Kann man Pestizide vom Obst waschen?
Vor allem in der konventionellen Landwirtschaft finden sich Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse. Ob Du sie von Deinem Obst waschen kannst und mit welchen Tricks Du generell weniger Pestizide zu Dir nimmst, erfährst Du hier:
Pestizide abwaschen
Dipl. oec. troph. Isabelle C. Keller, Diplom-Ökotrophologin und Diätexpertinvon der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) bestätigt: „Wenn Sie Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen, zum Beispiel einen Apfel, und ihn anschließend trocken reiben, waschen sie somit einige der Pestizide ab. Allerdings ist dies nicht bei jedem Obst praktikabel, denn eine Erdbeere oder Himbeere lässt sich kaum so gründlich waschen.“
Genauso sieht es das Bundesamt für Risikobewertung, welches empfiehlt, sämtliches Obst und Gemüse vor dem Verzehr nicht nur gründlich zu waschen, sondern nach Möglichkeit auch zu schälen. Ein entscheidender Nachteil ist hierbei jedoch, dass sich die meisten Nährstoffe direkt unter der Schale befinden.
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Die gute Nachricht ist also,das Du bei vielen Obst- und Gemüsesorten einen Großteil der Pestizide abwaschen kannst. Die schlechte Nachricht: Du reduzierst so lediglich die Rückstände, ganz los wirst Du sie auf diesem Weg leider nicht, da sie oft tiefer in die Schale eindringen.
Um wirklich einen Großteil der Pestizide vom Obst abzuwaschen, solltest Du sie laut einer Studie von Forschern der University of Massachusetts ca. 15 Minuten in eine Natronlauge einlegen, mit klarem Wasser abspülen und trocken reiben. Der in vielen Backpulvern enthaltene Stoff säubert unter anderem Äpfel laut der Studie besser als andere Methoden. Wie praktikabel dies im Alltag ist, musst Du wohl selbst entscheiden.
Diese Obst- und Gemüssesorten sind besonders belastet
Um Verbraucher zu schützen, lässt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit regelmäßig Lebensmittel auf Rückstände von unerwünschten Stoffen testen. Das Ergebnis der letzten Auswertung aus dem Jahr 2016: Von 14.222 getesteten Obst- und Gemüsesorten war nur jede Dritte Probe frei von Rückständen. Bedenklich ist auch die Tatsache, dass viele Obst- und Gemüsesorten nicht nur ein Pestizid aufwiesen, sondern gleich einen ganzen Schadstoffcocktail aus Glyphosat, Quecksilber oder Fosetyl. Himbeeren oder Johannisbeeren etwa enthielten bis zu 24 verschiedene Schadstoffe:
1. Himbeeren (82,9 Prozent der Proben)
2. Johannisbeeren (81 Prozent)
3. Grapefruit (80,8 Prozent)
4. Tafeltrauben (79,3 Prozent)
5. Pfirsiche (77,4 Prozent)
6. Erdbeeren (75,3 Prozent)
7. Mandarinen (73,9 Prozent)
8. Kirschen (72,8 Prozent)
9. Aprikosen (67,4 Prozent)
10. Birnen (66,6 Prozent)
Pestizide meiden
Gründliches Waschen vor dem Verzehr und die richtige Wahl von Obst und Gemüse ist also wichtig. Doch worauf kannst Du außerdem achten, um weniger Pestizidrückstände aufzunehmen?
Frau Keller rät: „Bio-Obst ist generell deutlich weniger mit Pestiziden belastet und damit aus diesem Aspekt betrachtet definitiv die bessere Wahl. Nicht zu vernachlässigen sind hier jedoch teils sehr lange Transportwege. Ein Blick auf das Etikett lohnt sich. Wer zu Bio-Äpfeln aus Neuseeland greift, handelt kaum nachhaltig.“
Außerdem weiß sie: „Abwechslung und Vielfalt in der Ernährung sind nicht nur generell wichtig, sondern auch mit Blick auf Pestizide zu empfehlen. Gerade bei Gemüse und Obst verfügen wir über eine große Auswahl. Jeden Tag einen Apfel in der Aktentasche ist langweilig. Regionale und saisonale Produkte sind häufig preiswerter und haben eine bessere Umweltbilanz, da Ressourcen für Lagerung und Transport eingespart werden können.“ Weitere Informationen zur vollwertigen Ernährung hat die DGE in den 10 Regeln der DGE zusammengefasst.
Die Verbraucherzentrale Niedersachsen empfiehlt neben diesen Tipps auch auf QS-Prüfzeichen zu achten und listet hier besonders stark sowie besonders schwach belastete Sorten. Darüber hinaus rät die Verbraucherzentrale bei Salat die äußeren Blätter nicht zu verzehren. Zitronenschalen sollten nur von als „unbehandelt“ gekennzeichneten Früchten verarbeitet werden und laut Etikett „nach der Ernte behandelte“ Kartoffeln solltest Du immer schälen.
Die wichtigsten Tipps auf einen Blick
- regionale und saisonale Produkte aus ökologischem Anbau bevorzugen
- Obst und Gemüse gründlich waschen
- konventionelles Obst und Gemüse waschen und zusätzlich schälen
- auf Vielfalt und Abwechslungsreichtum setzen