Cornflakes im „Öko-Test“

Bedenkliche Inhaltsstoffe in Markenprodukten

06. Mai 2024 von

Du magst Cornflakes zum Frühstück? Bitte sehr! Oder lieber nicht? „Öko-Test“ hat 48 Produkte getestet und kann davon knapp die Hälfte mit "Sehr gut" empfehlen. Bei der anderen Hälfte sieht es dagegen düster aus. Alle knusprigen Frühstücksflocken, die „befriedigend“ oder einer schlechteren Bewertung abschneiden, kassieren Minuspunkte wegen bedenklicher Inhaltsstoffe wie Acrylamid, Glyphosat und Mineralölbestandteilen. Fünf Flakes, darunter Produkte der großen Marken Nestlé, Kellogg’s und Schär, rasseln mit „Ungenügend“ durch.

Der Einfachheit halber wird in diesem Artikel verallgemeinernd von „Cornflakes“ gesprochen. Darunter sind aber nicht nur Flakes aus Mais zu verstehen, sondern auch solche aus anderen Getreidesorten wie zum Beispiel Dinkel.

  • „Sehr gute“ Cornflakes gibt es bereits für 95 Cent pro 300 Gramm.
  • Dinkelflakes enthalten mehr Ballaststoffe als Maisflakes und sättigen daher länger.
  • Wenn du in Sachen Acrylamid auf Nummer sicher gehen willst und Wert auf die natürlich im Getreide enthaltenen Vitamine legst, solltest du statt zu gerösteten Getreideflakes lieber zu Mais-, Hafer- oder Dinkelflocken greifen.

„Öko-Test“ hat 48 verschiedene Sorten von Flakes ins Labor geschickt. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Cornflakes im Test können die Tester:innen empfehlen. Doch ausgerechnet die beiden Markenprodukte Kellogg’s Special K Classic und Nestlé Fitness Original schneiden zusammen mit drei weiteren Produkten jedoch nur „ungenügend“ ab.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

In dem Kellogg’s-Produkt hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor die besonders bedenklichen aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH nachgewiesen. Die Expert:innen schätzen MOAH als besonders bedenklich ein, weil es innerhalb dieser großen Stoffgruppe auch krebserregende Verbindungen gibt. Lebensmittel sollten daher möglichst MOAH-frei sein. Weitere unerwünschte Stoffe: Rückstände von drei Pflanzenschutzmitteln.

Die Nestlé Fitness Original zieht hingegen der nachgewiesene Acrylamidgehalt nach unten, den die Prüfer:innen als „stark erhöht“ bewerten. Außerdem kritisieren sie die aus ihrer Sicht überflüssigen Vitaminzusätze. Ähnlich schlecht schneidet die bekannte glutenfreie Marke Schär ab. Beide Produkte erhalten ein „Ungenügend“. Auch hier kritisiert „Öko-Test“ unter anderem die Acrylamidgehalte; in einem der beiden Produkte auch MOAH, zum Beispiel in den Kellogg’s Special K Classic. Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen, die im Produktionsprozess immer dann entstehen können, wenn Lebensmittel mit Schmierölen in Berührung kommen, waren übrigens in keinem anderen getesteten Produkt ein Thema.

Schlusslicht in der Testtabelle sind die Bio Primo Cornflakes, die du im Müller Drogeriemarkt kaufen kannst. Sie schneiden unter anderem wegen eines aus Sicht von „Öko-Test“ „stark erhöhten“ Acrylamidgehalts nur „ungenügend“ ab.

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Rösttemperaturen bedingen Acrylamid

Zur Herstellung von Frühstücksflakes werden in der Regel geschälte und ungekeimte Getreidekörner gewalzt und anschließend geröstet. Dabei kann der gesundheitsschädliche Stoff Acrylamid entstehen, der sich bei Temperaturen ab 120 Grad aus dem pflanzlichen Eiweißbaustein Asparagin und natürlichen Zuckern bildet. Ab etwa 175 Grad steigt die Acrylamidbildung sprunghaft an. Die Rösttemperaturen vieler der getesteten Flakes liegen laut Herstellerangaben zwischen 270 und 290 Grad.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft Acrylamid als potenziell krebserregend ein. Da Lebensmittel als Hauptaufnahmequelle für den Schadstoff gelten, hat die EU-Kommission Richtwerte zur Reduzierung des Acrylamidgehalts in Nahrungsmitteln entwickelt. Diese sollen vor allem den Herstellern als Orientierung dienen. Das Problem: Sie sind rechtlich nicht bindend. Je nachdem, welche Getreideart hauptsächlich in den Flakes steckt, orientiert „Öko-Test“ sich an den Richtwerten für Frühstückscerealien aus Vollkorn oder aus Mais, Hafer, Dinkel, Gerste und Reis.

