Welcher vegane Milchersatz ist sinnvoll?
Haferdrink, Kokosjoghurt, Sojasahne – die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen zu Kuhmilchprodukten ist groß. Kein Wunder, denn vegane Ersatzprodukte gelten als gesund, ökologisch und tierfreundlich. Ein wachsender Absatzmarkt, der auch die Global Player der Lebensmittelindustrie auf den Plan ruft. Welche Konzerne stecken hinter veganem Milchersatz?
Gab es früher pflanzliche Ersatzprodukte nur in ausgesuchten Reformhäusern, reihen sich heute Pflanzendrinks und Co. in den Regalen der Supermärkte und Discounter. Im Jahr 2010 wurden mit Pflanzenmilch weltweit 7,4 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Für dieses Jahr prognostiziert das Marktforschungsinstitut „Innova“ einen weltweiten Umsatz von 16,3 Milliarden Dollar – eine Steigerung von 120 Prozent in nur acht Jahren.
Der große Umsatzsprung lässt sich aber nicht allein auf vegan lebende Menschen zurückführen. Die Anzahl der VeganerInnen wächst nach wie vor nur langsam und liegt in Deutschland bei rund 900.000, wie das Marktforschungsunternehmen „YouGov“ in einer Onlinebefragung herausfand.
Aber Pflanzenmilch aus Soja, Hafer oder Mandel wird auch bei bewussten Konsumenten immer beliebter, die nicht unbedingt generell auf tierische Produkte verzichten wollen. Und die Zielgruppe ist heiß begehrt, sie gilt als kaufkräftig, qualitätsbewusst und treu.
„Danone“ und „Coca-Cola“ investieren in Michalternativen
Am bekanntesten sind wohl hierzulande die Marken „Alpro“ und die Bio-Marke „Provamel“, die beide aus den Hallen des belgischen Unternehmens „Alpro“ stammen. Die Produktpalette reicht von Pflanzendrinks über Joghurt- und Quarkalternativen bis hin zu Puddings vor allem auf Sojabasis. Das Unternehmen „Alpro“ ist hierzulande meilenweiter Marktführer für pflanzliche Milchalternativen mit steigendem Wachstum.
2016 wechselte „Alpro“ – das zuvor zum US-Bioprodukte-Hersteller „Whitewave“ gehörte – den Besitzer: Mit europäischer Erlaubnis wurde das Unternehmen von „Danone“ übernommen. Für 12,6 Milliarden US-Dollar kaufte sich der weltweit größte Joghurt-Hersteller, der für Marken wie „Actimel“ und „Activia“ bekannt ist, in den veganen Absatzmarkt ein.
Auf der Homepage erklärt das Unternehmen die neue Firmenphilosophie: „Danone und WhiteWave/Alpro haben eine gemeinsame Vision, nämlich die Welt zum Besseren zu verändern; [...] indem man Inspirationen für gesündere und nachhaltigere Ernährungsgewohnheiten bietet.“
Der weltweit viertgrößte Lebensmittelkonzern stärkt damit auch seine Stellung gegenüber dem Schweizer Weltmarktführer „Nestlé“.
Im selben Jahr kaufte sich auch die „Coca-Cola Company“ in den Markt ein. Der amerikanische Getränkeriese übernahm die argentinische Firma „AdeS“ von „Unilever“ und erweiterte damit sein Portfolio an Nicht-Soda-Getränken.
„AdeS“ bietet seit 1988 Pflanzendrinks auf Sojabasis in verschiedenen Geschmacksrichtungen an und ist in Lateinamerika Marktführer in diesem Segment. Der Jahresumsatz im Jahr 2015 lag bei 280 Millionen Euro. Die fruchtigen Drinks werden allerdings weniger als Milchersatz gesehen, sondern zählen zu den Erfrischungsgetränken.
Mit den Pflanzendrinks von „AdeS“ ist „Coca-Cola“ vor einiger Zeit schon in Großbritannien an den Markt gegangen. Die Geschmacksrichtungen sind unter anderem Pfirsich, Ananas, Kokos und Vanille. Der amerikanische Limo-Hersteller stößt damit in bisher unentdecktes Absatzterrain vor. Wann genau es an den deutschen Markt geht und welche Geschmacksrichtungen hier geplant sind, ist noch nicht bekannt.
Warum mischen große Marken mit?
Bleibt die Frage: Warum kauft sich ein Lebensmittelkonzern, der auf Tierprodukte spezialisiert ist und ein Limo-Hersteller in den veganen Absatzmarkt ein?
Das Bewusstsein der Konsumenten hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Ernährung, Fitness, Gesundheit und auch Ökologie stehen bei vielen Menschen im Fokus. Es werden nicht nur gesündere, sondern auch umweltfreundlichere, fair gehandelte und auch immer mehr tierleidfreie Lebensmittel nachgefragt, wie das „Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“ in seinem Ernährungsreport 2017 feststellte.
Auf was sollte ich bei Pflanzendrinks achten?
Ob aus Überzeugung, als gelegentliche Abwechslung zur Kuhmilch, wegen einer Laktoseintoleranz oder einfach weil es schmeckt – Pflanzenmilch boomt. Und das ist gut, denn vegane Alternativen schneiden, laut „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“, bei den Umweltauswirkungen und Belastungen während der Produktion in allen Bereichen besser ab als Kuhmilch.
Allerdings: Im Gegensatz zu Milchprodukten werden die pflanzlichen Alternativen nicht subventioniert und sind deshalb oft teurer als die tierischen Originale.
Damit man aber tatsächlich eine gesunde und nachhaltige Alternative zur Kuhmilch wählt, gibt es ein paar Dinge zu beachten, die auch die „Stiftung Warentest“ aufführt. Generell ist es besser auf ökologische Produkte mit Bio-Siegel zurückzugreifen, da sowohl beim Anbau, als auch beim Einsatz von Pestiziden strengere Vorschriften gelten.
Und auch auf Regionalität sollte man achten: Der Hafer für Haferdrinks beispielsweise zum Großteil regional bezogen und ist je nach Marke auch ökologisch angebaut. Ein großer regionaler Hoffnungsträger ist auch die Süßlupine. Lupinenmilch enthält viel Protein und die Früchte können regional angebaut und verarbeitet werden.
Mandelmilch ist hingegen mit Vorsicht zu genießen. Die Mandeln kommen meistens aus kalifornischen Monokulturen, die die dortige Flora und Fauna verdrängen und sehr viel Wasser verbrauchen. Der Grundwasserspiegel sinkt seit Jahren, Kalifornien kämpft mit Dürren. Trotzdem haben es spanische und italienische Mandelbauern schwer, ihre Nüsse zu verkaufen, da sie nicht so günstig produzieren können wie die Konkurrenz aus Übersee.