Genuss ohne Bedenken

In welchem Eis ist Palmöl versteckt?

10. Juli 2019 von

Fast acht Liter Eis werden pro Kopf und Jahr in Deutschland konsumiert, das sind umgerechnet etwa 120 Kugeln. Leider wird dabei auch ziemlich viel Palmöl geschleckt. Wir klären über die Problematik mit diesem und weiteren tropischen Ölen in Deiner Eiscreme auf und geben Dir eine Liste mit Produkten, die ganz ohne auskommen.

Palmöl-Verwendung in Eis - warum?

In der Eisproduktion ist Palmöl vor allem ein günstiger Ersatz für Vollmilch und Sahne. Dadurch sparen Hersteller Geld, denn Milchfett ist deutlich teurer als Palmöl. Deklariert wird es nicht nur als „Palmöl“, sondern auch schlicht als “pflanzliches Fett”: Es gibt diverse Bezeichnungen, hinter denen sich Palmöl in Lebensmitteln verstecken kann.

Palmöl als Ersatz für hochwertige Zutaten

Ein Blick auf die Verpackung lohnt sich also: Hohe Anteile an Palmöl bzw. pflanzlichen Fetten wie z. B. auch Kokosöl im Eis deuten darauf hin, dass andere Zutaten eingespart wurden. Die Problematik mit Kokosöl, das gerne als bessere Alternative zu Palmöl gefeiert wird, wird dieser Artikel später noch weiter thematisieren. Doch bleiben wir vorerst noch beim Palmöl.

Folgen der Palmöl-Produktion

Palmöl aus konventioneller Produktion geht mit massiven Problemen einher: (Brand-)Rodungen, der Einsatz aggressiver Pestizide und Düngemittel, Anbau von Monokulturen, Auslaugung des Bodens, Reduzierung der Artenvielfalt, sozial unverträgliche Arbeitsbedingungen bis hin zu Zwangsvertreibungen von Kleinbauern und indigenen Völkern sind die Folgen.

Nichtsdestotrotz wird es weiter in großen Mengen verwendet. In fast jedem zweiten Produkt aus dem Supermarktregal steckt Palmöl oder Palmkernöl. Dafür gibt es Gründe:

  • Palmöl ist das günstigste Speiseöl, welches der Weltmarkt zu bieten hat.
  • Palmöl ist geruchsneutral, sodass man es jeder Speise zugeben kann, ohne deren Geschmack zu verändern.
  • Palmöl ist bei Zimmertemperatur fest und doch streichfähig.

Palmöl wird oft als "pflanzliches Fett" deklariert

Nachhaltiges Palmöl

2004 rief die Umweltorganisation „WWF“ den „Roundtable of Sustainable Palm Oil“ (RSPO, „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“) ins Leben – eine Organisation, die unter anderem NGOs, Hersteller, Händler und Plantagenbesitzer vereint, um nachhaltigen Palmölanbau nach Mindeststandards zu fördern und zu zertifizieren. Doch Bewertung der Nachhaltigkeit von Palmöl ist äußerst komplex.

WWF beklagt intransparente Auskunft über Umgang mit Palmöl

Mit sogenannten Scorecards versuchen sowohl der „WWF“ als auch „Greenpeace für Transparenz zu sorgen und den Palmölanbau nachhaltiger zu gestalten. Leider ist der Anteil an wirklich nachhaltigem Palmöl auf dem Markt aber noch klein. Zudem verweigern dem WWF zufolge 46 Prozent der befragten deutschen Händler und Produzenten eine transparente Auskunft über ihren Umgang mit Palmöl.

Bio-Palmöl – Herkunft und Vorteile

Einen großen Schritt weiter gehen Hersteller und Produzenten, die zertifiziertes Bio-Palmöl in ihren Produkten verwenden. Bei Bio-Palmöl wird auf den Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger verzichtet und für die Plantagen kein Regenwald abgeholzt, sondern bereits vorhandene landwirtschaftliche Flächen genutzt.

Kokosnussöl ist keine Alternative

Laut einer WWF-Befragung ersetzen immer mehr Hersteller das im Fokus der öffentlichen Debatte stehende Palmöl mit Kokosnussöl. Aber keines der befragten Unternehmen gibt dabei an, die ökologischen und sozialen Auswirkungen in Betracht zu ziehen. Jedoch löst der Ersatz von Palmöl durch Kokosöl die ökologischen Probleme nicht, sondern verschlimmert oder verlagert sie nur.

Auch der Anbau von Kokosplamen wirkt sich negativ auf die Umwelt aus

Dem „WWF“ zufolge erfolgte der weltweite Anbau von Kokospalmen 2016 auf insgesamt etwa 12,2 Millionen Hektar mit denen 1,1 Prozent des weltweiten Pflanzenölbedarfs gedeckt wurden. Der Bestand an Ölpalmen im Jahr 2016 erstreckte sich auf einer Fläche von 21,1 Millionen Hektar, allerdings wurden damit 33 Prozent des Pflanzenölbedarfs gedeckt. „Der Ertrag der Ölpalme liegt mit durchschnittlich etwa 3,3 Tonnen Öl pro Hektar weit über dem von Kokosöl mit 0,7 Tonnen Öl pro Hektar. Weitet sich der Trend, Palmöl durch Kokosöl zu ersetzen aus, hätte das negative Effekte auf die Umwelt, denn es würde mehr Fläche benötigt.“

In diesen Eissorten steckt nicht zertifiziertes Kokosfett

Bio und palmölfreie Produkte und Marken

Grundsätzlich können Eissorten mit “Bio” und “Fairtrade” Siegel bedenkenlos geschleckt werden. Wenn überhaupt Palmöl zum Einsatz kommt, werden beim Anbau und Produktion höchste Standards eingehalten.

Weitere Tipps für den Eisgenuss ohne Palmöl:

  • Kaufe lokal produziertes Eis, das ausschließlich regionale Produkte verwendet. Achte auch bei der Eisdiele um die Ecke auf Bio- und Fairtrade-Siegel.
  • Mit Sorbet bist Du auf der nachhaltigen Seite, denn dieses besteht hauptsächlich aus Fruchtpüree und kommt ganz ohne Öl-Zusätze aus.
  • Mach Dein Eis selber! Hier findest Du eine einfache Anleitung, weitere Rezepte und sogar zuckerarme eiskalte Leckereien.
  • Scanne Dein Eis mit der CodeCheck-App. So erkennst Du, ob Palmöl enthalten ist. Weiterhin haben wir für die Palmölbewertung in App und Web neben der Scorecard von „Greenpeace“ auch die vom „WWF“ integriert. So erfährst Du auf einen Blick, wie sehr sich ein Hersteller für nachhaltigere Bedingungen bei der Palmölproduktion einsetzt.

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