Chia-Samen vs. Weizenkleie: Was ist gesünder und nachhaltiger?
Müssen es immer importierte Superfoods sein, oder kann die heimische Konkurrenz mithalten? Im Duell zwischen Chia-Samen und Weizenkleie geht es um Inhaltsstoffe und Ökobilanz der Kontrahenten. Erfahre hier das überraschende Ergebnis.
Woher kommen Chia-Samen und Weizenkleie?
Schon der bekannte Naturheiler Sebastian Kneipp empfahl im 19. Jahrhundert seinen Patienten Weizenkleie als gesundes und kräftigendes Lebensmittel. Genau genommen handelt es sich bei Kleie um Rückstände, die bei der Herstellung von Mehl entstehen. Lange fand sie vor allem als Viehfutter Verwendung, doch mittlerweile schätzt man Weizenkleie auch wieder als äußerst gesundes Lebensmittel.
Chia-Samen gehören zu den angesagtesten Superfoods. Während sie hierzulande erst vor wenigen Jahren richtig populär wurden, haben die schwarzen Samen andernorts eine lange Tradition. Die Ureinwohner Mexikos, die Maya, schätzen das Gewächs schon vor rund viertausend Jahren. Sie sagten Chia eine junghaltende und kraftspendende Wirkung nach.
Chia-Samen haben eine schlechte Ökobilanz
Chia-Samen werden aus der mexikanischen Wüstenpflanze „Salvia hispanica” gewonnen. Die Pflanze wird mittlerweile aber auch in Südamerika und in Australien angebaut.
Chia-Samen in deutschen Lebensmittelregalen kommen laut dem Bayrischen Rundfunk (BR) aus Süd- und Lateinamerika. Sie haben einen Transportweg von über 9.000 km (Luftlinie) hinter sich, schreibt Newstart. Diese Entfernung zu überbrücken hat einen entsprechenden Ausstoß von Kohlendioxyd in die Atmosphäre und einen entsprechenden Energieverbrauch zur Folge. Der hohe „CO2 Fußabdruck“ von Chia-Samen ist in Zeiten des Klimawandels problematisch.
Zudem wisse man hierzulande wenig über die Anbaubedingungen, denn diese lassen sich von hier aus kaum kontrollieren und überwachen, so der BR.
Heimische Weizenkleie schneidet besser ab
Da Weizenkleie als Abfallprodukt bei der Weizenproduktion anfällt, kann es mit einer hervorragenden Ökobilanz glänzen. Denn Weizen ist in Deutschland die am häufigsten angebaute Getreideart. Die Transportwege sind dementsprechend kurz.
Um die Belastung mit Pestiziden so gering wie möglich zu halten, empfiehlt sich der Kauf von Bio-Weizenkleie. Auch diese stammt vorwiegend aus unseren Breitengraden: So kommt zum Beispiel die „Alnatura Bio Weizenkleie“ aus Österreich, die Produkte „enerBiO Weizenkleie“ und „Bauckhof Demeter Weizenkleie“ immerhin aus EU-Landwirtschaft.
Ähnliche Zusammensetzung von Chia-Samen und Weizenkleie
Der Eiweiß- und Ballaststoffanteil in Chia-Samen und Weizenkleie ist ähnlich. Chia enthält allerdings wesentlich mehr Fett und auch rund doppelt so viel Kohlenhydrate.
100 g Chiasamen enthalten laut Chia-Samen.de unter anderem:
- 21 g Eiweiß
- 38 g Kohlenhydrate
- 31 g Fett (gesättigte Fettsäuren: 4 g, einfach ungesättigte: 3 g, mehrfach ungesättigte: 24 g)
- 32 g Ballaststoffe
In 100 g Weizenkleie stecken nach dem Lebensmittel Lexikon:
- 14,9 g Eiweiß
- 17,7 g Kohlenhydrate
- 4,7 g Fett (gesättigte Fettsäuren: 0,75 g, einfach ungesättigte: 0,83 g, mehrfach ungesättigte: 2,25 g)
- 45,4 g Ballaststoffe
Bei den Vitaminen überzeugen beide
Chia Samen enthalten nach dem Superfoods ABC die Vitamine A, B1-B3, B6 und E. Vitamin A ist wichtig für die Gesundheit Augen und ein starkes Immunsystem. Die B-Vitamine sind bedeutsam für die Energieumsetzung im Körper, unterstützen Stoffwechselvorgänge und den Reparaturprozess der DNA. Vitamin E spielt eine wichtige Rolle für den Fettstoffwechsel.
Weizenkleie hat ein ähnliches Vitaminprofil: Sie enthält wie Chia-Samen die Vitamine A, B1-B3, B6 und Vitamin E. Allerdings ist der Vitamin E-Gehalt in Chia (29,1 mg/100 g) wesentlich höher als bei Kleie (2,7 mg/100 g).
Bei den Mineralstoffen und Spurenelementen liegt Kleie vorn
Chia-Samen enthalten eine große Menge an Mineralien und Spurenelementen wie Kalzium, Kalium, Magnesium, Kupfer, Zink, Eisen, Phosphor und Bor, welches die Kalziumaufnahme erleichtert. Auch Weizenkleie enthält – bis auf Bor – diese wichtigen Mineralstoffe und Spurenelemente und überzeugt zum Teil durch höhere Konzentrationen.
Mit rund 500 mg Kalzium pro 100 g stellen Chia Samen eine respektable Kalziumquelle dar. Weizenkleie schneidet mit 67 mg pro 100 g schlechter ab.
Bei den Kalium-Werten ist hingegen Kleie vorn. Sie übertrifft Chia (600 mg/100 g) um mehr als die Hälfte (1352,0 mg/100 g).
Auch bei Magnesium, Phosphor und Eisen liegt Weizenkleie um jeweils rund das Doppelte vorn.
Fazit: Weizenkleie ist eine tolle Alternative
Chia-Samen tragen zu Recht den Titel „Superfood“ – ihre Zusammensetzung aus viel Eiweiß, Kohlenhydraten und Ballaststoffen ist gut für die Verdauung und versorgt uns mit jeder Menge Energie. Auch hinsichtlich der enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe können sich die Samen sehen lassen. Das einzige Problem: Die schlechte Ökobilanz durch weite Transportwege.
Weizenkleie hingegen wird aus heimischem Weizen gewonnen und hat somit einen wesentlich geringeren „CO“-Fußabdruck“. Mit einer sehr ähnlichen Zusammensetzung, fast identischem Vitaminprofil und einem Plus an Mineralstoffen und Spurenelementen ist Kleie eine tolle umweltfreundliche Alternative zu Chia-Samen.
Tipp bei Glutenintoleranz (Zöliakie):
Statt Weizenkleie kann man glutenfreie Haferkleie verwenden.