Glyphosat in Speiseeis nachgewiesen
Glyphosat ist eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtungsmittel – allein in Deutschland wird es auf rund 40 Prozent der Ackerfläche eingesetzt. Dabei steht es im Verdacht Krebs auszulösen. Jetzt haben Wissenschaftler Spuren von Glyphosat in „Ben & Jerry’s“-Eis gefunden.
13 von 14 Eisproben belastet
Ein Forscher-Team um den amerikanischen Wissenschaftler John Fagan untersuchte „Ben & Jerry’s“-Eissorten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden. In 13 von 14 untersuchten Proben konnte das Pestizid nachgewiesen werden.
Der höchste Wert – mit einer Konzentration von 1.23 Nanogramm pro Milliliter – wurde dabei in der Sorte „Chocolate Fudge Brownie“ festgestellt, aber auch die Sorten „Half-Baked“, „Cookie Dough“, „Peanut Butter Cup“ oder „Cinnamon Buns“ waren unter anderem belastet.
Forscher warnen vor Gesundheitsrisiko
Die Ergebnisse wurden am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Europäischen Parlament vorgestellt. Forscher Gilles-Eric Séralini äußerte sich bei der Präsentation laut „dpa“ besorgt:
„Untersuchungen aus Frankreich und Großbritannien weisen darauf hin, dass der Glyphosatgehalt aus den meisten Proben von ,Ben and Jerry’s’ Eiscreme wahrscheinlich ein Gesundheitsrisiko darstellt.“
„Ben & Jerry’s“-Produzent „Unilever“ versucht dagegen zu beruhigen, da die nachgewiesenen Spuren von Glyphosat deutlich unter den europäischen und amerikanischen Grenzwerten lägen.
Laut Séralini hätten jedoch schon Glyphosatwerte, die zehnmal unter den festgestellten Konzentrationen lagen, bei regelmäßigem Verzehr in Tierversuchen ernste Leber- und Nierenerkrankungen ausgelöst.
Wie kommt Glyphosat ins Eis?
Glyphosat wurde bereits in verschiedenen Lebensmitteln wie Brot, Haferflocken, Bier oder Erdnüssen – und auch in menschlichem Urin nachgewiesen.
Ins Eis könnte das Pestizid laut Verbraucherschützern über zwei Wege gelangt sein: Zum einen über die Milch konventionell gehaltener Kühe, zum anderen über das Getreide der Kekse im Eis.
Entscheidung über weitere Glyphosat-Zulassung noch nicht gefallen
Im November will die EU entscheiden, ob das umstrittene Herbizid Glyphosat weiter zugelassen werden soll. Jemand der dafür ist: Der berüchtigte amerikanischen Saatgut-Konzern „Monsanto“ – dessen Pestizid „Roundup“ hauptsächlich auf Glyphosat aufbaut.
Während die „Weltgesundheitsorganisation“ (WHO) und die „Internationale Krebsforschungsagentur“ (IARC) Glyphosat als „wahsrcheinlich krebserregend“ einstufen – verharmlost „Monsanto“ seit Jahren die schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Natur. Und auch europäische Stellen gehen bisher davon aus, dass von Glyphosat bei richtiger Anwendung kein erhöhtes Krebsrisiko ausgeht.
Die Auseinandersetzung darüber flammt aktuell wieder auf, weil die Zulassung von Glyphosat für die EU ausläuft. Sollte sie nicht verlängert werden, dürften Landwirte und Privatleute das Pflanzengift nur noch rund ein Jahr lang verwenden.
Der Glyphosat-Hersteller „Monsanto“ hatte deshalb bereits vor geraumer Zeit einen Antrag auf eine neue Lizenz gestellt und damit das Zulassungsverfahren eingeleitet. Ausschlaggebend für die Entscheidung der EU soll eine Einschätzung des deutschen „Bundesinstituts für Risikobewertung“ (BfR) sein. Doch erst im September kam es hier zum Skandal: Rund 100 der insgesamt etwa 4.300 Seiten des Bewertungsberichts soll das BfR direkt aus dem Zulassungsantrag von „Monsanto“ übernommen haben – und zwar wortwörtlich.
Kein Wunder also, dass die EU-Kommission im Juli den Vorschlag machte, das Pestizid für weitere zehn Jahre freizugeben? Die Entscheidung bleibt abzuwarten.