Erst ins Gefrierfach, dann in die Post: Mücken bitte einschicken!
In diesem Jahr droht eine besonders schwere Mückenplage. Um die Verbreitung einheimischer und neuer eingeschleppter Arten zu überwachen, bitten Forscher um Mithilfe. Sie schicken uns auf Mückenjagd.
Die starken Regenfälle und sommerlichen Temperaturen der letzten Tage bieten Mücken perfekte Brutbedingungen. Es droht eine Mückenplage. Deshalb bitten Forscher nun darum, möglichst viele der Stechinsekten geschickt zu bekommen, meldet die Berliner Morgenpost.
„Wir sind dankbar über jede Mücke“, sagte die Biologin Doreen Walther vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg. Die Tiere benötigen die Forscher für den sogenannten Mückenatlas. Auf diesem werden Verbreitungsgebiete und neu eingeschleppte Arten kartiert.
Immer Krankheiten durch Mücken
„Durch die in Europa in den letzten Jahren zunehmenden Ausbrüche von Stechmücken-übertragenen Krankheiten wie Dengue-, Westnil- oder Chikungunya-Fieber sowie den jüngsten Zika-Virus-Ausbruch in Südamerika wurde die aktuelle Bedeutung von Stechmücken als Krankheitsüberträger unter Beweis gestellt“, erklärte Walther.
„Zur Risikoabschätzung benötigen wir dringend Daten zur Verbreitung der in Deutschland vorkommenden invasiven und einheimischen Arten.“
2016 ist ein Mückenjahr
Die Jahre 2014 und 2015 waren recht niederschlagsarm. Entsprechend gering waren die Populationsdichten der Stechmücke.
Die aktuelle Wettersituation könnte der Startschuss für ein hohes Aufkommen der Stechinsekten in der Mückensaison 2016 sein, so die Forscher.
Alle zwei Wochen neue Mücken
Bei den derzeitigen Bedingungen benötige die neue Mückengeneration nur rund zwei Wochen bis zum Schlupf.
Ein weiteres Problem: Mücken sind bei der Wahl ihrer Brutplätze nicht anspruchsvoll. Sie legen ihre Eier in ruhige Gewässer in der Natur, aber auch in Regentonnen oder andere wassergefüllte Behälter. Davon gibt es gerade nach den starken Regenfällen der letzten Tage mehr als genug.
Bisher 600 Mücken eingeschickt
An der Kartierung der in Deutschland vorkommenden Mückenarten arbeitet das ZALF gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI) in Greifswald. Das Projekt läuft seit 2012 und soll helfen, das Risiko für durch Stechmücken übertragene Krankheiten abzuschätzen.
In diesem Jahr haben Sammler laut Walther bereits rund 600 Mücken eingeschickt.
Dank der Einsendungen für den Mückenatlas wurde die besonders gefährliche Asiatische Tigermücke bereits in Baden-Württemberg und Thüringen nachgewiesen.
Bitte nur intakte Mücken einschicken
Die Forscher benötigen allerdings intakte Exemplare. Zerquetschte oder platt geschlagene Tiere sind unbrauchbar. Zum Töten gefangener Mücken wird empfohlen, sie für einen Tag ins Gefrierfach zu legen.
Zudem sollten die Tiere nicht direkt in einen Briefumschlag gesteckt, sondern in eine kleine Schachtel, eine flache Dose oder ein Röhrchen gelegt werden.
Mit in den Brief kommt ein Formular mit Fundangaben. „Insgesamt können Sie so viele Mücken fangen, wie es Ihrer Motivation und dem Mückenaufkommen entspricht“, heißt es im Mückenatlas.