Müssen Veganer nun auch Zucker vom Speiseplan streichen?
Lustig ist das Veganerleben? Darüber streiten sich die Geister. Dass man auch bei weißem Zucker vorsichtig sein muss, ist vielen Veganern nicht bewusst. Wir stellen Alternativen vor.
Als Veganer hat man es nicht leicht: Tierprodukte verstecken sich in vielen Lebensmitteln, in denen man sie gar nicht vermuten würde. Ein Beispiel? Cochenile, der auch Karmin genannt wird oder mit dem Decknamen E120 unterwegs ist. Es handelt sich dabei um einen roten Farbstoff, der aus den Weibchen der Cochenille-Laus gewonnen wird. Er findet sich in Süßspeisen, in Konfitüre oder im Campari. Lebensmittel, die im ersten Moment doch zumindest vegetarisch wirken, oder etwa nicht?
Die überraschende Liste lässt sich beliebig erweitern. Zum Beispiel hier und hier finden sich viele Nahrungsmittel, die erstmals „echt pflanzlich“ erscheinen. Ähnlich ist es um den Zucker bestellt: Verschiedene Zuckerarten, unterschiedliche Herstellungsverfahren, die Verwendung von Bleichmittel: Was ist dran an der Aussage, dass weißer Zucker nicht vegan ist?
Weißer Zucker wird mit Knochenkohlefiltern gemacht
Die Rohmaterialien, aus denen raffinierter Zucker hergestellt wird, sind rein pflanzlich: Entweder verwendet man Zuckerrüben oder Zuckerrohr. Jeder Hersteller hat aber unterschiedliche Herstellungsmethoden, und so wird unter Umständen beim Raffinationsprozess ein Filter aus Tierknochen verwendet. Man nennt diese Filter Knochenkohlefilter, sie sind in der Regel aus Rinderknochen hergestellt.
Durch Entfärbung mit diesem Verfahren wird aus dem bräunlichen Zucker-Urprodukt die typisch weiss rieselnde Leckerei. Auch der braune Rohzucker kann mit diesem Verfahren hergestellt werden, denn tatsächlich kann es sich bei braunem Zucker um raffinierten, weissen Zucker handeln, den man wieder braun gefärbt hat. Die Schweizer Zuckerimporteure distanzieren sich allerdings von dieser Behauptung.
Auf direkte Nachfrage weisen die meisten deutschen Zuckerproduzenten darauf hin, dass die Entfärbung mit Tierknochen „nicht mehr zeitgemäss“ sei. Sie argumentieren folgendermassen:
„Die verbreitete Annahme, dass bei der Zuckerherstellung Tierknochen verwendet werden, stammt wohl aus der sehr lange zurückliegenden Zeit, als weißer Zucker noch mittels Bleichmitteln (u.a. mit Tierknochenkohle) „weiß gemacht“ wurde. Heutzutage werden für den gesamten Prozess der Zuckerherstellung weder tierische Zutaten noch tierische Hilfsmittel eingesetzt. Die Gewinnung des reinen Zuckers erfolgt durch wiederholtes Kristallisieren.“
Ein weiterer Hersteller verwendet bei der Reinigung vom Rübensaft Kalk und Kohlensäure, welche beide als Naturprodukte deklariert sind. Mit Hilfe dieser Stoffe werden die Nichtzuckerstoffe gebunden und können ausgesondert werden. Die Aussagen zweier Produzenten können hier nachgelesen werden.
Garantiert vegane Alternativen
Die oben genannten Facts werden wahrscheinlich nicht nur Veganer zum Nachdenken bringen. Bestimmt fragt sich auch der eine oder andere „Tierprodukte-Konsument“, wie denn Alternativen aussehen können.
Wenn man eine mögliche Verwendung von Knochenkohlefiltern ganz ausschliessen will, geht man mit Rohrohrzucker vom Bioproduzent auf Nummer sicher. Da Zucker, vor allem die weisse, raffinierte Variante sowieso Stress für Körper und Zähne bedeutet, könnte es sich tatsächlich lohnen, auf ein natürliches Austauschprodukt umzusteigen. Einige Möglichkeiten möchten wir hier kurz vorstellen.
Agavendicksaft
Der Sirup der Agave wird gerne zum Backen verwendet und erfreut sich inzwischen auch in den herkömmlichen Supermarktregalen an einiger Beliebtheit. Er schmeckt herrlich süß und besteht hauptsächlich aus Fructose. Da Fruchtzucker an sich einen niedrigen glykämischen Index hat, ist die glykämische Reaktion des Körpers auf den Agavensirup niedrig.
Zuckerrübensirup
Rübensaft ist zähflüssig und entsteht ohne Verwendung von Zusatzstoffen durch Eindicken von Rübensaft, der aus den gekochten Rübenschnitzeln gepresst wird. Er hat einen herb-süßlichen Geschmack und wird gerne als süßer Brotaufstrich, oder als Back- und Kochzutat (zum Beispiel für Pumpernickel) verwendet. Zuckerrübensirup wird auch in Mischungen mit Apfelsirup als Apfel-Rübensirup hergestellt.
Stevia
Die Vorteile von Stevia sind auf den ersten Blick offensichtlich: Eine ungeheure Süßungskraft und keine Kalorien. Dennoch scheiden sich die Geister beim Geschmack: Viele Menschen mögen den bitteren Abklang nicht so gerne. Es gibt jedoch einige Produkte, die Abhilfe versprechen: Zum einen gibt es das relativ günstige SteviaSweet Liquid (bei nu3), an dessen Geschmack man sich recht schnell gewöhnt hat. Zum zweiten preisen Stevia-Liebhaber das Produkt von NuNaturals. Diese Firma entzieht ihren Süßungsmitteln die Bitterstoffe mithilfe eines enzymatischen Prozesses. Die Bestellung des Produkts über deren Website ist allerdings mit hohen Versandkosten gekoppelt, da es sich um eine Firma aus Übersee ohne europäischen Ableger handelt.
Quellen:
http://www.vegane-inspiration.com/zucker.html
http://helal-haram.com/lebensmittel/mythen/knochenmehl-in-wurfelzucker/