Atmungsstörungen beim Gebrauch von Imprägniersprays für Leder und Textilien
Spezielle Fluorchemikalie als Ursache bestätigt.
Seit Jahresbeginn registrierte das Schweizerische Toxikologische Informationszentrum (STIZ) in nahezu hundert Fällen teils schwere Atemwegsstörungen nach dem Gebrauch von Imprägniersprays für Leder und Textilien. Die meisten Vorfälle gehen klar auf die vom Markt zurückgezogenen Produkte Rapi Aqua Stop und Rapi Intemp der Migros sowie den K2r-Imprägnierspray zurück. Untersuchungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) haben ergeben, dass die Ursache auf eine spezielle Fluorchemikalie zurückzuführen ist.
Negativ dürfte sich ausgewirkt haben, dass die Fluorchemikalie mit dem Lösungsmittel Heptan kombiniert wurde. Ob neben den zurückgezogenen Sprays noch weitere Imprägniersprays die Chemikalie enthalten, wird vom BAG zur Zeit abgeklärt. Vorsichtshalber rät das BAG dringend, Imprägniersprays generell nur im Freien zu benutzen, den Sprühnebel möglichst nicht einzuatmen und imprägnierte Materialien draussen gut trocknen zu lassen. Das BAG warnt vor der Benützung bereits gekaufter Imprägniersprays der Marke Rapi Aqua Stop, Rapi Intemp und K2r und empfiehlt, die Sprays dem Verkäufer zur Entsorgung zurückzubringen. Wie sich herausstellte, führte ein weiteres Produkt mit der betreffenden Fluorchemikalie - das von Bodenlegern benutzte Steinimprägnierungsmittel Patina-Fala Fleckschutz® - beim Versprühen in einigen Fällen zu schweren Atemwegsstörungen und mehrtägigen Spitalaufenthalten.
Fluorchemikalien werden seit langem als Imprägniermittel verwendet. Dabei kam es hie und da zu Zwischenfällen nach falscher Anwendung oder bei Personen mit Atemwegserkrankungen. Die beim Gebrauch der Imprägniersprays Rapi Aqua Stop, Rapi Intemp von der Migros und K2r gehäuft aufgetretenen Atemwegsstörungen fallen zeitlich zusammen mit einer Änderung der Imprägniersubstanz in diesen Sprays: In allen betroffenen Sprays wurde im Laufe des Jahres 2002 dieselbe Fluorchemikalie desselben Herstellers neu verwendet.
Ähnliche Atemwegsprobleme durch Imprägniersprays mit derselben Fluorchemikalie beobachteten die niederländischen Gesundheitsbehörden, nicht aber die Behörden in Grossbritannien, wohin die Fluorchemikalie auch verkauft wurde. Das BAG prüft derzeit, inwieweit dies auf das in den holländischen und schweizerischen Produkten, nicht aber in den englischen Produkten verwendete Lösungsmittel Heptan zurückzuführen ist: Das Lösungsmittel Heptan trägt zur Bildung eines sehr feinen Sprühnebels bei, der beim Einatmen tief in die Lunge eindringt. Dieser Umstand könnte die Gefährlichkeit der Fluorchemikalie verstärkt haben.
Neu sollen alle Imprägniersprays für Leder und Textilien in die Giftklasse 5S eingeteilt werden. Damit kann das BAG das Aufbringen von Warnaufschriften vorschreiben. Vor Gebrauch des Steinimprägnierungsmittels Patina-Fala Fleckschutz® rät das BAG den betreffenden Bodenbelagsfirmen, die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva zu kontaktieren. Beim Versprühen des Produkts sind erhöhte Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.
Die vom Markt zurückgezogenen Imprägniersprays führten auch bei korrekter Anwendung zu Husten, schnellem Puls, teils zu Atemnot und vorübergehenden Lungenveränderungen. Ähnliche Vergiftungssymptome entstanden beim Versprühen des Steinimprägnierungsmittel Patina-Fala Fleckschutz®.
Bundesamt für Gesundheit Medien und Kommunikation
Auskunft:
E. Reinhard, Leiterin Sektion Chemie + Toxikologie, BAG
031 322 95 05