Diese Lebensmittel für Kinder sind wahre Zuckerbomben
Der Bundesrat hat Mitte Mai ein Gesetz verabschiedet, dass Baby- und Kleinkindertees nicht mehr gezuckert werden dürfen. Doch reicht das? Wir zeigen Dir, welche Produkte für Kleinkinder immer noch Zuckerbomben sind und was wirklich hilft, solche Zuckerfallen zu erkennen.
Baby- und Kleinkindertees dürfen von nun an nicht mehr gezuckert werden. Der Bundesrat stimmte Mitte Mai einer entsprechenden Verordnung von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner zu. Demnach dürfen Kräuter- und Früchtetees für Säuglinge oder Kleinkinder nicht mehr mit Zucker und anderen Süßungsmitteln wie Honig, Malzextrakt, Sirup oder Dicksäften versetzt werden.
Kinderärzte bejubeln das Verbot
Das neue Gesetz ist für Kinderärzte ein Grund zur Freude: „Endlich ist es soweit, darauf haben wir Kinderärzte schon lange gewartet,“ sagt Melanie Ahaus. Sie ist Kinderärztin in Leipzig und Sprecherin des Bundesverbandes der Kinder-und Jugendärzte.
Nun sei zumindest ein Anfang gemacht, auch wenn das Zuckerverbot erst einmal nur 37 derzeit erhältliche Produkte betrifft. Grund dafür sei, laut Dario Sarmadi von der Verbraucherorganisation „Foodwatch“, dass die Hersteller schon in den letzten Jahren auf die Kritik reagiert und dafür gesorgt haben, „dass entweder die Rezepturen geändert wurden oder gesüßte Babytees ohnehin gar nicht mehr in den Handel kommen.”
Dennoch ist das gesetzliche Verbot ein Schritt in die richtige Richtung für den Start unserer Kinder in ein gesundes Leben. Schließlich entwickeln sich in den ersten 1.000 Tagen eines Kindes Essgewohnheiten, die ein Leben lang Einfluss haben können.
Warum ist Zucker so ungesund?
Zucker macht abhängig, weiß Kinderärztin Ahaus. Deswegen setzt sie sich gemeinsam mit ihren Kollegen schon lange dafür ein, dass die Eltern bewusst auf Zucker in der Kinderernährung verzichten
„Wir reden auch immer zu unseren Eltern über das Thema zuckerfreie Ernährung, vor allem in den ersten 1.000 Tagen. Zucker ist nun mal, ich sage immer gerne, der Schurke der Neuzeit, weil es wirklich für die Kinder sehr schädlich ist,“ warnt Ahaus.
Das Hauptproblem von Zucker ist dabei, dass er den Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigen lässt. Das kann zu Diabetes, Herz- und Herz-Gefäßerkrankungen, Rheuma, Alzheimer und anderen Zivilisationskrankheiten führen. Außerdem ist Zucker bekanntermaßen auch bei der Entstehung von Karies ein Hauptfaktor.
Vorsicht vor weiteren Zuckerfallen für Kleinkinder
In den Supermarktregalen sind jedoch noch mehr stark gesüßte Produkte für Kinder zu finden. Dazu gehören auch solche, die als besonders gesund beworben werden, mahnt Sarmadi von der Verbraucherorganisation „Foodwatch“.
Frühstückscerealien
Echte Zuckerbomben sind zum Beispiel die meisten Frühstückscerealien für Kinder. So wie die bekannten „Nestle Cookie Crisps“. Sie enthalten mit 24,9 Gramm Zucker rund 8 Zuckerwürfel pro 100 Gramm.
Die „Kellogs Honey Bsss Pops“ toppen diesen Zuckergehalt sogar mit 28 Gramm je 100 Gramm.
Milchprodukte
Auch speziell für Kinder beworbene Milchprodukte sind häufig echte Zuckerbomben. So wie der „Danone Fruchtzwerg“ mit 11,8 Gramm Zucker je 100 Gramm.
