Kehrtwende in der Landwirtschaft

Baumwollproduktion: Burkina Faso macht Schluss mit Monsanto

02. Juli 2016 von

Der afrikanische Staat Burkina Faso hat knapp 19 Millionen Einwohner und ist der sechstgrößte Baumwollproduzent der Welt. Mit einem Anteil von 50% ist der Rohstoff eines der wichtigsten Exportgüter. Wieso eine Koopertation mit Monsanto das ändern könnte.

Das Interesse Burkina Fasos, sowohl Menge als auch Qualität der Baumwollproduktion beizubehalten, ist groß. Doch vorallem die Qualität der Baumwollpflanzen hat deutlich gelitten, seit die burkinische Regierung 2003 einen Vertrag mit dem US-Konzern Monsanto geschlossen hat, welcher seitdem genverändertes Saatgut, die sogenannte Bt-Baumwolle, an die Landwirte liefert.

Nach jahrelangen Protesten der Bauern und stetig abnehmenden Exportzahlen hat die Regierung nun beschlossen, dass die genveränderten Pflanzen bis 2018 komplett von den Feldern verschwinden sollen.

Hintergrund

Als Burkina Faso in den 90er Jahren unter Schädlingsplagen und Dürren litt, war die Versuchung groß, das Angebot von Monsanto anzunehmen und genverändertes, resistenteres Saatgut anzubauen. Denn die Baumwolle war und ist Existenzgrundlage für viele Bauern in dem kleinen westafrikanischen Land.

Und so unterschrieb die Regierung 2003 einen Vertrag, der die Lieferung des Saatgutes für Bt-Baumwolle und des Pflanzenschutzmittels Round Up (mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat) an die Bauern regelte. Kein Landwirt wurde gezwungen die Monsanto-Pflanzen anzubauen, aber da das Unternehmen zusicherte, die Qualität der Baumwolle würde mindestens gleich bleiben, griffen viele Produzenten nach diesem Strohhalm. Schon nach 5 Jahren wurden auf 70% der Baumwollplantagen Gen-Pflanzen angebaut. Mangelnde Schutz- und Kontrollmaßnahmen führten dann schnell dazu, dass sich die genveränderten Samen auch gegen den Willen mancher Bauern auf benachbarten Feldern ausbreiteten.

Kurze Fasern, niedrige Preise

Lange galt die Baumwolle aus Burkina Faso als die beste der Welt, mit dem Verkauf konnten die Bauern ihre Familien gut ernähren. Umso heftiger waren die Reaktionen, als sich nach wenigen Jahren des Anbaus der genveränderten Monsanto-Pflanzen herausstellte, dass die Fasern der Pflanzen zu kurz sind. Lange Fasern stehen für eine hohe Qualität, da sie zu hochwertigen Fäden und Stoffen verarbeitet werden können. Kurze Fasern dagegen können in der Textilproduktion nicht gut verwendet und deshalb auch nicht so teuer verkauft werden.

Zwar sind die Pflanzen weniger anfällig für Schädlinge, doch die Bauern werden ihre Ware schlechter los und erzielen deshalb mit der gleichen Menge angebauter Baumwolle deutlich niedrigere Umsätze. Insgesamt sind durch die Gen-Samen in den vergangenen fünf Jahren Verluste in Höhe von 82 Millionen Dollar (74 Millionen Euro) entstanden, das schätzen die drei größten Bauernverbände des Landes.

Politische Kehrtwende

Umweltschützer und -verbände hatten von Anfang an die mangelnde Biodiversität angeprangert, doch erst in Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Interessen des Landes hat die Regierung nun einen Schlussstrich gezogen: ab 2018 darf in Burkina Faso keine genveränderte Baumwolle mehr angebaut werden. Eine starke Entscheidung, von der sich auch Umweltaktivisten in anderen Ländern etwas erhoffen. In Südafrika, Ägypten und im Sudan werden ebenfalls zu großen Teilen genveränderte Nutzpflanzen angebaut. "In Malawi, Kenia, Uganda, Nigeria und Ghana gibt es Testläufe", sagt die Südafrikanerin Haidee Swanby vom Afrikanischen Zentrum für Biodiversität (ACB) im Interview mit der Deutschen Welle. Diese Länder stünden erst am Anfang, wenn es um einen restriktiveren Umgang mit genveränderten Nutzpflanzen gehe, denn die Afrikanischen Regierungen könnten Monsanto und der US-amerikanischen Gentechniklobby nur wenig entgegensetzen, befürchtet die Expertin.

Umso erstaunlicher, dass Burkina Faso nun diesen wichtigen Schritt gewagt hat, und noch dazu von Monsanto eine Entschädigung einfordert: 82 Millionen Dollar sollen für die entstandenen Verluste aufkommen - für einen Konzern dieser Größe eigentlich ein Klacks. Doch ebendiese Größe wird vermutlich dazu führen, dass Goliath die Proteste von David einfach aussitzt.

Quellen: Deutsche Welle, taz