Mineralöl und kritische Düfte gefunden
Ob glänzende Gel-Tolle, akkurater Old-School-Look oder lässiger Surfer-Style – mit Haarwachs und Haargel bringen Männer ihre Frisur in Form. Ökotests Test von 50 Stylingprodukten zeigt: Sehr gute Haargele und Haarwachse gibt es in jeder Preisklasse. Doch 15 Produkte sind ganz und gar nicht chic: Sie schmieren im Test wegen bedenklicher Inhaltsstoffe mit mangelhaft oder ungenügend ab.
- Etwa ein Viertel der Haargele und Haarwachse im Test bewerten die Tester von Ökotest mit Bestnote.
- 30 Prozent der getesteten Hairstylingprodukte fallen durch, die meisten davon sind sogar "ungenügend".
- Besonders bedenklich: Ökotest hat Schadstoffe wie MOAH und Formaldehyd/-abspalter gefunden. Am häuftigsten kritisieren sie enthaltene Kunststoffverbindungen.
Ist Hairstyling was für harte Männer? Scheint so. Jedenfalls legen das die Produktnamen nahe. Von Adrenalin und Samurai ist da die Rede, von Ultra, Mega und gigantisch stark, von Power, Extrem und Maximum. Superlative, die eher nach Muckibude klingen als danach, die Frisur in Form zu bringen. Eine Statista-Umfrage belegt: Immerhin 41 Prozent der Männer stylen ihre Haare täglich oder fast jeden Tag. Bei jungen Männern unter 30 sind es sogar 54 Prozent.
ÖKO-TEST interessiert sich gewöhnlich weniger dafür, wie ein Produkt aufgemacht ist, als vielmehr dafür, was drinsteckt. Daher haben sie insgesamt 50 Haarwachse und Haargele eingekauft und ihre Inhaltsstoffe von verschiedenen Laboren analysieren lassen.
Haargel und Haarwachs im Test: 13 sind "sehr gut"
Das Ergebnis: 13 Haargele und Haarwachse bewerten sie mit "sehr gut". Dabei handelt es sich überwiegend um zertifizierte Naturkosmetik. Zehn weitere Produkte kann Ökotest mit "gut" empfehlen. Gleichzeitig enttäuschen aber auch 30 Prozent der getesteten Haarstylingprodukte mit ihren Gesamturteilen. Sie schneiden zum Großteil "ungenügend" ab, ein Produkt ist "mangelhaft".
Bekannte konventionelle Haarkosmetikmarken wie LʼOréal, Got2b, Syoss, Swiss-o-Par, Gard, Wella, Nivea oder John Frieda haben durchweg einen Bad-Hair-Day: keine ist besser als "ausreichend".
Die gefundenen Problemstoffe im Überblick: Formaldehyd/-abspalter, halogenorganische Verbindungen, Silikone und Paraffine, aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH), künstliche Moschusdüfte, Lilial, Abkömmlinge von Polyethylenglykolen und Kunststoffverbindungen.
Diese Haargele und Haarwachse erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“
Weiter zu den getesteten Produkten
Negativer Spitzenreiter ist das "ungenügende" Axe Styling Adrenaline Extreme Look Cream Gel, das mit den meisten Minuspunkten einen haarsträubenden Auftritt hinlegt. Das Unilever-Produkt steht damit stellvertretend dafür, wie Hairstylingprodukte nicht sein sollten. Drin stecken bedenkliche Konservierungsmittel, umstrittene Duftstoffe und umweltschädliche Kunststoffverbindungen.
Neben dem Haargel von Axe enthält auch das Wella Shockwaves Ultra Strong Power Hold Gel Styler, 5 einen Konservierungsstoff, der nach und nach Formaldehyd freisetzt. Formaldehyd reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute und kann Allergien auslösen. In vier Produkten kritisieren die Tester umstrittene halogenorganische Verbindungen, in drei Fällen davon sind entsprechende Konservierungsmittel deklariert. Andere Haargele und Haarwachse im Test zeigen, dass es Alternativen gibt, um Kosmetik frisch zu halten.
Neun Produkte mit Mineralöl verunreinigt
Ebenso unerwünscht wie bedenkliche Konservierungsmittel sind Paraffine und Silikone. Dank dieser künstlichen Substanzen lassen sich die Stylingprodukte zwar gut verteilen. Allerdings legen sie sich auch wie ein Film über die Schuppenschicht des Haars, versiegeln es und lassen sich schlecht auswaschen.
Ein größeres Problem mineralölbasierter Fette und Wachse wie Paraffinum Liquidum, Petrolatum, Vaseline oder Ceresin: Sie können mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sein. Darunter können sich auch Verbindungen befinden, die unter Verdacht stehen, Krebs zu erregen.
Das Labor hat in neun Stylingprodukten MOAH nachgewiesen, darunter vor allem Haarwachse und Haarpasten. Betroffen sind Produkte der Marken Got2b, LʼOréal, Swiss-o-Par, Syoss, Amercian Crew, Aveo, Da Wax und Rituals.
