Wichtige Helfer

Acht Prozent der menschlichen DNA sind Viren

30. März 2016 von

Das menschliche Erbgut besteht zu einem kleinen Teil aus Überresten von Viren, mit denen unsere Vorfahren infiziert wurden. US-Forscher konnten dies nun nachweisen.

Viren gelten allgemein als Auslöser von Krankheiten, Seuchen und Epidemien. Doch sie stehen auch für Leben – genauer gesagt, menschliches Leben. Denn, ohne Viren, gäbe es wohl keine Menschen, so der österreichische Virologe Franz X. Heinz.

Retroviren wurden Teil des Erbguts

Laut derstandard.at konnten Forscher aus Salt Lake City genau diese These nun beweisen. Im Fachblatt „Science“ kommen sie zum Schluss, dass etwa acht Prozent der menschlichen DNA aus Überresten von Viren besteht, die über eine Infektion ihr Erbgut in das Genom unserer Vorfahren einpflanzten. Diese Retroviren infizieren die Zellen der Keimbahn und werden zu endogenen Retroviren. Viren also, die im Körper selbst entstehen. Sie werden von Generation zu Generation weitervererbt und entwickeln sich so zum Teil des Erbguts.

Elementarer Bestandteil des Immunsystems

Die Wissenschaft habe der biologischen Bedeutung dieser „DNA-Schnipsel“ bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, so Edward Chunong von der School of Medicine der University of Utha in Salt Lake City. Denn die viralen Überreste spielen bei der menschlichen Immunreaktion wohl eine wesentliche Rolle. Chunong und sein Team vermuten, dass einige dieser Elemente an der Aktivierung der Immun-Gene beteiligt sind.

In einem Experiment wurde das endogene Retrovirus aus einer menschlichen Zelle entfernt. Die Humangenetiker konnten zeigen, dass die Immunantwort von Zellen, nach einer viralen Infektion, danach deutlich geringer war. Die Forscher kamen zum Schluss, dass einige der wichtigsten Funktionen Immunsystemaktivierung von alten Viren abstammen.

Ohne Viren keine Menschen

Franz X. Heinz geht aber noch einen Schritt weiter: Nach seiner Theorie leisteten die Retrovien einen entscheidenden Beitrag zur Entstehen der Plazenta.

„Der Trophoblast der Plazenta, ein vielzelliges Gebilde, bildet die Barriere zwischen der Mutter und dem Fötus“, so der Virologe. Die Ausbildung dieser Trennschicht wird durch sogenannte Syncytine-Proteine gesteuert. Und diese Syncytine seien nichts anderes als Abkömmlinge von endogenen Retroviren. Der logische Schluss daraus: Ohne die uralten Viren würde es auch den Menschen nicht geben.