Komplementärmedizin

Naturheilkunde: Was steckt hinter dem Säure-Basen-Haushalt?

07. Aug. 2016 von

Das Gleichgewicht des Säure-Basen-Haushalt ist längst nicht nicht mehr allein ein Thema der Naturheilkunde – auch bei Schulmedizinern sorgt er für Diskussionstoff. Eine Übersäuerung des Körpers wird mittlerweile für verschiedene Krankheitsbilder und Unwohlsein verantwortlich gemacht.

Die Theorie des Säure-Basen-Haushalts

Die Theorie des Säure-Basen-Haushalts geht davon aus, dass beim Verstoffwechseln als eine Art „Abfallprodukt“ Säure im Körper entsteht. Bestimmte Lebensmittel – darunter beispielsweise eiweißreiche Produkte – sorgen somit für ein saures Milieu im Körper. Auch zu wenig sportliche Aktivität soll durch die dadurch unzureichende Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Muskeln zur Bildung von Milchsäure führen.

Die anfallene Säure wird vom Körper zum einen über die Nieren ausgeschieden und zum anderen durch den körpereigenen Basenspeicher neutralisiert. Für unsere Gesundheit ist es nach der Theorie wichtig, dass Säure und Basen sich im Körper das Gleichgewicht halten.

Obst und Gemüse werden im Körper beispielsweise basisch verstoffwechselt. Für unsere Gesundheit ist es nach der Theorie wichtig, dass Säure und Basen sich im Körper das Gleichgewicht halten.

Wie das konkret passiert? „Säuren geben in wässrigen Lösungen ein positiv geladenes Wasserstoffteilchen (H+) ab. Je mehr H+-Ionen abgespalten sind, desto saurer ist die Lösung. Basen sind dagegen in der Lage, diese Ionen zu binden und zu neutralisieren“, erklärt der „Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung“ (UGB).

Die Problematik

Viel zu häufig besteht unsere Ernährung zu einem Großteil aus sauer verstoffwechselten Produkten – nur ein geringer Teil der Lebensmittel, die wir zu uns nehmen (zum Beispiel Obst, Gemüse, Salat, Wasser) füllt die Basenspeicher des Körpers.

Nimmt aber die Leistungsfähigkeit der Niere ab oder kannn das saure Milieu durch das basische nichtmehr aufgeglichen werden, droht die Übersäuerung.

Typische Symptome, welche dieser zugeschrieben werden, sind: Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Verminderte Stressresistenz, Muskel- und Gelenkschmerzen, Erhöhte Infektanfälligkeit sowie Haar- oder Nagelveränderungen. Auch ein Einfluss des Säure-Basen-Haushalts auf Ostheporose, Gicht oder Nierensteine wird betrachtet.

Lebensmittel: Sauer oder basisch?

Der PRAL-Wert (Potential Renal Acid Load) von Lebensmitteln soll Auskunft geben, welche Lebensmittel wie verstoffwechselt werden. „Säure-Basen-Ratgeber“ schreibt: „Der Wert gibt also Aufschluss darüber, wie hoch die Säureausscheidung über die Niere beim Verzehr von 100 g eines Lebensmittels ist.“

Demnach sorgen Käse, Fisch und Fleisch – aber auch Getreideprodukte – für hohe positive Werte, weil sie säurebildend verstoffwechselt werden. Obst- und Gemüse weisen demnach negative Werte auf und sind basenbildend.

Übersäuerung entgegen wirken

Eine gesunde basische Ernährung und viel Bewegung (Abtransport von Säure) sollen das Wohlbefinden steigern. Auch der Abbau von Stress oder Leistungsdruck können wohl eine Übersäuerung mildern.

Die Diagnose einer Übersäuerung über den Urin und einen pH-Teststreifen beschreibt das Portal „Säure-Basen-Ratgeber“ als eher unzuverlässig – denn der Säurewert im Urin könne je nach Tageszeit und Ernährung schwanken. Sie zitieren dazu „Eva Unterberger vom Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs“ (VEÖ): „Je nach Kostzusammenstellung liegt der pH-Wert des Harns zwischen 5 und 8, Harn ist also physiologischerweise sauer bis schwach basisch. Saurer Harn ist kein Hinweis auf eine Übersäuerung des Körpers, sondern Ausdruck dessen, wie gut die körpereigenen Eliminationssysteme funktionieren.“ Ein Bluttest kann aber über den Übersäuerungsgrad Auskunft geben.