Waschaktive Substanzen: Die drei gängigsten Tenside

Schwirrt Dir der Kopf, wenn Du die Inhaltsstofflisten von Kosmetika liest? Wir haben unsere Inhaltsstoffexpertin und wissenschaftliche Leiterin Dr. Ruta Almedom um die Erklärung einzelner Substanzen, die häufig in Kosmetika enthalten sind, gebeten. Im Folgenden stellen wir Dir die drei gängigsten Tenside in Deinen Pflegeprodukten vor und sagen Dir, was sie bewirken.

Sodium Lauryl Sulfate (SLS), Sodium Laureth Sulfate (SLES) und Sodium Coco Sulfate (SCS) sind die songenannten anionischen Tenside, umgangssprachlich auch “Sulfate” genannt. Obwohl sie nicht zu den mildesten Tensiden zählen, werden sie in kosmetischen Waschprodukten am häufigsten eingesetzt.

Effektive Schmutzentfernung, aber oft mit Nebenwirkungen

Tenside sind waschaktive Substanzen, die helfen, Fett und Wasser zu mischen, um Schmutz und überschüssige Fette von der Hautoberfläche zu lösen. Sie kommen bevorzugt in Seifen, Waschlotionen, Duschgelen oder Shampoos vor. Manchmal erledigen Tenside ihre Aufgabe fast schon zu gut. Dann beseitigen sie nicht nur die überflüssigen Fette und den daran haftenden Schmutz, sondern tragen auch die hauteigene Fette, so genannte Lipide, ab. Dadurch kann Deine Haut ihre Schutzwirkung verlieren und bleibt trocken zurück.

Verwendete Tenside auf Hautbeschaffenheit abstimmen

Das Tensid Sodium Lauryl Sulfate (SLS) ist besonders effektiv, dabei aber auch reizend und austrocknend für die Haut. „Für das Irritationspotential dieses Tensids sind die kleinen Laurylsulfatketten verantwortlich, die sich leicht in die Haut „bohren“ können“, so Dr. Almedom. SLS kann sowohl synthetisch aus Erdöl als auch aus Fettalkoholen von Palmöl oder Kokosnüssen hergestellt werden. Dabei werden in einem zweistufigen Prozess die Laurylalkohole meist mit Hilfe von Schwefeltrioxid sulfatiert und anschließend mit Natriumhydroxid (INCI: Sodium Hydroxide) neutralisiert. SLS kann schon bei geringer Konzentration zu starker Austrocknung und Reizungen Deiner Haut führen. Der Inhaltsstoff begegnet Dir aber nicht nur in Waschprodukten, sondern auch in Zahncremes, wo er Entzündungen der Mundschleimhaut fördern kann.

Produkte mit SLS

Nah mit diesem Sulfat verwandt ist Sodium Laureth Sulfate (SLES), das aus SLS durch einen Prozess namens Ethoxylierung gewonnen wird. Dr. Ruta Almedom: „Dabei werden den Fettalkoholen in der Formel erdölbasiertes Ethylenoxid zugesetzt, was sie besser wasserlöslich und im Vergleich zu SLS weniger aggressiv macht. SLES gilt daher als das Tensid mit der besseren Hautverträglichkeit – eine Eigenschaft, die es zu einer beliebten Substanz in “Sensitiv”-Produkten macht.“ In der Vergangenheit galt das Tensid jedoch als problematisch, weil bei der Herstellung das krebserregende Nebenprodukt 1,2-Dioxan entstand und als Verunreinigung nachweisbar war. „Optimierte Herstellungsmethoden minimieren diese Risiko heute aber so weit, dass diese Tatsache nicht mehr relevant ist“, so die wissenschaftliche Leiterin von CodeCheck weiter.

Produkte mit SLES

Als natürliche Alternative für Verbraucher:innen, die auf SLS verzichten, aber auch keine erdölbasierten Stoffe verwenden möchten, gilt Sodium Coco Sulfate (SCS). Es ist nicht so aggressiv und steht ebenfalls häufig auf den Inhaltsstofflisten von so genannten Sensitiv-Waschlotionen. Bei SCS handelt es sich um ein weiteres anionisches Tensid, das durch den selben Prozess wie SLS, also durch Sulfatierung der Fettsäuren von Kokosöl entsteht. Was Du vielleicht nicht weißt: SCS wird aus einem Gemisch verschiedener Fettalkohole hergestellt und enthält einen relativ hohen Anteil von Laurylsulfaten, die vornehmlich für ein Irrititationspotential der Haut verantwortlich sind. „Somit gilt SCS aufgrund seiner geringeren Konzentration an SLS zwar als milder, aber für Menschen mit besonders sensibler Haut, die auf SLS reagieren, ist es auch nicht die richtige Wahl“, erklärt Dr. Ruta Almedom. „Bei diesen Tensiden ist es wichtig darauf zu achten, dass sie in einer milden Formulierung mit rückfettenden Stoffen kombiniert werden.“

Produkte mit SCS

Unser Tipp: Reduziere die Häufigkeit und die Dauer des Kontakts mit Deiner Haut und trage nach dem Waschen eine ausreichende Feuchtigkeitspflege auf.

Weil sich viele Verbraucher:innen mit empfindlicher Haut mildere Detergenzien für ihre täglichen Hautreinigung wünschen, verbessern Hersteller die Milde ihrer Produkte häufig auch mit wenig schäumenden, milden Zuckertensiden, zum Beispiel Lauryl Glucoside.

Mildere Rezepturen auf Basis von Zuckertensiden

Noch milder und verträglicher für Dich, wenn Du sensible Haut hast oder eine milde Waschlotion für Baby- und Kinderhaut suchst, sind Produkte mit nichtionischen Zuckertensiden wie Coco Glucoside, Coco Glucoside Glyceryl Oleate und Decyl Glucoside. „Dieser wasserliebende Anteil der Tenside wird vornehmlich aus Stärke und Zucker von nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrübe, Mais oder Weizen hergestellt. Die Fettsäuren oder Fettalkohole des wasserabweisenden Anteils dagegen werden oft aus Palmkernöl gewonnen“, so Dr. Almedom. Zwar schäumen diese Tenside nicht so stark, aber ihre Reinigungswirkung ist völlig ausreichend und eignet sich für Haut und Haare. Zuckertenside sind außerdem ökologisch unbedenklich. Die Inhaltsstoffspezialistin dazu: „In den letzten Jahren haben Nachfrage und Zahl an Produkten mit Alkyglycosiden am Markt zugenommen. Ganz unbedenklich jedoch sind sie nicht, wenn Du zu den Menschen gehörst, die verstärkt zu allergischen Reaktionen neigen. Einige dokumentierte Fälle einer allergischen Kontaktdermatitis gegen Alkylglucoside sind vor allem auf die Subtypen Lauryl- und Decylglucoside zurückzuführen.“

Grundsätzlich gilt, dass ein Produkt auch mit anionischen Tensiden für Dich geeignet sein kann, wenn die Formel mit feuchtigkeitspendenden, hautberuhigenden Stoffen kombiniert ist. Das merkst Du daran, dass Du nach regelmäßiger Anwendung weder eine trockene, juckende Haut hast noch Rötungen auftreten.

Unser Tipp hier: Trage nach dem Waschen eine regenerierende Creme auf.

Produkte mit milden Zuckertensiden