegel
Für die Sicherheit der Produkte sind primär die Hersteller verantwortlich, einen Zwang zur Überprüfung der Spielzeuge durch unabhängige Stellen gibt es nicht. Hersteller und Importeure verleihen sich selbst das CE-Siegel, welches den Eindruck vermittelt, mit bestehenden Gesetzen überein zu stimmen.
Kontrollen seitens der Behörden finden leider nur stichprobenartig statt. Und obwohl pro Tag ein Spielzeug gemeldet wird, dass den gesetzlichen Anforderungen nicht genügt, werden zahlreiche der zu beanstandenden Produkte weiter verkauft. Problematisch ist zudem, dass der größte Teil der Spielzeuge aus Ländern importiert wird, die weitaus geringere Sicherheitsstandards haben, als in der EU und der Schweiz. So kommen beispielsweise 85 Prozent der betroffenen Produkte aus China. Auf den Kauf von allzu billigem Spielzeug sollte deshalb verzichtet werden.
Noch vor gut zehn Jahren waren unter 120 Kindern höchstens zwei, die an einer schweren Allergie litten. Zumeist handelte es sich dabei um Neurodermitis. Heute sieht man sich mit ganz unterschiedlichen Allergien konfrontiert. Den grössten Anteil haben nach wie vor Allergien, die durch das Essen ausgelöst werden. Aber der Anteil von Kontakt- und Atemwegsallergien steigt stetig. Im Verdacht steht oft billiges Spielzeug aus Asien. Diese sind mit Rückständen von Insektenschutzmitteln oder Ausdünstungen von Klebstoffen belastet und sollen diese Überempfindlichkeiten auslösen.
Tipps für den Spielzeugkauf
Jeder sollte sich in erster Linie bewusst machen, dass das CE-Zeichen praktisch wertlos ist, weil jeder Hersteller seine Produkte damit versehen kann. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass wenigstens die gesetzlichen Vorgaben eingehalten wurden, sollte man darauf achten, Spielzeug mit einem Gütesiegel unabhängiger Untersuchungseinrichtungen zu kaufen. Sicherheitssiegel, deren unabhängige, regelmäßige Kontrollen man Vertrauen schenken kann, sind GS, „spiel gut“ und Öko-Tex Standrad 100.
Vertrauen Sie auch der eigenen Nase! Stark riechendes Spielzeug sollte im Regal bleiben. Es empfiehlt sich auch, die Kinderartikel abzutasten und zu fühlen, ob scharfe Kanten oder leicht lösbare Teile vorhanden sind. Auf unlackiertes Holzspielzeug kann man meist ohne Bedenken zurückgreifen. Es ist häufig eine gute Wahl, auch aus ökologischer Sicht. Dagegen sollten Billigprodukte sowie Produkte mit Weichkunststoff unbedingt gemieden werden.