Kritik an Duftstoffen in Haarwachsen und Haargelen
Viele Haargele und Haarwachse im Test haben einen markanten Duft. Doch was der männlichen Zielgruppe vielleicht angenehm in die Nase steigt, kann unter Schadstoffaspekten anrüchig sein. Wie die künstlichen Moschusdüfte, die das Labor in vier Hairstylingprodukten im Test nachgewiesen hat. Sie reichern sich im menschlichen Fettgewebe an, eine der Verbindungen gilt auch als gewässergefährdend.
Die getesteten Haargele von Axe und 3 Wetter Taft enthalten darüber hinaus Lilial – obwohl der Duftstoff seit Längerem unter Verdacht steht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Auch über ein Naturkosmetikprodukt müssen wir dieses Mal die Nase rümpfen: Das Intelligent Nutrients Styling Gel duftet mit Cinnamal, das vergleichsweise oft Allergien auslöst.
Außerdem unnötig: Mit mehr als der Hälfte aller Testprodukte schmiert man sich auch Abkömmlinge von Polyethylenglykolen in die Haare. Als Emulgatoren sorgen sie dafür, dass sich eigentlich nicht mischbare Substanzen wie Wasser und Fette bzw. Öle miteinander verbinden. Doch sie können die (Kopf-)Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Kunststoffverbindungen in Hairstylingprodukten
Am häufigsten kritisiert Ökotest Kunststoffverbindungen in den Haargelen und Haarwachsen im Test: Gut zwei Drittel der Hairstylingprodukten enthalten synthetische Polymere. Die legen einen Film ums Haar, der es standfester macht. Die Stoffe sind aber ein Problem für die Umwelt. Denn sie können schwer abbaubar sein und mit dem Klärschlamm in die Umwelt gelangen. Vor allem etliche Eigenmarken vermasseln sich damit die Bestnote.
Testverlierer der Haargele und Haarwachse
Diese Haargele und Haarwachse bewerten sie insgesamt mit "ungenügend". Sie sind die Verlierer des Tests:
- 3 Wetter Taft Power Styling Gel, 5 von Schwarzkopf & Henkel
- L‘Oréal Men Expert Barber Club Messy Look Matt-Paste von L‘Oréal
– L‘Oréal Studio Line Spurenlos FX Styling Gel, 8 von L‘Oréal
– Swiss-o-Par Kokos Haarwachs von Rufin Syoss Max Hold Wax von Schwarzkopf & Henkel
- American Crew Forming Cream von Beautyge Brands
– Aveo Men Kreativ Flex Fibre Paste, 4 von Müller Drogeriemarkt
- Aveo Styling Factory Super Klebstoff Haargel, 8 von Müller Drogeriemarkt
- Axe Styling Adrenaline Extreme Look Cream Gel, 6 von Unilever
- Da Wax Hair Styling Wax von Da Dude
– Got2b Phenomenal Forming Paste von Schwarzkopf & Henkel
– The Great British Grooming Pomade von The Great British Grooming
– The Rituals of Samurai Hair Matt Shaper von Rituals
– Wella Shockwaves Ultra Strong Power Hold Gel Styler, 5 von Coty
Unterschiede zwischen Haarwachs, Haargel & Co.
Klebrige Details: Wie unterscheiden sich die verschiedenen Hairstylingprodukte?
- Haargel: Ist wasserbasiert und lässt sich leicht auswaschen. Es macht das Haar steif, sodass sich die Frisur nicht umstylen lässt. Basis sind natürliche oder synthetische Gelbildner.
- Haarwachs: Basiert auf natürlichen (Carnauba, Kokos) oder erdölbasierten Wachsen wie Paraffinen oder Vaseline. Gibt dem Haar starken Halt, härtet aber nicht aus. Die Frisur lässt sich nach dem Stylen verändern. Haarwachs lässt sich schwerer auswaschen als Gel. Für feines Haar ist es weniger geeignet.
- Haarpasten: Sind nicht klar definiert. Ihre Konsistenz reicht von klebrigem Lehm bis zu dicker Zahnpasta. Pasten geben mittleren bis starken Halt, sind matt oder leicht glänzend. Da sie wasserbasiert sind, lassen sie sich gut auswaschen.
- Frisier- / Stylingcreme: Gibt es seit rund einhundert Jahren. Die wasserbasierten Cremes geben leichten Halt, sind flexibel und halten sich beim Glanz zurück. Sie sind auch für feineres Haar geeignet. Stylingcremes enthalten oft Pflegekomponenten.
- Pomade: Pomade verleiht dem Haar einen glatten, akkuraten Look, meist mit starkem Glanz. Sie ist besonders geeignet für Kamm-Frisuren, die sich umstylen lassen. Klassisch sind ölbasierte Pomaden, es gibt aber auch wasserbasierte Varianten.
- Clay: Enthält Tonerde (clay = Englisch für Lehm bzw. Ton), meist Bentonit. Es lässt das Haar dicker wirken und gibt ihm Halt, ohne es zu beschweren. Ideal für Frisuren mit viel Volumen. Clay am besten vor Anwendung zwischen den Handflächen aufwärmen.