Wie schädlich ist der Hype?

Lachs: Eine Gefahr für die Umwelt!

30. Sept. 2019 von

Jahrelang wurde uns eingetrichtert, dass wir an Stelle von Fleisch besser Fisch essen sollten. Das sei besser für die Umwelt. Und gesünder sowieso, wegen der Omega3-Fettsäuren und dem Jod. Auch ich habe dieses Mantra verinnerlicht und esse seitdem regelmäßig Lachs. Der Lachs hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Innerhalb von zehn Jahren ist der Lachskonsum laut Fischinformationszentrum (FIZ) in Deutschland um rund 25 Prozent gestiegen.

Lachs liegt im Beliebtheitsranking der Deutschen ganz weit vorn, direkt hinter dem Alaska Seelachs, der oft für Fischstäbchen verwendet wird und noch vor dem Thunfisch. Man findet kaum eine Speisekarte, die ohne Lachsgerichte auskommt – ob in Bowls, Salaten oder gegrillt. Lachs ist das neue Hähnchen – ein Trendfood für die Mittelklasse!

Doch wie schädlich ist dieser Hype für unsere Umwelt?

Weil der atlantische Wildlachs inzwischen wegen Umweltverschmutzung und Überfischung nur noch sehr selten vorkommt, kann der wachsende Bedarf nur noch über künstlich gezüchteten Lachs gedeckt werden. Dazu dienen weltweit Aquakulturanlagen, vor allem in Nordeuropa und Chile. 90 Prozent unseres Supermarkt-Lachses kommen inzwischen aus Aquakulturen. Die Massentierhaltung hat allerdings viele Nachteile. Bis zu 100.000 Lachse werden in einer Anlage in Unterwasserkäfigen gemästet. Sie sind häufig gestresst und beißen sich gegenseitig.

Lachsfarm in Norwegen. (Bild: Shutterstock)

Antibiotika und Chemikalien in der Aquakultur

Lachse in solchen Zuchtfarmen sind zudem oft krank und werden von Läusen befallen. Deshalb werden die Lachse mit Chemikalien behandelt. Doch die Zuchtlachse sind immer resistenter gegen die Behandlungsmethoden. Die Folge: Die Läuse können sich auf die ohnehin schon raren Wildbestände ausbreiten. Und diese im schlimmsten Fall ausrotten.

Auch das schädliche Pflanzenschutzmittel Ethoxyquin wird oft dem Fischfutter beigemischt, um es haltbarer zu machen. Ethoxyquin steht unter Verdacht, krebserregend zu sein und die Leber zu schädigen.

Bei Ausbruch der Lachse: Alarm!

Ein weiteres Problem der Zuchtanlagen: Brechen Zucht-Lachse aus ihren Aquakulturanlagen aus, kontaminieren sie den genetischen Pool der Wildlachse. Hochgezüchteter Lachs ist weniger intelligent und bewegt sich langsamer. Wenn Lachse aus einer chilenischen Farm ausbrechen – so geschehen bei Hunderttausenden Fischen im letzten Sommer – prophezeien Umweltschützer eine Katastrophe mit nicht absehbaren Folgen. Die Raubfische können ganze Bestände von einheimischen Fischen ausrotten und Lachsfresser wie Seelöwen und Otter mit Antibiotika verseuchen.

Apropos Raubtiere: Lachse fressen andere Fische

Lachse sind Raubtiere und brauchen tierische Proteine. Auch Zuchtlachse fressen andere Fische wie Heringe, Sardinen und Sprotten. Zwar werden die Lachse immer mehr zu Vegetariern gezüchtet, aber sie fressen noch Mengen an Wildfisch. Ein ökologischer Irrsinn! Sinnvoller wäre es doch, diese Schwarmfische direkt zu essen, anstatt sie erst zu verfüttern — und dann das Filet der Raubtiere zu essen.

Zuchtanlagen sind keine Alternative zur Bekämpfung der Überfischung. Nachdem ich einen TV-Beitrag über die ekelhaften Zustände in chilenischen Lachsfarmen gesehen habe, ist mir jedenfalls der Appetit auf Lachs vergangen!

Alternativen? Zertifizierter Bio-Lachs oder Wildlachs aus Alaska. Noch besser: Karpfen

Wenn man dennoch nicht ganz auf Lachs verzichten möchte, sollte man MSC-zertifizierten Wildlachs aus Alaska wählen. Dort sind die Bestände sehr gut gemanagt. Und man hilft den Leuten vor Ort, die Natur zu bewahren. Die Fischer setzten sich dafür ein, dass die Ökosysteme intakt bleiben.

Und wenn man Zuchtlachs kauft, sollte man darauf achten, dass dieser ASC- oder Bio-zertifiziert ist. Grundsätzlich sind Zuchtlachse aus Norwegen und der EU besser als chilenische, da dort die Aquakulturen besser gemanagt werden.

Noch ökologischer wäre es allerdings, man würde ganz auf Lachs verzichten und stattdessen Karpfen essen. Und wenn Lachs (oder andere Fische), dann nur als seltene Delikatesse! Hier hilft auch ein Blick in unseren Fischratgeber.

Der Blog des WWF

Der WWF setzt sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Erde, die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und die Eindämmung von Umweltverschmutzung und schädlichem Konsumverhalten ein. Auf dem Blog schreibt das Team, ergänzt um Gastautoren, zu allen Themen, die dem WWF wichtig sind. Ab sofort publiziert der WWF regelmäßig ausgewählte und spannende Beiträge bei CodeCheck.