Sommervergnügen trotz Inhaltsstoffe mit Schattenseiten?

Woran Du gute Eiscreme erkennst

19. Juli 2023 von

Es gibt doch nichts Besseres, als an einem warmen Sommertag ein erfrischendes, leckeres Eis zu schlecken. Ausgefallene Geschmacksrichtungen, appetitanregende Bilder und bunte verführerische Eisberge in Eisdielen können jedoch über darin enthaltene billige Öle, falsche Aromen oder künstliche Zusatzstoffe hinwegtäuschen. Prädikate wie "selbst gemacht" oder „aus eigener Herstellung“ sind da geschickte, wirkungsvolle Werbebotschaften. Können sich dahinter etwa auch trügerische Mogelpackungen verbergen?

Lust auf Eis? 8,1 Liter Speiseeis konsumierte jede:r Deutsche im Jahr 2022 nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie e. V. (BDSI). Der Großteil davon stammt aus dem Supermarkt (6,5 Liter), aber auch Eisdielen- und Softeis (1,6 Liter) sind sehr beliebt. Mit einer cremigen Masse aus Sahne, Milch, Butter und Zucker hat Eis heutzutage jedoch in vielen Fällen nur noch wenig zu tun. – vor allem wenn es sich um industriell hergestelltes Eis für Supermärkte und Restaurants handelt. Stattdessen findest Du darin immer häufiger billige Fette und Öle, die gute, gesunde Zutaten ersetzen. Das Ziel ist es, ähnlich wie bei Analogkäse oder Gelschinken, Geld einzusparen - auf Kosten der Verbrauer:innen. Selbst Eis aus der Eisdiele muss nicht zwingend „selbst gemacht“ sein, denn es könnte auch auf der Basis von Eispulver seinen Weg in eine verkaufsfreundliche Form gefunden haben.

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Umstrittene Zutat „Palmöl“

Immer öfter verwenden Eishersteller:innen anstelle von echter Butter künstliches Butteraroma und anstatt Milchfett billiges Palm- oder Kokosfett. 2021 haben wir 1.521 Eiscreme-Produkte aus unserer CodeCheck-Datenbank auf Palmöl untersucht. Das Ergebnis: 163 Produkte (10,7 Prozent) enthalten mindestens eine Palmöl-Zutat, 1.359 Produkte (89,3 Prozent) keine Palmöl-Zutaten. Dabei fiel ebenso auf, dass auch viele „grüne“ Eiscremes Zutaten der Kategorie „Kann Palmöl enthalten“ aufweisen. Dieser Status einer Zutat wird benutzt, wenn die Quelle des Palmölanteils nicht offengelegt oder nicht angegeben ist und die Möglichkeit besteht, dass es sich nicht um Bio- oder umweltfreundliches Palmöl handelt. Wenn Du Dir hier Klarheit verschaffen möchtest, hilft nur Nachfragen beim Hersteller:in direkt.

Aber wie sieht es heute aus? Laut dem Magazin National Geographic gaben Unternehmen dem World Wildlife Fund for Nature (WWF) gegenüber an, inzwischen nur noch zertifizierte Ware einzusetzen. Der Druck von Nichtregierungsorganisationen (NROs bzw. englisch NGOs) und Verbraucher:innen scheine also gewirkt zu haben. Allerdings wird das Problem oft verschoben, denn als Ersatz für das Palmöl steckt stattdessen oft ein Vielfaches mehr an Kokosöl im Eis.

Ebenso kritisch: Synthetische Süßstoffe und künstliche Farbstoffe

Neben Palmöl setzen die Hersteller:innen von Eiscreme weitere Stoffe ein, die die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) mit „Verzehr einschränken“ oder „Nicht für den Verzehr geeignet“ eingestuft hat. Dazu zählen vor allem künstliche Aromen und Süßstoffe oder Farbstoffe, die Du an dem Zusatz „E“ erkennst. Mit der Zusammenführung der Gesetze in der Europäischen Union (EU) stieg die Anzahl von 265 zugelassenen E-Stoffen in Deutschland auf 300.

  • Ein häufiger Inhaltsstoff in Eiscreme ist E407 Carrageen, ein Füll- oder Quellstoff, der mit entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung gebracht wird. Bestimmte Carageene mit kleinem Molekulargewicht gelten sogar als potenziell krebserregend. Auch diese können zu einem gewissen Anteil in E407 vorhanden sein.
  • E476 Polyglycerin-Polyricinoleat führte in Tierversuchen zur Vergrößerung von Niere und Leber.
  • Hinter E450i verbirgt sich Phosphat, das unter anderem zu Knochenschwund (Osteoporose) und Herz-Kreislauf-Krankheiten führen kann.
  • Darüber hinaus entdeckten wir E967 Xylit, das nur eingeschränkt verzehrt werden sollte, weil es Durchfall und Blähungen verursachen kann.
  • Weitere Inhaltsstoffe, die Du in Eiscreme vermeiden solltest sind: E950 Acesulfam-K, E150c Ammoniak-Zuckerkulör, E150d Ammoniumsulfit-Zuckerkulör und E951 Aspartam.

