Berliner Restaurant rettet krummes Gemüse
Rund 313 Kilogramm Lebensmittel landen hierzulande jede Sekunde im Müll. Allein im Handel wird tonnenweise aussortiert, was nicht perfekt geformt ist. Solche Lebensmittel rettet jetzt ein Berliner Restaurant.
So viel Essen landet im Müll
Mehr als elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr in Deutschland auf dem Müll, besagt eine Studie der Umweltorganisation WWF. Landwirte können häufig bis zu einem Drittel ihrer Produkte gar nicht erst in den Handel bringen, weil diese in Form, Farbe oder Größe nicht den allgemeinen Normen entsprechen.
Supermärkte entsorgen sogar einwandfreie Produkte, weil diese kostbaren Lagerplatz wegnehmen, falsch etikettiert sind oder kurz vor dem Ablaufen stehen. Und auch Zuhause landet viel in der Tonne: Im Schnitt sind es pro Jahr und pro Person mehr als 82 Kilogramm Lebensmittel. Rein rechnerisch werfen die Deutschen damit laut WWF pro Sekunde 313 Kilogramm genießbarer Nahrungsmittel weg!
„Restlos Glücklich“ rettet Lebensmittel
Das war dem Team des Berliner Vereins „Restlos Glücklich e.V.“ einfach zu viel. Ihr Motto lautet: Wir können unseren Sinnen besser vertrauen als dem Haltbarkeitsdatum und Lebensmittel verdienen als Mittel zum Leben wieder mehr Wertschätzung. Ihr Ziel: So viele Lebensmittel wie möglich zu retten.
Für die Rettungsaktion gründete der Verein das Lokal „Restlos Glücklich“ in Berlin-Neukölln. Ihr Startkapital organisierten sich die Gründer auch per Crowdfunding.
Angestellte arbeiten ehrenamtlich
„Restlos Glücklich“ arbeitet als Non-Profit-Restaurant. Das heißt, die Gewinne aus dem Restaurantbetrieb werden in Bildungsarbeit, oder auch Kochkurse investiert.
Nur der Koch und der Restaurantmanager bekommen ihre Arbeit bezahlt, der Rest arbeitet ehrenamtlich für die gemeinsame Vision: „Mit unseren Projekten möchten wir Menschen dazu bewegen, bewusster zu konsumieren und mehr zu verwerten,“ heißt es auf der Website.
Aus Resten Gaumenfreuden zaubern
Das Konzept des Restaurants verlangt besondere Kreativität des Kochs, denn er weiß mittags noch nicht, was abends auf der Speisekarte steht. Das kommt immer darauf an, welche übrig gebliebenen Lebensmittel er an diesem Tag retten darf.
Aus Essen, was eigentlich im Müll landen sollte, kreiert das Küchenteam dann anspruchsvolle Menüs: Zum Beispiel Ingwer-Süßkartoffelsuppe und Tofu-Mangoldröllchen mit gegrilltem Brokkoli als Vorspeise , Kartoffelgratin und Gemüsejus als Hauptgang und Heidelbeerschnitte mit Sojasahne als Dessert.
Mit solchen Gaumenfreuden möchte das Restaurant jeden Gast daran erinnern, dass man problemlos auch aus krummen, zu klein oder groß geratenen Lebensmittel nahr- und schmackhafte Speisen zaubern kann.
Restaurant lädt zum Mitmachen ein
In dem Berliner Non-Profit-Restaurant sollen möglichst viele Menschen den Restaurantbetrieb mitgestalten, wünscht sich der Verein. Ob im Service, in der Küche oder bei der Lebensmittelbeschaffung – „Restlos Glücklich“ soll nicht nur ein Ort zum Essengehen sein, sondern auch ein Treffpunkt, an dem das Bewusstsein für das Thema Lebensmittelverschwendung gestärkt wird.
Deswegen veranstaltet der Verein neben dem Restaurantbetrieb auch Kochkurse und Workshops rund um die Themen Produktion, Verwendung und Verwertung von Lebensmitteln. Diese richten sich an Erwachsene, aber auch an Kinder und Jugendliche. Gemeinsam soll ein besseres Gespür und Verständnis für Lebensmittel als wertvolle Ressource entwickelt werden. Nutzen wir unsere Ressourcen besser, tragen wir dazu bei, dass wir alle „restlos glücklich“ sind.