Der „Müller Joghurt mit der Ecke Tom and Jerry“ schneidet mit 12,8 Gramm Zucker, das sind umgerechnet rund vier Zuckerwürfel je 100 Gramm, noch schlechter ab.
Quetschies
Obstmus im Quetschbeutel, auch „Quetschie“ genannt, werden von den Herstellern oft als gesunder Snack für Kinder beworben. Aufgrund ihres hohen Zuckergehalts sind sie jedoch mehr Süßspeise als gesunde Zwischenmahlzeit und sollten Kindern daher nur sehr sparsam zum Verzehr angeboten werden.
Babykekse
Deutlich zu viel Zucker enthalten auch viele Babykekse. Mit dem „Hipp Bio-Milchbrei Gute Nacht Kinderkeks ab dem 6. Monat“ nehmen die Kinder mit einer Portion von 100 Gramm Keksen unglaubliche 35,4 Gramm Zucker auf. Das entspricht circa 12 Zuckerwürfeln!
Der „Nestlé Alete Kinder Keks“ hat mit 26,6 Gramm Zucker je 100 Gramm ebenfalls einen deutlich zu hohen Zuckergehalt.
So wird Zucker in den Produkten versteckt
Irreführende Verpackungen und die quietschbunte Werbung seien laut Kinderärztin Ahaus Hauptursachen dafür, dass Zuckerbomben für Kinder oft unerkannt bleiben.
Die Hersteller verführen die Eltern und ihre Kinder zum Beispiel mit bunten Comic-Figuren oder Bildern von frischem Obst auf der Verpackung. Ein Blick auf die Zutatenliste verrät jedoch oft, dass gar nichts oder kaum etwas von den dargestellten Früchten im Produkt enthalten ist – stattdessen aber jede Menge Zucker.
Hinzu kommt, dass nicht immer alle Inhaltsstoffe auf der Packung angegeben sein müssen und selbst wenn, könnten viele Eltern damit gar nichts anfangen, meint Ahaus: „Es kommt ja hinzu, dass nicht unbedingt auf der Verpackung drauf steht: Zucker. Sondern dann steht da Glucose oder Maltose oder Fructose – diese ganzen chemischen Bezeichnungen kennen manche Eltern ja auch gar nicht."
Was hilft wirklich, um Zuckerfallen zu erkennen?
Eine Hilfe im Kampf gegen zuckerreiche Lebensmittel für Kinder sei eine verpflichtenden Nutriscore-Ampel auf allen Produkten, so „Foodwatch“-Experte Sarmadi. Der Nutriscore ist ein System, der die Nährwertqualität von Lebensmitteln kennzeichnet. Auf einer fünfstufigen Farb- und Buchstabenskala ist auf einen Blick zu erkennen, ob das Produkt für eine gesunde Ernährung zu empfehlen ist, oder nicht.
Einige Produkte in deutschen Supermärkten sind bereits mit dem Nutriscore gekennzeichnet, verpflichtend ist diese Angabe jedoch noch nicht.
Auch der Bundesverband der Kinder-und Jugendärzte hat sich für eine Ampel auf Lebensmitteln für Kinder stark gemacht, um den Eltern eine bessere Orientierung zu ermöglichen.
Zuckerbomben ganz leicht mit CodeCheck entlarven
Bei CodeCheck gibt es die Nährwertampel bereits für alle erfassten Lebensmittel. Sie zeigt den Gehalt von gesättigten Fettsäuren, Salz, Zucker und Fett schnell und praktisch auf einen Blick an.
Mit der Farbkennzeichnung rot (hoch), gelb (mittel) und grün (gering) ist auf einen Blick zu erkennen, wie viel Gramm Zucker je einer Portionsgröße von 100 Gramm in einem Produkt enthalten sind.
Einfach den Barcode des Produktes scannen und die App zeigt Dir innerhalb von Sekunden an, wie viel Zucker enthalten ist – für einen gesunden Start unserer Kinder ins Leben.
Weiterführende Links:
- MDR: Bericht über Zuckerverbot für Babytee