Nur eine große Marke punktet neben Naturkosmetik
Wie steht es eigentlich um die Inhaltsstoffe des Weihnachtsgeschenke-Klassikers Parfüm? Während in einem aktuellen „Öko-Test“ ein Naturkosmetikprodukt sowie fast zwei Drittel der konventionellen Produkte durchrasseln, kommt die große Marke Chanel ohne Problemstoffe aus und setzt sich an die Spitze des Siegertreppchens. Das gelingt ansonsten nur noch zwei „sehr guten“ Parfüms zertifizierter Naturkosmetik.
- Unter den 20 Damenparfüms im Test sind nur fünf Duftwässer empfehlenswert, vier davon können ein Naturkosmetik-Zertifikat vorweisen. Mehr als die Hälfte der Testprodukte schneidet nur „mangelhaft“ bzw. „ungenügend“ ab.
- „Öko-Test“ kritisiert insbesondere bedenkliche und allergisierende Duftstoffe. Zudem beanstanden die Prüfer:innen kritische UV-Filter sowie Formaldehyd und Diethylphthalat.
- Ein hoher Preis ist kein Garant für unbedenkliche Rezepturen. Zwei der teuersten Parfüms im Test schneiden „ungenügend“ ab. Das günstigste Parfüm im Test kostet 3,95 Euro, das teuerste 77 Euro.
Das hat die Tester:innen von „Öko-Test“ überrascht: Chanel setzt sich mit seinem Coco Mademoiselle Eau De Parfum Intense neben den beiden Naturkosmetikdüften Farfalla Nomad und Nature Blossom Perfumes Moon Flower im Test an die Spitze der Testtabelle – und das, obwohl die meisten konventionellen Parfümmarken in der Regel große Probleme mit kritischen Duftkomponenten, bedenklichen UV-Filtern und weiteren Problemstoffen haben.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“
Schädliches Formaldehyd auch in Naturkosmetik
Doch auch ein Naturkosmetikzertifikat ist kein Garant für einwandfreie Rezepturen, wie „Öko-Test“ nachweist. Im Baldini by Taoasis Mytao Acht Demeter Bioparfüm entdeckte das beauftragte Labor deutliche Mengen von freiem Formaldehyd. Dieser Stoff gilt als krebserregend, wenn du ihn über die Atemluft aufnimmst. Schon geringe Mengen können die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen. Auch im Florascent Eau de Parfum No. 4 Velvet Roses hat das Labor die Substanz gefunden.
Bei keinem der beiden Parfüms jedoch ist eine als formaldehydabspaltend bekannte Substanz deklariert, die diesen Befund erklären würde. Weitere Eintragswege können Rohstoffe oder Zersetzungsprozesse sein. Auch die Lagerung und das Alter der Produkte können eine Rolle spielen. Diese Faktoren nannte uns auch der Anbieter Taoasis als mögliche Gründe.
Duftstoffe, die Mensch und Umwelt schaden
Die wichtigsten Bestandteile eines Parfüms sind die Duftstoffe. Leider aber sind nicht alle davon unbedenklich. In sechs Testprodukten hat das Labor die polyzyklische Moschusverbindung Galaxolid (HHCB) nachgewiesen. Diese wird derzeit von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) geprüft wird, weil sie im Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken und giftig für die Umwelt zu sein. Acht Produkte enthalten – zum Teil neben Galaxolid – Cashmeran. Es kann sich wie polyzyklische Moschusverbindungen im menschlichen Fettgewebe anreichern.
Die problematischste Mischung steckt aber im La Rive Queen of Life Eau de Parfum. Es enthält zusätzlich zu den beiden zuvor genannten Substanzen auch Moschus-Keton, das die Öko-Tester:innen noch deutlich strenger abwerten, da diese Nitromoschusverbindung als krebsverdächtig eingestuft ist und ihr Einsatz in Kosmetik in der Europäischen Union (EU) nur eingeschränkt zugelassen ist.
Allergisierende Duftstoffe in den meisten Parfüms
Ebenfalls problematisch sind Duftstoffe, die Allergien auslösen können. In vier Produkten wies das Labor Isoeugenol nach, in einem anderen Cinnamal. Beide Substanzen lösen laut dem Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK), an dessen Einschätzung sich „Öko-Test“ bei der Bewertung orientiert, besonders häufig allergische Reaktionen aus.
Ein etwas geringeres, im Vergleich aber noch immer erhöhtes Potenzial, Allergien zu verursachen, haben die Duftstoffe Hydroxycitronellal, das in neun Parfüms nachgewiesen wurde, und Cinnamylalkohol, das in drei Produkten steckt. Unter anderem hat das Labor es in dem zertifizierten Naturkosmetikprodukt Alverde Natural Eau de Parfum Tagtraum Rose Tonkabohne Geranie nachgewiesen, in dessen Inhaltsstoffliste es auch deklariert ist.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Hormonwirksamer Lichtschutz in den Rezepturen
Sechs der Parfüms im Test enthalten den bedenklichen UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat. Diesen sieht „Öko-Test“ besonders kritisch, weil er sich in Tierversuchen als hormonwirksam erwiesen hat. Das Chloé Eau De Parfum enthält zusätzlich Octocrylen, das in Zellversuchen wie ein Hormon gewirkt hat.
Parfümhersteller argumentieren gerne, dass die UV-Filter als Stabilisatoren zum Schutz der Formulierung vor Lichteinwirkung eingesetzt würden. Dass es unbedenklichere Möglichkeiten gibt, ein Parfüm vor dem Einfluss von Licht zu schützen, zeigen die Produkte im Test, die ohne hormonwirksame UV-Filter auskommen. In der Naturkosmetik sind chemische UV-Filter ohnehin tabu. Andere Hersteller setzen ausschließlich auf Filter, die nach aktuellem Forschungsstand als unkritisch gelten. Auch mithilfe dunkler und lichtundurchlässiger Flacons lässt sich eine Rezeptur vor Lichteinfall schützen.
Für eine optimale Haltbarkeit solltest du ein Parfüm zu Hause kühl, trocken und lichtgeschützt lagern. Das Badezimmer ist wegen schwankender Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit nicht der beste Ort, um Düfte aufzubewahren.
Problematischer Stoff in äußerst hohe Menge
Das La Rive Queen of Life Eau De Parfum enthält keine bedenklichen UV-Filter. Das ist allerdings die einzige gute Nachricht zu dem Produkt. Neben den diversen problematischen Duftkomponenten wies das Labor darin die sogar für „Öko-Test“ unfassbar hohe Menge von 74.300 mg/kg Diethylphthalat (DEP) nach. In der Inhaltsstoffliste des Parfüms steht „Alcohol denat.“ ganz vorne. Deshalb vermuten die Tester:innen, dass das DEP zur Vergällung des Alkohols eingesetzt wurde. Es kann allerdings auch als Trägersubstanz für Duftstoffe dienen. Das Problem: DEP steht ebenfalls im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken, und wird daher derzeit von der ECHA neu bewertet.