Conditioner im Ökotest

Schädliche Duftstoffe in fast jeder dritten Spülung

24. Feb. 2020 von

Conditioner machen störrische Haare wieder kämmbar und pflegen sie. Laut einer Umfrage von Statista nutzen 37 Prozent der Frauen mehrmals pro Woche eine Haarspülung. Ökotest hat 30 Conditioner getestet. Auffällig: Etliche Spülungen enthalten bedenkliche Substanzen.

Im Laufe eines Jahres machen unsere Haare so einiges durch: Wir kämmen oder bürsten sie regelmäßig, waschen sie rund 150-mal, traktieren sie mit heißer Fönluft, Lockenstab oder Glätteisen und im Sommer oft noch mit Salzwasser. All das greift die Schuppenschicht an, die jedes Haar umgibt.

Kein Wunder, dass unser Schopf irgendwann brüchig, stumpf und trocken wird und sich schwer kämmen lässt. Reparieren oder revitalisieren lässt sich da – allen Werbeversprechen der Kosmetikindustrie zum Trotz – leider nichts. Denn Haare sind und bleiben tote Hornzellen. Und dennoch tut ihnen Unterstützung durch Conditioner ab und an gut.

Conditioner-Test: 13 Spülungen sind "sehr gut"

Ökotest hat 30 Haarspülungen getestet, darunter acht zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Eigenmarken von Drogerien, Supermärkten und Discountern sind im Conditioner-Test ebenso vertreten wie Marken namhafter Kosmetikhersteller.

Die wichtigsten Testergebnisse im Überblick:

Knapp die Hälfte der getesteten Conditioner können sie mit "sehr gut" empfehlen. Unter den Testsiegern sind Naturkosmetikprodukte und Haarspülungen konventioneller Anbieter. Sechs Spülungen fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch, darunter namhafte Hersteller. Die Hauptprobleme sind bedenkliche Duftstoffe, halogenorganische Verbindungen und Polyethylenglykole und ihre Abkömmlinge (PEG).

Jetzt lesen: Kompletten Test mit allen Ergebnissen als ePaper kaufen

Bedenklich: Lilial steckt in sechs Conditionern

Duftstoffe mögen angenehm riechen, doch einige haben es unangenehm in sich: Einer davon ist Lilial, der sich im Tierversuch als fortpflanzungsschädigend erwiesen hat. Er steckt in sechs Conditionern im Test. Sie erkennen Lilial in der Liste der Inhaltsstoffe unter der Bezeichnung "Butylphenyl Methylpropional".

Auch das Verbraucherschutzkomitee für Kosmetik der Europäischen Union bewertet Lilial als nicht sicher. Daher ist es besonders ärgerlich, dass Hersteller ihn immer noch in Kosmetikprodukten einsetzen, zumal es ganz einfach ohne diesen Zusatz geht.

Neben Lilial kritisieren die Tester auch künstliche Moschusdüfte, die in fünf Spülungen enthalten sind. Sie reichern sich im menschlichen Fettgewebe an und schädigen möglicherweise die Leber. Eine Pflegespülung im Test duftet darüber hinaus mit Hydroxycitronellal, das Allergien auslösen kann.

Kritik an Konservierern in Haarspülungen

Das Potenzial, Allergien auszulösen, haben auch die halogenorganischen Verbindungen, die einige der Haarspülungen im Test vor Keimen schützen sollen. Konkret bemängelt Ökotest sie in sechs Conditionern. Kritik gibt es zum Beispiel für Chlormethylisothiazolinon (CIT) – eine halogenorganische Verbindung, die als Konservierungsmittel eingesetzt wird, aber als starkes Allergen bekannt ist.

In Kosmetika ist CIT streng reglementiert. Bei Pflege, die auf der Haut bleibt, darf es gar nicht mehr eingesetzt werden; in auswaschbarer Kosmetik nur noch in sehr geringen Mengen. Auch wenn diese Konzentration nicht überschritten wurde, sehen wir den Einsatz von CIT als unnötiges Risiko an. Drei Hersteller im Test nutzen es als Konservierer.

Weitere drei Conditioner werden mit Chlorhexidindigluconat haltbar gemacht – auch das ein allergisierendes Konservierungsmittel. Dass Keime sich auch anders in Schach halten lassen, zeigen viele andere Spülungen im Test. Naturkosmetik etwa konserviert Produkte mit Alkoholen, organischen Säuren oder ätherischen Ölen.

Silikone in Spülungen als Umweltproblem

Setzen Hersteller Silikone oder andere synthetische Polymere in Spülungen ein, um die Haare zum Glänzen zu bringen, sehen wir auch das als kritisch an. Daran stört Ökotest vor allem, dass etliche Kunststoffverbindungen biologisch schwer abbaubar sind. Über Wasserleitungen und Kläranlagen finden sie ihren Weg in die Umwelt, die dadurch belastet wird. Langlebige Substanzen wurden schon im Schnee der Arktis nachgewiesen.

Insgesamt 16 Haarspülungen im Test beinhalten Silikone oder andere synthetische Polymere. Die Naturkosmetikhersteller zeigen, dass es auch anders geht. Sie bringen mit natürlichen Ölen Glanz ins Haar und setzen Milch-, Seiden- oder Weizenproteine als Glattmacher ein. Diese stehen als Hydrolized Milk, Hydrolized Silk oder Hydrolized Wheat in der Liste der Inhaltsstoffe.

Das Problem mit den Silikonen

Silikone glätten das Haar, sorgen dafür, dass es gut kämmbar ist – und lassen es seidig glänzen, ohne fettig zu wirken. Sie bilden eine filmähnliche Schicht um das Haar und gleichen so brüchige Stellen aus.

Doch Silikone sind Blender: Denn die synthetisch hergestellten Substanzen, meist Dimethicon, Amodimethicon oder Dimethiconol, wirken vor allem optisch – also alles nur schöner Schein. Brüchige Haare oder gespaltene Haarspitzen können sie nicht wieder reparieren. Auch wenn die Werbeversprechen manchmal danach klingen.

Da sich Silikone teilweise schwer auswaschen lassen, beschweren sie auf Dauer das Haar oder können das Farbergebnis beim Tönen oder Färben vermiesen. Außerdem lagern sich Silikone auf der Kopfhaut ab und können so die Schuppenbildung verstärken.

Tipps zur Anwendung von Conditioner

Wie oft sollte ein Conditioner angewendet werden? ÖKO-Test gibt Tipps:

  1. Conditioner nach jeder Haarwäsche? Besser nicht. Sonst sammeln sich Pflegesubstanzen an und bilden einen dichten Film, der das Haar beschwert und schlaff herunterhängen lässt.
  2. Besser ab und zu mit einer sauren Rinse spülen: (Apfel-)Essig- oder Zitronenwasser neutralisieren basische Seifenreste des Shampoos und machen die Haare geschmeidiger.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.