Umwelt- & Artenschutz

Aufklärung über Bienchen und Blümchen, 2. Teil

12. März 2015 von

Bereits heute ist die Biene in einigen Gebieten Chinas ausgestorben. „Die Folge: Mittlerweile sitzen dort ganze Familien in den Obstbäumen, um die Blüten von Hand zu bestäuben.“ (planet wissen)

Vor allem im Winter kommt es seit einigen Jahren zu einem periodisch auftretenden Verschwinden ganzer Bienenvölker. Im Winter 2006/2007 war es in den Vereinigten Staaten besonders schlimm: etwa 80 Prozent der Bienenvölker verschwanden. „Als colony collapse disorder (CCD) bzw. Völkerkollaps bezeichnet man ein in den 2000er Jahren in Nordamerika und Europa beobachtetes massives Bienensterben“, heißt es auf Wikipedia. Es gibt einige Ursachen für dieses Phänomen.

Varroamilben-Befall und seine Folgen

Die Varraomilbe gibt es hierzulande seit 1977. Zu Forschungszwecken wurden damals Bienenvölker aus Asien importiert. Die Forscher wussten nicht, dass ein Teil der Bienen von dem Parasit befallen war und diese ins Freie trug. Aber auch ohne diesen Direktimport wäre die Milbe unweigerlich in Westuropa ansässig geworden. Auswanderer nahmen Staaten der westlichen Biene mit in andere Länder, weshalb westliche und östliche Bienen in Kontakt kamen. „Nach Europa wanderte die Milbe in Gegenrichtung der Linie der ausgewanderten Imker im Laufe von vielen Jahrzehnten ein“, beschreibt ein Online-Imkerkurs die weitere Verbreitung.

Von Asien aus verbreitete sich so der Bienenschädling Nummer 1 über die ganze Welt. Nur Australien ist noch nicht befallen. Noch in der verschlossenen Brutwabe saugt die mit bloßem Auge erkennbare Milbe Hämolymphe (in etwa vergleichbar mit Blut) der Larve, weshalb diese Gewicht verliert. Die geschlüpften Tiere haben in etwa ein Zehntel weniger Körpermasse, als gesunde Artgenossen, und eine deutlich verkürzte Lebenszeit. Nach dem Schlüpfen der Wirtsbiene legen die Milben-Weibchen Eier im Hinterleib aller weiteren Bienen des Stockes ab.

Noch weit größeren Schaden als der Schädling selbst verursacht jedoch die Übertragung von Viren, die mit dem Milbenbefall einhergeht. Das Immunsystem der erkrankten Bienen ist geschwächt und kann die Krankheitserreger nicht abwehren. Varroamilben schädigen den Bienenstaat unter anderem durch:

Picornaviren

Diese besetzen die Ribosomen im Verdauungstrakt der Bienen, die für die Herstellung von Proteinen zuständig sind. Es kommt zu einer gestörten Eiweißproduktion, was die erkrankten Tiere anfälliger für schädliche Umwelteinflüsse wie macht. „Wenn das Ribosom beeinträchtigt ist, kann man nicht mehr auf Pestizide reagieren, nicht mehr auf Pilzinfektionen oder Bakterien oder Mangelernährung, denn das Ribosom ist zentral für das Überleben von jedem Organismus“, äußerte sich Entomologin May Berenbaum, die an einer Studie der Universität von Illinois in Champaign zum Bienensterben beteiligt war.

Immunschwäche alias Binen-Aids

Es gibt zahlreiche Theorien zum Befall von Bienenvölkern mit Virusinfektionen während der Wintermonate. Ein von ihnen stellt die These einer Immunschwäche auf, die aus dem Befall durch die Varraomilbe und der damit einhergehenden Infektion mit dem „Deformed Wing Virus“ sowie einer zusätzlichen bakteriellen Infektion resultiert. Eine fortschrittliche Studie verglich hingegen die Mikroorganismen in gesunden und von CCD befallenen Bienenvölkern und in Gelée Royale (Futtersaft für die Bienenköniginnen) aus Asien. Hier stieß man auf den so genannten „Israeli Acute Paralysis Virus“ der ebenfalls für das Bienensterben verantwortlich ist. Eine weitere Theorie zeigt einen Zusammenhang zwischen CCD und dem Krankheitserreger „Crithidia bombi“ auf, mit dem Bienen bei der Bestäubung von Gurken und Tomaten in Berührung kommen.

Schädigung durch Pestizide

Zahlreiche Pflanzenschutzmittel (Insektizide und Pestizide), die die Bienen über den Blütennektar zu sich nehmen (Pollen wird ja außen am Körper transportiert), führen zu Verhaltensänderungen, Orientierungslosigkeit oder gar zur Vergiftung. Die Behandlung von Saatgut mit Neonicotinoiden führte 2008 zum Sterben tausender Bienenvölker im Rheintal. Den entsprechenden Beizmitteln wurde die Zulassung entzogen, soweit die Hersteller sie nicht modifizierten. Eine Studie der Universität Harvard zeigt, wie gefährlich das Neonicotinoid Imidacloprid für Bienen ist: Innerhalb eines knappen halben Jahres verstarben 15 von 16 Bienenvölkern, obgleich sie zum Teil nur einer geringen Dosierung des Wirkstoffes ausgesetzt waren. Über die Hälfte der Mitgliedsstaaten der EU entschied sich 2013 für ein Teilverbot von Pflanzenschutzmitteln auf Neonicotinoid-Basis.

Wir sehen, dass Bienenstaaten verschiedensten Bedrohungen ausgesetzt sind. Hinzu kommen noch zahllose weitere, beispielsweise Unterernährung und Fehlernährung, die Buckelfliege als Parasit, gentechnisch veränderte Pflanzen oder Mobilfunk. Eine Studie der University of Reading unter der Leitung von Professor Simon Potts belegte im Januar diesen Jahres, dass in Europa 13,4 Millionen Honigbienen fehlen, um tatsächlich alle Blüten bestäuben zu können. Wird nicht massiv gegen das Bienensterben vorgegangen, wird es in Kombination mit dem stetig ansteigenden Nahrungsmittelbedarf zur Katastrophe werden.

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Colony_Collapse_Disorder

http://www.br.de/themen/wissen/bienen-nutztier-landwirtschaft100.html

https://www.reading.ac.uk/news-and-events/releases/PR557631.aspx

http://de.wikipedia.org/wiki/Varroamilbe#Erkrankung_und_Bienensterben

http://www.die-honigmacher.de/kurs4/seite_11000.html

http://www.imkerei-mattfeld.de/news/9/3/0/ursache-des-bienensterbens-entdeckt