Gore-Tex-Produzent: Gefährliche Chemie soll aus Outdoor-Kleidung verschwinden
Outdoor-Aktivitäten. Damit verbinden wir Natur, frische Luft, Fitness. Doch die Funktionskleidung, die wir bei unserem Freizeitsport im Freien anhaben, steht laut „Greenpeace“ für das genaue Gegenteil.
Bereits 2012 hat die Umweltorganisation für ihren Report „Chemie für jedes Wetter“ 14 Funktionsjacken und –hosen von unabhängigen Laboren untersuchen lassen. Und in allen 14 Kleidungsstücken wurden unter anderem per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) gefunden.
Diese Stoffe nutzt die Industrie zur Imprägnierung von Textilien und können nur schwer oder gar nicht in der Natur abgebaut werden. Einige PFC stehen im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu vermindern, Immunstörungen auszulösen oder sogar das Wachstum von Tumoren zu fördern.
Die Untersuchung dürfte mit ein Grund sein, warum „Greenpeace“ die Outdoor-Branche in ihre Anfang des Jahrzehnts ins Leben gerufene Detox-Kampagne einbezieht. Die Initiative vereint Aktionen, die die Textilindustrie dazu bringen soll, alle gefährlichen Stoffe aus ihren Lieferketten zu entfernen. Den Outdoor-Marken im Speziellen machte die Kampagne bewusst, „dass sie ein Glaubwürdigkeitsproblem haben, wenn sie mit Naturverbundenheit werben, ihre Kleidung aber gleichzeitig gefährliche PFC-Chemikalien enthält, die der Natur schaden können.“
Einige kleinere Labels wie „Páramo“ oder „Vaude“ haben reagiert und produzieren bereits zumindest Teile ihrer Kollektionen komplett PFC-frei. Doch jetzt hat sich auch der Platzhirsch dazu durchgerungen, ihre Textilproduktion umzustellen.
Branchenführer Gore stellt um
Anfang Februar hat US-Textilkonzern Gore nämlich bekanntgegeben, erste Produkte mit PFC-freier Imprägnierung in der Herbstsaison 2018 auf den Markt zu bringen. Ab 2020 will das Unternehmen dann bei 85 Prozent und ab 2023 bei 100 Prozent seiner Ware auf die gefährlichen Chemikalien verzichten.
Für „Greenpeace“ ist das mehr als ein Etappensieg, „weil die US-Firma praktisch der gesamten Outdoorbranche zuliefert und mit einem jenseits 90 Prozent liegenden Marktanteil für wasserdichte Textilschichten die klare Nummer eins bei dieser Technologie ist“, erklärt die „Frankfurter Rundschau“. Zu den Abnehmern ihres bekannten Gore-Tex-Materials gehören beispielsweise die Marken Adidas, North Face und Mammut.
Gore spricht von einem anspruchsvollen Zeitplan, zumal noch nicht klar sei, wie die Alternative genau aussieht. Die Initiatorin der Detox-Kampagne, Chiara Campione, sieht aber schon in dem Vorhaben ein Zeichen, das die Branche verändern wird. „Wenn der Marktführer auf PFC verzichtet, hat das Signalcharakter“, sagte sie gegenüber der „Frankfurter Rundschau“.
Kauf-Ratgeber
Wer heute schon Outdoor-Kleidung benötigt, die frei von gesundheitsgefährdender Chemie ist, sollte die Shopping-Tipps der „Verbraucherzentrale Nordrhein-Westphalen“ berücksichtigen:
- Ist ein High-Tech-Produkt wirklich notwendig? PFC freie Alternativen sind vielleicht nicht so robust wie die speziellen Kleidungsstücke, reichen für den gelegentlichen Gebrauch aber oft.
- Auf Textilsiegel mit Hinweisen wie „PFC-frei“, „100 Prozent Fluorcarbon – free“ oder „Fluorine-free“ achten. Zertifikate wie „Oeko-Tex Standard 100“ oder „bluesign“ weisen lediglich darauf hin, dass die Verwendung bestimmter Fluorverbindungen beschränkt ist, nicht aber der Einsatz von PFC generell.
- Produktinformationen auf der Homepage der Hersteller nachlesen, um wirklich sämtliche verarbeiteten Stoffe zu kennen.
- Nicht nachimprägnieren, da die Mittel oft auf umweltschädlicher Fluorchemie basieren. Besser darauf achten, dass eine Innenmembran vorhanden ist, die den Träger auch bei nassem Oberstoff vor Regen schützt.