Seife im Ökotest

Kritik an schädlichem Konservierer in Flüssigseifen

14. Jan. 2021 von

Hände waschen von morgens bis abends – das gehört vor allem jetzt während der Corona-Pandemie zum Alltag. Umso wichtiger ist es, dass die verwendeten Seifen keine Problemstoffe enthalten. Ökotest zeigt: Nur ein Teil der überprüften Flüssigseifen erfüllt die Erwartung.

  • Sie enthalten milde Tenside und keine schädlichen Konservierungsmittel oder Duftstoffe: 19 Seifen im Test sind "sehr gut".
  • Weil sie Problemstoffe beinhalten, fallen sieben Flüssigseifen im Test mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
  • Der Zusatznutzen von Seifen, die als antibakteriell ausgelobt sind, ist keineswegs sicher erwiesen.

Aufgrund der Corona-Pandemie waschen sich die Menschen noch häufiger die Hände als sonst. Da stellt sich die Frage: Ist die eine Seife besser als die andere, um damit x-mal am Tag die Hände einzuschäumen? Ökotest wollte es wissen und hat 55 Flüssigseifen getestet.

Ihre Antwort: Seife ist nicht gleich Seife – es gibt deutliche Unterschiede. So sind 19 Flüssigseifen im Test mit Bestnote empfehlenswert, auf der anderen Seite fallen aber auch sieben mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. In den Rezepturen häufen sich etliche Problemstoffe an. Und der Rest? Der schneidet entweder "gut" oder mittelmäßig ab.

Seife im Test: Konservierungsstoff als starkes Allergen

Unter den Problemstoffen, die die Tester gefunden haben, befindet sich der Konservierungsstoff Chlormethylisothiazolinon (CIT). Dieser gehört zu den halogenorganischen Verbindungen und gilt als starkes Allergen. In Kosmetika, die auf der Haut verbleiben und nicht wieder abgewaschen werden, dürfen die Hersteller dieses Konservierungsmittel gar nicht mehr einsetzen. In Produkten, die zum Abspülen gedacht sind, ist die Menge gesetzlich immerhin stark reglementiert.

Ökotest findet: CIT hat auch in Flüssigseifen nichts zu suchen. Sie kritisieren den Konservierungsstoff in drei Produkten. Dass es ohne geht, zeigen viele andere Seifen im Test.

Diese Seifen erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Bedenkliche Duftstoffe in Seifen im Test gefunden

Für Notenabzüge sorgen auch bedenkliche Duftstoffe: Zwei Seifen im Test enthalten den synthetisch hergestellten Moschusduft Galaxolid. Er reichert sich im Gewebe von Menschen an und gefährdet Gewässer.

Mit dem Duftstoff Lilial sind fünf Handseifen parfümiert. Die EU hat den Duftstoff im Mai 2020 offiziell als Gefahrstoff der Kategorie 1B eingestuft. Laut Einstufung kann er die Fruchtbarkeit beinträchtigen und steht im Verdacht das ungeborene Kind zu schädigen. Deshalb steuert Lilial derzeit auf ein Verbot in Kosmetik ab 2022 zu.

Manche Tenside in Flüssigseifen problematisch

Damit Schmutz von der Haut entfernt wird, sind waschaktive Substanzen nötig. Deshalb stecken in Seifen sogenannte Tenside. Diese lösen allerdings auch hauteigene Fette aus der Hautschutzbarriere.

Verbindungen aus der Gruppe der PEG-Verbindungen gehen dabei besonders hartnäckig zu Werke. Sie können die Haut durchlässiger machen für Fremdstoffe. 36 Seifen im Test enthalten PEG-Verbindungen, allen voran das Tensid Sodium Laureth Sulfate. Als kostengünstiger Rohstoff steckt es als Haupttensid in vielen Handseifen.

Zum Vergleich: Sehr viel milder reinigen Zuckertenside, etwa Coco-Glucoside, die in zahlreichen "sehr guten" Seifen stecken. Wenige Produkte im Test reinigen mit "echten" Seifentensiden. Diese entstehen im traditionellen Siedeprozess aus Ölen und Fetten.

Diese Seife erhielt von Ökotest die Note „ungenügend“

Was bringen antibakterielle Flüssigseifen?

Im Handel gibt es auch Seifen, die nicht nur Schmutz entfernen, sondern auch eine antibakterielle Wirkung versprechen. Das bemängelt Ökotest. Denn antibakterielle Seifen wirken im Alltag im Allgemeinen nicht besser gegen Keime als herkömmliche Seifen.

Ihres Wissens nach gibt es bisher keine Studie, die das Gegenteil beweist. Vielmehr stehen viele antibakteriell wirkende Substanzen wegen ihrer Risiken in der Kritik, und die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA verbot 2016 rund 20 antibakterielle Wirkstoffe.

Händewaschen mit Seife schützt im Alltag ausreichend

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung vertritt die Ansicht: Normale Hygienemaßnahmen wie häufiges und richtiges Händewaschen mit Handseife schützen im Alltag ausreichend vor Schmierinfektionen, auch vor Viren wie SARS-CoV-2.

Die beiden als antibakteriell ausgelobten Flüssigseifen im Test wirken laut Hersteller durch den Inhaltsstoff Salicylsäure. Keiner der beiden hat Ökotest jedoch die Effizienz dieses Wirkstoffs durch eine produktbezogene Studie überzeugend nachgewiesen.

Anleitung: So wäschst Du die Hände richtig

Eine Anleitung in vier Schritten:

  1. Hände befeuchten und so viel Seife nehmen, dass alle Handteile benetzt sind.
  2. Hände mindestens 20 bis 30 Sekunden gründlich einschäumen.
  3. Neben den Handflächen auch Handrücken, Fingerzwischenräume, Fingerspitzen, Daumen und Handgelenke nicht vergessen.
  4. Abspülen und gut abtrocknen – am besten mit einem persönlichen Handtuch.

Händewaschen mit Seifen: Das rät ÖKO-TEST

Sie haben drei Tipps für Dich:

  • Hände am besten mit kaltem Wasser waschen. In Verbindung mit Tensiden löst das Schmutz und Mikroorganismen ausreichend und schont den Hautschutzmantel.
  • Wenn schon Flüssigseife, dann nach Möglichkeit Nachfüllbeutel nutzen. Die sparen Plastik, sind besser recycelbar und kosten weniger.
  • Feste Seifenstücke sind ökologischer als Flüssigseifen – und für den Einsatz zu Hause sind sie auch ausreichend hygienisch. Denn Studien zeigen, dass sich auf den festen Stücken zwar mehr Bakterien tummeln, dass diese beim Händewaschen aber nicht auf die Haut übertragen werden.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail findest Du im ePaper.