Nasensprays: Achtung, Suchtgefahr
Hat man einen dicken Schnupfen, sind abschwellende Nasensprays ein Segen. Doch bei zu langer Anwendung können sie zu Abhängigkeit führen und womöglich die Nasenschleimhäute schädigen.
Unsere Nase durchströmen jeden Tag gut 10.000 Liter Atemluft, in der sich Staub, Schmutz und einige Keime befinden. Die Schleimhäute im Inneren der beiden Nasenhöhlen dienen zur Immunabwehr. Sie wärmen und befeuchten die eingeatmete Luft, filtern Schmutzpatikel aus ihr heraus. Flimmerhärchen transportieren die mikroskopisch kleinen Teilchen anschließend ab.
Abschwellende Wirkung
Bei einer akuten Infektion, etwa bei einem Schnupfen, reagiert der Körper mit einer erhöhten Produktion des Sekrets. Die Nasenschleimhäute schwellen dann an, die Nase ist verstopft. In solchen Situationen gibt es mehrere Möglichkeiten, um die Schleimhäute zum Abschwellen zu bringen und wieder frei zu atmen. Dazu gehören neben Nasenspülungen mit Kochsalzlösung, ätherischen Ölen auch Nasensprays und -tropfen.
Abschwellende Nasensprays bewirken, dass sich die Blutgefäße an den Nasenschleimhäuten zusammenziehen. Die Blutzufuhr verringert sich, das Gewebe schwillt ab und der Benutzer atmet wieder frei.
Allerdings sollte man den Einsatz der Medikamente zeitlich begrenzen: „Erkrankte sollten die Präparate im Bedarfsfall höchstens eine Woche lang benutzen“, sagt Dr. Oliver Reichel, Leiter der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen. Wenn man die Sprays nicht rechtzeitig absetzt, könne man abhängig werden. "Bei etwa 100.000 bis 120.000 Bundesbürgern ist das der Fall", schätzt Dr. Roland Windt vom Bremer Zentrum für Sozialpolitik.
Bei längerer Anwendung: Schleimhäute trocknen aus
Wendet man Nasensprays über einen längeren Zeitraum an, gewöhnen sich die Schleimhäute an die regelmäßige Dosis. Als Folge kommt es zu einem Rebound-Phänomen. Das heißt, wenn die Wirkung des Nasensprays nachlässt, werden die Schleimhäute besonders stark durchblutet und schwellen mehr als normal an. Das wiederum verleitet dazu, das Spray erneut zu benutzen. Die Nasen wird also nicht mehr befreit und es kommt zu einem chronischen Schnupfen.
Ein Teufelskreis entsteht: Das Spray lindert zwar kurzfristig die Schnupfen-Symptome, es erhält sie aber gleichzeitig aufrecht. In akuten Fällen kann es zu Erstickungsängsten und auch Stimmungsschwankungen kommen, sobald der Betroffene das Medikament absetzen.
Die dauergereizten Nasenschleimhäute trocknen allmählich aus, die Nase kann ihre Abwehrfunktion nicht mehr erfüllen. Das erhöht das Risiko von Keimbefall. In der ausgetrockneten Nase können sich Borken bilden und die Nasenschleimhaut trägt einen bleibenden Schaden davon.
Schwierige Entwöhnung von Nasensprays
Um sich von der Abhängigkeit loszusagen, ist es wichtig, zuvor den Grund für die eigene andauernde Verwendung des Sprays zu erkennen und zu behandeln. Bei chronischen Ursachen wie beispielsweise Allergien besteht ansonsten die Gefahr, dass der Betroffene erneut zum Nasenspray greift und die Abhängigkeit von vorne beginnt. Zur Entwöhnung empfiehlt der Arzt kortisonhaltige Nasensprays. Eine weitere Möglichkeit ist, zuerst nur bei einem der beiden Nasenlöcher auf das Spray zu verzichten.
Bei beiden Methoden müssen die Betroffenen einige Tage mit verstopfter Nase und mühsamer Atmung überstehen. In dieser Zeit ist die Rückfallgefahr besonders groß. Reichel sagt dazu: „Ist die Nasenschleimhaut aber erst einmal entwöhnt, erholt sie sich in der Regel auch vollständig.“
Hilfe beim Einschlafen
Trotz des Risikos der Abhängigkeit empfiehlt Reichel nicht generellen auf Nasensprays zu verzichten. „Bei akuten Infektionen ist ausreichend Schlaf wichtig“, erklärt Reichel. Den erholsamen Schlaf findet man mit einer verstopften Nase aber nur schwer. Um die Atemwege zum Einschlafen kurzfristig zu befreien, sind die Nasensprays nützlich. Man sollte sich bei der Auswahl des geeigneten Medikaments von Apothekern beraten lassen.
Ist die Nase länger als eine Woche verstopft, sucht man besser einen Arzt auf. Möglich ist auch, dass die erhöhte Schleimproduktion andere Ursachen wie eine Allergie oder eine Vergrößerung der Nasenmuscheln zurückzuführen, die eine spezielle ärztliche Behandlung erfordern.