Der Richtwert für Vollkorn ist dabei weniger streng. Er lässt einen doppelt so hohen Acrylamidgehalt zu, weil die bei Vollkorn mitverarbeitete Schale Asparagin enthält und dadurch mehr Acrylamid entstehen kann. Auch bei Flakes aus Braunhirse oder Buchweizen legen die Tester:innen entsprechend des Chemisches- und Veterinäruntersuchungsamts Stuttgart (CVUA Stuttgart) hilfsweise den weniger strengen Richtwert für Vollkorn zugrunde, weil es für diese Getreidearten noch keinen entsprechenden Richtwert gibt. Acht Produkte schöpfen die jeweiligen Richtwerte zu mehr als der Hälfte aus, darunter einmal Flakes auf Vollkornbasis. Fünf überschreiten sie: Alnavit Bio Cornflakes, Bio Primo Cornflakes, Koro Bio Cornflakes, Nestlé Fitness Original und Werz Braunhirse Flakes.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Konventionelle Flakes mit Pestiziden belastet

In den Crownfield Cornflakes, Kellogg’s Cornflakes, Kellogg’s Special K Classic und Werz Buchweizen Flakes Vollkorn wies das Labor zudem Rückstände von Glyphosat nach. Das Pestizid wurde gerade erst für weitere zehn Jahre in der EU zugelassen. Allerdings räumte die EFSA Datenlücken bei der Bewertung möglicher Gesundheitsrisiken durch Glyphosatrückstände in Lebensmitteln ein. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft das Unkrautvernichtungsmittel laut „Öko-Test“ als „wahrscheinlich krebserregend“ für den Menschen ein, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hingegen nicht. Sicher ist, dass das Pestizid zum Verlust der Artenvielfalt beiträgt. „Öko-Test“ stuft das Pestizid als besonders bedenklich ein.

Ein weiteres besonders bedenkliches Pestizid – Deltamethrin –fand das Labor in den Kellogg’s Special K Classic. Es wird als Nervengift gegen Insekten eingesetzt, gefährdet aber auch wichtige Bestäuber wie Bienen. Das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) Deutschland stuft Deltamethrin als „hochgefährlich“ ein. „Öko-Test“ zieht für diese aus seiner Sicht besonders bedenklichen Pestizide jeweils eine Note ab. Eine weitere Note ziehen die Tester:innen ab, wenn das Labor Rückstände von mehr als einem Pestizid oder Wirkverstärker findet. Denn diese sind zwar nicht akut giftig, aber über die Wechselwirkungen mehrerer solcher „Spuren“ untereinander ist noch zu wenig bekannt, um gesundheitliche Risiken sicher auszuschließen.

Hohe Salz- und Zuckergehalte

Ein zu hoher Salzkonsum kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck erhöhen. Derzeit nehmen die meisten Menschen eher zu viel als zu wenig Salz zu sich. Das liegt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auch an den unerwartet hohen Salzgehalten in Fertiglebensmitteln. In Finnland müssen Cornflakes, die mehr als 1,6 Prozent Salz enthalten, einen Warnhinweis tragen. „Öko-Test“ orientiert sich an dieser Regelung und wertet deshalb fünf Produkte mit höheren Salzgehalten ab. Bei den Nestlé Fitness Original sowie den glutenfreien Schär Corn Flakes und Schär Cereal Flakes kritisieren die Tester:innen aus ihrer Sicht unnötig zugesetzte Vitamine, die du bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung auch auf natürliche Weise aufnehmen kannst.

Zum Zuckergehalt: Auch ungesüßte Flakes enthalten Zucker, der von Natur aus im Getreide steckt. Die Menge ist jedoch deutlich geringer als bei gesüßten Varianten. Bei diesen schwankt der Gehalt im Test: Während einige Flakes mit drei Gramm Zucker auskommen, enthält Kellogg’s Special K Classic mit 12 Gramm pro 100 Gramm viermal so viel und damit am meisten Zucker. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, den Zuckerkonsum zu reduzieren. Die tägliche Menge sollte bei Erwachsenen 50 Gramm nicht überschreiten, besser noch 25 Gramm.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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