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Etikettenschwindel mit billigen Zutaten

Auch bei der Deklaration nutzt die Eisindustrie diverse Tricks, um ihre Mogelpackungen attraktiv zu gestalten. Daher ist es umso wichtiger, die Unterschiede zwischen den einzelnen Eissorten zu kennen. Die Leitsätze des „Deutschen Lebensmittelbuchs für Speiseeis“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) definieren unter anderem Creme-Eis, Rahmeis/Sahneeis, Milcheis, Eiscreme und Fruchteis. Während Creme-Eis mindestens 50 Prozent Milch und eine festgelegte Menge an Ei enthalten muss, sind es bei Eiscreme nur noch 10 Prozent Milchfett. „Eiscreme“ findet man tatsächlich nur noch selten in den Tiefkühltruhen. Die meisten sind als „Eis“ deklariert und fallen daher nicht unter die genannten Kategorien.

Bei Aromen wird ebenfalls gern geschummelt. Einige Hersteller:innen mischen neben echter Vanille synthetische Aromen ins Eis. Vanillin wird aus Reis oder aus Sulfitablauge hergestellt, die bei der Zellstoff- und Papierherstellung anfällt. Eigentlich darf „Vanilleeis“ nur so bezeichnet werden, wenn es ausschließlich Aroma aus der Vanilleschote enthält. Da es sich jedoch lediglich um freiwillige Leitlinien für Speiseeis und nicht um rechtsverbindliche Verordnungen handelt, machen Hersteller:innen von diesen Schlupflöchern gern Gebrauch. Bei Fruchteis ist beispielsweise der Fruchtanteil nicht immer so hoch wie eigentlich mit mindestens 20 Prozent Frucht vorgeschrieben.

Drei vegane und palmölfreie Eiscremes

Darauf solltest Du beim Kauf von Eiscreme achten

  1. Checke die Zutatenliste: Sind pflanzliche Öle und Fette enthalten, ist das ein Hinweis darauf, dass an Milch und Sahne gespart wurde.
  2. Steht „Eis“ auf der Verpackung, ist neben Milch und Sahne meist auch günstiges Fett enthalten. In „Eiscreme“ steckt dagegen nur teureres Milchfett. Damit ist es hochwertiger als „Eis“.
  3. Halte die Augen offen nach künstlichen Aromen wie Vanillin. Die typischen kleinen schwarzen Punkte in Vanilleeis müssen nicht zwingend von Vanillemark stammen, sondern können auch von gemahlenen minderwertigeren Vanilleschoten sein.
  4. Lass Dich von den Deklarationen und Zutaten nicht in die Irre führen. Oft ist keineswegs viel Sahne oder Milch enthalten, sondern größtenteils Kokosfett.
  5. Beim Kauf von Fairtrade-Eis isst das gute Gewissen mit. Für die Herstellung von Eis werden hier in erster Linie Zucker, Kakao, Vanille und Bananen aus Entwicklungsländern importiert. Viele Fairtrade-Sorten sind zudem Bio und enthalten keine künstlichen Aromen, Farbstoffe, Konservierungsmittel, zusätzliche Fette oder industriell raffinierten Zucker.
  6. Meide Eisdielen, die viele bunte Eissorten in unnatürlichen Farben anbieten. Sie enthalten oft künstliche Farbstoffe und Industrieprodukte.
  7. „Aus eigener Herstellung“ oder „selbst gemacht“ sind nicht immer Qualitätsmerkmale, da sie nicht gesetzlich definiert sind. Eisdielen können Fertigpulver anrühren oder geliefertes Grundeis anreichern.
  8. Kunstvolle, cremige Eisberge sind ein Indiz für den Einsatz von künstlichen Emulgatoren. Diese sorgen dafür, dass sich das Fett nicht absetzt, sondern auch über einen längeren Zeitraum gleichmäßig verteilt. Emulgatoren werden auch gern bei Eis mit luftiger Konsistenz verwendet. Achte bei Eispackungen daher neben der Liter- auch auf die Gewichtsangabe. Eis in billigeren Packungen erhält oft eine Menge Luft.
  9. Wenige Sorten lassen auf handwerklich hergestelltes Eis schließen, ebenso wie kreative Sorten, die oft durchwechseln.
  10. Bei großen Kugeln für einen Euro solltest Du skeptisch sein, denn bei diesem Angebot muss man Fertigmischungen mit künstlichen Aromen vermuten.
  11. Auch die Eiswaffel kann bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten, so zum Beispiel umweltschädliches Palmöl.
  12. Frage in der Eisdiele Deiner Wahl nach der Zutatenliste, wenn Du auf Nummer sicher gehen willst. Eisdielen sind jedoch nicht dazu verpflichtet, die Inhaltsstoffe anzugeben. sie müssen nur Allergene und einige Zusatzstoffe wie Farbstoffe offen kommunizieren.
  13. Eine echte Alternative ist selbstgemachtes Eis. Das kannst Du ohne künstliche Farb- und Aromastoffe gesund und ganz nach Deinem persönlichen Geschmack zubereiten.

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Quellen

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