Das Leid der Legehennen
Immer mehr Menschen streichen Eier von ihrem Speiseplan. Manche aus gesundheitlichen, viele aus ethischen Gründen. Krankheiten und Verhaltensstörungen der Tiere, Kükenschreddern und Schnäbelkürzen sind die traurige Realität.
Verhaltensstörungen durch Enge und Stress
Das Leben der Legehennen als „Eierproduzenten“ hat wenig mit den idyllischen Bildern auf den Eierkartons zu tun. Sie leben in riesigen Gruppen, bei der Bodenhaltung beispielsweise aus bis zu 6.000 Tieren.
Zudem haben sie extrem wenig Platz. Bei Käfig- und Bodenhaltung sind es rund ein Quadratmeter. Luftverschmutzung durch Ammoniak oder Staub sowie häufig auftretende Krankheiten stressen die Tiere zusätzlich enorm.
So entstehen Verhaltensstörungen wie Federpicken, bei dem die Hennen sich gegenseitig die Federn ausreißen und häufig schwere Verletzungen zufügen. Auch Kannibalismus ist oft zu beobachten — normalerweise ein extrem unnatürliches Verhalten. Hohe Verlustraten von bis zu 18 Prozent der Tiere seien keine Seltenheit — egal ob Freiland, Bodenhaltung oder Bio.
Schnäbelkürzen als „Lösung“
Um die Verletzungsgefahr durch Picken und Hacken der Hennen untereinander zu senken, wurde das Schnäbelkürzen eingeführt.
Bei diesem Verfahren wird den Hennen im Kükenalter ohne Betäubung der hochsensible Schnabel gekürzt. Entweder durch das Abschneiden der Schnabelspitze mit einem heißen Messer oder das Abstumpfen der Schnabelspitze durch das Pressen des Schnabels auf eine heiße Metallplatte. Dies verursacht sehr starke Schmerzen, die auch chronisch werden können.
Zwar haben das „Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“ (BMEL) und die Geflügelwirtschaft 2015 eine freiwillige Vereinbarung zum Verzicht des routinemäßigen Schnabelkürzens getroffen, diese ist aber kritisch zu betrachten. Denn sie legt nur fest, dass ab dem 1. August 2016 „regelmäßig“ keine Schnäbel mehr gekürzt und ab dem 1. Januar 2017 keine Junghennen mit gekürztem Schnabel mehr eingestallt werden sollen.
Das Wörtchen „regelmäßig“ ist jedoch nicht näher definiert und hat keine verpflichtende Wirkung. Bislang ist nur in der Biohaltung das Kürzen der Schnäbel verboten.
Überzüchtung und frühzeitige Schlachtung
Rund 300 Eier im Jahr legen gezüchtete Legehennen heute und das ohne Unterbrechung. Ihre Vorfahren, die in Südostasien lebenden Bankivahühner, legen gerade ein mal bis zu 40 Eier im Jahr, aufgeteilt auf vier Gelege mit je rund fünf bis zehn Eiern.
Lässt ihre Legeleistung nach etwa 12-15 Monaten nach, werden sie geschlachtet und als Suppenhühner verkauft. In Deutschland sterben so über 31 Millionen Legehennen pro Jahr.
Grausames Kükenschreddern
Eine weiterer Skandal, der mit der Eierproduktion einhergeht, ist das Töten der männlichen Küken. In der Industrie kann man mit den männlichen Küken wenig anfangen, schließlich legen sie keine Eier und wachsen aufgrund der Züchtung auf Legeleistung langsamer auf als Mastrassen.
Diese kleinen Lebewesen sind also aus ökonomischer Sicht wertlos und werden noch am Tag des Schlüpfens getötet. Entweder zerstückelt man sie bei lebendigem Leib in einem Homogenisator, einer Maschine mit schnell rotierenden Messern oder vergast sie mit Kohlendioxid. Letzteres hat einen mindestens 60 Sekunden lang dauernden Erstickungstod zur Folge. Allein in Deutschland sterben so jährlich 48 Millionen Küken.