Graues-Haar-Gen entdeckt

Frühes Ergrauen: Es liegt am Erbgut

03. März 2016 von

Forscher des University College London führten einen Genvergleich bei 6630 Freiwilligen durch. Und fanden die Genvariation für graues Haar. Neue Hoffnung für früh Ergrauende?

IRF4 haben die Forscher das Gen genannt, dessen Variation auch für graue Haare verantwortlich ist. Das Verblassen des Haares zu Grau liegt laut der veröffentlichten Studie an einem kleinen Unterschied in diesem Gen: Bei grauhaarigen Menschen oder solchen mit einer Veranlagung für graue Haare steht an einer bestimmten Stelle dieses Gens ein T (Thymin) statt einem C (Cytosin).

Die Forscher verglichen den genetischen Code von 6.630 Menschen aus vier lateinamerikanischen Ländern. In diesen ist die Genvarianz durch Einwanderung besonders hoch. „Unsere Funde waren nur möglich, weil wir einen so vielfältigen Schmelztiegel der Bevölkerungen untersucht haben – das wurde bisher in diesem Umfang noch nicht gemacht“, erklärt Kaustubh Adhikari vom University College in London ihre Untersuchung. Insgesamt zehn bisher noch unbekannte Genvariationen für die Haarmerkmale konnten die Forscher bestimmen.

Fading to grey – was sind eigentlich graue Haare?

Im Grunde genommen werden unsere Haare nicht grau, wenn wir in ein bestimmtes Alter kommen. Sie hören auf, Haarpigmente zu produzieren, was die Haare verblassen lässt. Uns erscheint dieses Verblassen als graue Farbe. Die Haarpigmente, Melanine, werden in den Haarfollikeln gebildet. Spezielle Zellen produzieren die Pigmente, die dann im wachsenden Haar als Farbton erscheinen.

Die Variation im IRF4-Gen scheint unter anderem die Produktion dieser Haarpigmente zu beeinflussen. Diese lässt dann ab einem bestimmten Alter nach, die Haare schließen Luftbläschen ein und werden blasser. Bei einer derart kleinen Varianz – lediglich eine Aminosäure ist anders – spricht man von so genannten Punktmutationen. Die Mutation für graues Haar ist dabei längst nicht die einzige Genvarianz, die das Team des University College in London entdeckt hat. Auch Variationen, die für einen eher dünnen Bart, eine Neigung zu zusammengewachsenen Augenbrauen oder eine Glatze verantwortlich sind, wurden untersucht.

Gute Nachrichten für Ergrauende, schlechte Nachrichten für Trendsetter?

Die Entdeckung des Gens IRF4 kommt zeitlich ungünstig. Ob Aschgrau, Steingrau oder Blaugrau: Grau liegt voll im Trend, und das nicht nur in Titeln von Bestsellern. Im letzten Jahr ließen sich vor allem junge Frauen das Altersgrau absichtlich färben.

Für unfreiwillig Ergrauende könnten die Ergebnisse der Studie allerdings hervorragend sein. Zwar wird das genaue Erforschen des Prozesses und das Zusammenwirken der Varianz von IRF4 mit anderen Genen noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Dann aber könnten neue Therapiemöglichkeiten die Produktion von Melaninen im Haarfollikel direkt beeinflussen. Und damit einen ganzen Kosmetikzweig überflüssig machen.