Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft
Jedes Jahr werden etwa 120.000 Kinder weltweit mit Fetalem Alkoholsyndrom geboren.
Alkohol in der Schwangerschaft kann dem ungeborenen Kind schaden. Eine Studie zeigt erstmals, wie viele Kinder davon weltweit betroffen sind. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Centre for Addiction and Mental Health (CAMH) in Kanada werteten vorhandene Studien aus und schätzen demnach, dass durchschnittlich fast 10 Prozent aller Schwangeren trotz aller Warnungen Alkohol konsumieren.
Etwa bei jeder 67. Frau, die in der Schwangerschaft Alkohol trinkt, komme es zum Fetalen Alkoholsyndrom. Das entspricht jährlich fast 120.000 Neugeborenen weltweit. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „The Lancet Global Health“ veröffentlicht.
Unter dem Begriff „Fetale Alkoholspektrum-Störung“ (FASD) werden die Folgen von Alkoholkonsum für den Fötus zusammengefasst. Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die schwerste Form darunter. Betroffene Kinder leiden unter verschiedenen Symptomen wie körperlichen, kognitiven und sozialen Entwicklungsstörungen, von Lernschwierigkeiten bis zu geistigen und körperlichen Behinderungen.
In der Studie wurden nur Zahlen zum Fetalen Alkoholsyndrom ausgewertet und keine anderen Arten der Fetalen Alkoholspektrum-Störung erfasst. Dazu gehören das „partielle Fetale Alkoholsyndrom“ (pFAS), also eine leichtere Form des FAS, und alkoholbedingte neurologische Entwicklungsstörungen (ARND). Wären auch diese mit berücksichtigt worden, wären die Zahlen betroffener Kinder höher. Davon geht die Hauptautorin Svetlana Popova aus. Eine frühere Studie der Wissenschaftlerin und ihres Teams zeigte außerdem, dass mehr als 400 Krankheiten zusammen mit FASD auftreten können.
Der Alkoholkonsum von Schwangeren unterscheidet sich regional sehr. In Südostasien, wo viele Menschen ohnehin auf Alkohol verzichten, gibt es deshalb weniger Fälle von FAS. Die Länder mit den prozentual meisten Alkohol konsumierenden Schwangeren sind Russland, das Vereinigte Königreich, Dänemark, Weißrussland und Irland. Ganz Europa zusammengefasst hat eine mehr als zweieinhalb mal so hohe Rate von Kindern mit FAS wie der globale Durchschnitt.
Dabei ließe sich das Fetale Alkoholsyndrom durch Verzicht vollständig vermeiden. „Am sichersten ist, komplett auf Alkohol zu verzichten während der gesamten Schwangerschaft“, sagt Hauptautorin Svetlana Popova.