Markencremes enttäuschen mit kritischen Inhaltsstoffen
Parfüm in Cremes duftet gut, kann empfindliche oder zu Allergien neigende Haut aber auch unnötig reizen. Viele Hersteller bieten daher Produkte ganz ohne Duft an. „Öko-Test“ hat 20 parfümfreie Gesichtscremes getestet und kann neun davon mit Bestnote empfehlen.
- Unter den neun parfümfreien Gesichtscremes mit „Sehr gut“ ist auch das günstigste Produkt im Test, die Alverde Ultra Sensitiv Pflegecreme für 2,95 Euro pro 50 Milliliter. Drei Cremes erhalten ein ernüchterndes „Ungenügend“.
- Achte darauf, Cremes im Tiegel immer nur mit sauberen Händen oder einem Spachtel zu entnehmen. Wenn sich durch Verunreinigungen Mikroorganismen vermehren, kann das sensible Haut irritieren.
- Gesichtscremes mit UV-Schutz sind nicht täglich notwendig. Es genügt, wenn Du Sonnenschutz erst ab einem UV-Index von drei auf Deine Haut aufträgst.
Das günstigste Produkt im Test ist „sehr gut“
Musst Du zu parfümfreien Cremes greifen, da Deine Haut bereits sehr kleine Mengen an potenziellen Allergenen nicht verträgt? Oder möchtest Du bei Deiner Hautpflege schlichtweg auf Inhaltsstoffe verzichten, die nicht unbedingt nötig sind und nicht selten ein allergenes Potenzial bergen? Beides ist für „Öko-Test“ ein ausreichender Grund, Gesichtscremes zu testen, die in ihren Rezepturen ganz auf Parfüm verzichten. Denn zu den potenziellen Allergenen gehören zum Beispiel Duftstoffe und ätherische Öle.
Die Prüfer:innen haben 20 Produkte eingekauft, die meisten von ihnen ausgelobt für Menschen mit sensibler oder empfindlicher Haut, einige sogar speziell für Allergiker:innen und Neurodermitiker:innen. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte ist nach „Öko-Test“-Kriterien frei von belastenden Stoffen. Neun Cremes schneiden „sehr gut“ ab und vier „gut“, darunter alle sieben Naturkosmetikprodukte. Bei konventionellen Kosmetika stechen am hinteren Tabellenende drei Cremes mit „Ungenügend“ hervor: die L’Oréal Revitalift Feuchtigkeitspflege ohne Parfum, die Louis Widmer Tagescreme Anti-Ageing 0% Parfüm und die Neutrogena Hydro Boost Aqua Creme Parfümfrei. Zwar kommen alle drei ohne Parfüm aus, enthalten dafür aber sonstige kritische Inhaltsstoffe, zum Beispiel PEG/PEG-Derivate, die als Emulgator in einer Creme Fett- und Wasserphase verbinden. Einige Stoffe dieser Gruppe können die Haut durchlässiger machen für Fremdstoffe.
„Ungenügendes“ Markenprodukt mit kritischen Inhaltsstoffen
Konservierungsmittel mit irritierender Wirkung
In der Neutrogena- und der Louis- Widmer-Creme hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor außerdem halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Viele Substanzen aus dieser Stoffgruppe gelten als allergieauslösend. Bei der Hautcreme von Neutrogena passt der Laborbefund zum vom Hersteller deklarierten Chlorphenesin. Vorsicht: Der halogenorganische Konservierungsstoff kann zu Hautirritationen führen.
Kritisch sieht „Öko-Test“ auch, dass die Salthouse Totes Meer Hyaluron-Gesichtscreme 24h Silberchlorid enthält. Silberchlorid ist ein antimikrobieller Stoff, den manche Hersteller einsetzen, um Keimen im Produkt entgegenzuwirken. Silber kann die Resistenzbildung von Bakterien befördern. Das hat aber auch zur Folge, dass Antibiotika dann nicht mehr gegen solche Keime wirken können. „Öko-Test“ findet, dass Silber in Deinen reinen Pflegeprodukten nichts verloren hat und es medizinischen Anwendungen, zum Beispiel der Behandlung von Wunden, vorbehalten bleiben soll.
Künstliche Fette müssen nicht sein
In sieben Testprodukten stecken Silikone oder andere synthetische Polymere, die Dir nach dem Eincremen ein gutes Hautgefühl geben sollen. Der Anteil an Silikonen ist in den Cremes der Marken Neutrogena und L’Oréal so hoch, dass „Öko-Test“ sie unter dem Testergebnis ‚Inhaltsstoffe’ abwertet. Silikone in Kosmetika sind deshalb kritisch, weil sie die Umwelt belasten und weil sich diese Fette nicht so gut ins Gleichgewicht Deiner Haut einfügen wie natürliche Öle. In anderen Cremes dieses Tests sorgen zum Beispiel Jojoba-, Mandel- oder Traubenkernöl für eine gute Rückfettung.
UV-Schutz ist gut, aber nicht immer nötig
Zwei Cremes im Test haben einen zusätzlichen UV-Filter: die Nivea Beruhigende Tagespflege 24h Feuchtigkeit mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von 15 und die Balea Niacinamide Tagescreme mit LFS 30. Letztere wirbt sogar damit, dass die tägliche Verwendung eines UV-Filters vor lichtbedingter Hautalterung schütze. Diese Aussage kritisiert „Öko-Test“, denn es sei nicht sinnvoll, Tag für Tag eine Creme mit LSF zu verwenden und die Haut damit zu belasten – auch wenn die UV-Filter in den betreffenden Pflegecremes nicht zu den besonders problematischen gehören, deren hormonelle Wirkung schon zweifelsfrei nachgewiesen ist. Selbst das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) empfiehlt das Eincremen erst ab einem UV-Index von drei, der in unseren Breiten während des Winterhalbjahres jedoch kaum erreicht wird.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Viele Rezepturen weisen nur wenige Inhaltsstoffe auf. Damit sinkt auch ihr Reizpotenzial.