Gesundheit

Irreführende Versprechen auf Lebensmitteln

10. Sept. 2015 von

„Extra Vitamine“, „fettarm“, „gut für die Knochen“ — solche Aufschriften auf Lebensmitteln versprechen ein Plus für die Gesundheit. Dabei können zugesetzte Nährstoffe sogar schaden.

Industrie setzt günstige Zusatzstoffe ein

Health Claims nennt man die gesundheitsbezogenen Aussagen auf Lebensmitteln. Und tatsächlich greifen Verbraucher bevorzugt zu Produkten mit Aufschriften wie „viele Vitamine“ oder „Mineralhaushalt“ — das zeigten zwei Studien der Universität Kassel. Dabei sind solche Produkte nicht unbedingt besser für die Gesundheit.

Genau das sollte die Health-Claims-Verordnung der Europäischen Union von 2012 eigentlich verhindern. Nach dieser müssen alle gesundheitsbezogenen Werbeaussagen vorher wissenschaftlich überprüft werden.

Das Problem bei der Untersuchung der Produkte: Es werden oft nur isoliert einzelne Zusätze, wie zum Beispiel der Vitamin-Anteil, aber nicht das ganze Produkt, betrachtet. So dürfen zum Beispiel auch Lebensmittel mit einem hohen Zuckeranteil mit einem gesundheitsbezogenen Spruch beworben werden — nur weil sie besonders viel Vitamin C, Kalzium oder Magnesium enthalten.

Die Folge: Die Industrie setzt Produkten, zum Beispiel Wellness-Getränken oder Müslimischungen, künstlich Vitamine oder Mineralstoffe zu, um diese mit den Slogans „für das Immunsystem“, „Mineralhaushalt ausgleichen“ oder „Muskelfunktion unterstützen“ bewerben zu können. Das sorgt für mehr Kunden, ein besseres Image und ist dazu günstig: 100 Milligramm Vitamin C kosten zum Beispiel nur 0,1 Cent.

Einladung zur Irreführung

Viele Experten sehen in der EU-Regel daher schon fast eine Einladung zur Manipulation der Nahrungsmittel. So erfährt zum Beispiel ein Brausegetränk durch ein paar Milligramm Vitamin C eine wundersame Wandlung vom Zuckerwasser zum Gesundheitsgetränk. Denn durch das zugesetzte Vitamin C darf der Hersteller mit einer Reihe von Claims für die „Gesundheitsvorteile“ des Produktes werben: Es ist dann plötzlich gut für Blutgefäße, Immunsystem, Knochen, Zähne, Zahnfleisch, Knorpel, Haut, Nervensystem, Stoffwechsel und die Psyche —um nur einige zu nennen.

Das heißt: Die Claims bedeuten eine erhöhte Werbewirksamkeit, aber keinen Vorteil für die Verbraucher.

Überversorgung kann schaden

Problematisch ist auch, dass künstlich beigemengte Vitamine sogar schädlich sein können. So kann beispielsweise zu viel Vitamin B bei Diabetikern zu Nierenschäden führen. Und eine Überversorgung mit Kalzium steht im Verdacht, Gefäßverkalkung zu fördern und damit die Gefahr eines Herzinfarkts zu erhöhen.

Experten warnen, dass wirklich gesunde Lebensmittel völlig aus dem Bewusstsein der Verbraucher verschwinden, weil sie glauben mit den als gesund beworbenen Lebensmitteln bereits alle wichtige Nährstoffe aufzunehmen. Das ist weit gefehlt, denn Ernährungsmediziner raten zu einer ausgewogenen Ernährung mit vielen natürlichen Lebensmitteln — denn diese brauchen keine Zusätze.

Industriell beigefügte Vitamine und Co. bringen also in der Regel nichts für unsere Gesundheit, sondern erhöhen nur die Einnahmen der Hersteller.

Produkte mit zugesetzten Nährstoffen: