Mit Wurstgift gegen Falten
Einst war das Wurstgift für zahlreiche Todesfälle verantwortlich, heute nutzt es die Schönheitsindustrie für ihren Vorteil: Botox wurde vor 200 Jahren entdeckt.
Wurstvergiftungen vor 200 Jahren
Im 19. Jahrhundert waren Wurstvergiftungen eine nicht seltene Todesursache. Verantwortlich dafür war vor allem die Blutwurst: Vor 200 Jahren galt die Blutwurst als Delikatesse von historischem Rang. Der Erreger in den Würsten wirkte wie ein Nervengift, an dem die Menschen erstickten. Lange Zeit wurde über die Todesfälle gerätselt. 1895 identifizierte der belgische Bakteriologe Emile van Ermengem schliesslich den Erreger des Wurstgiftes: Der Bacillus botulinus – nach botulus, das lateinische Wort für Wurst. Heute heisst der tödliche Keim Clostridium botulium.
Gefahr durch Honig, Fischkonserven und Gemüse in Öl
Das Wurstgift verlor allmählich seinen Schrecken. In Studien wurde herausgefunden, dass geräucherte Würste nicht lange genug erhitzt wurden, um die hitzebeständigen Keime abzutöten. Häufig verspeisten die Leute auch stinkende und käsig-verfaulte Blutwürste, was zu einem höheren Risiko einer Vergiftung führte. Heute werden Würste so verarbeitet und zubereitet, dass keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht. Dafür gibt es heute eine andere Gefahrenquelle: Vereinzelte Vergiftungsfälle sind durch unzureichend sterilisierte Fischkonserven oder in Öl eingelegte Gemüse vorgefallen. Neben der klassischen Vergiftung gibt es den zwar ebenso seltenen aber nicht minder gefährlichen "Säuglingsbotulismus": Säuglinge können die Sporen über die Nahrung aufnehmen. Aufgrund fehlender Magensäure überleben die Sporen, keimen im Darm aus und bilden dann das Gift. Ein unterschätzter Kandidat ist Honig, weil Bienen manchmal die Sporen einschleppen. Immer wieder erweisen sich Fälle von plötzlichem Kindstod als Säuglingsbotulismus. Sobald der Magen-Darm-Trakt ausreift, schwindet die Gefahr. Kleinkinder können bereits unbesorgt Honig konsumieren.
Ein Gewinn für die Schönheitsindustrie
Heute müssen wir uns nicht mehr davor fürchten, nach dem Verzehr einer Wurst unter Nervenlähmung zu ersticken. Die Schönheitsindustrie profitiert davon: Unter dem Namen Botox hat sich das Wurstgift als Waffe gegen das Altern bewährt. Es lähmt die Gesichtsnerven und sorgt so für eine glatte und faltenfreie Haut, schränkt aber auch die Mimik ein. Vor allem in Hollywood will auf das Nervengift nicht mehr verzichtet werden.
Diese Produkte versprechen weniger Falten ohne Botox: